Kunstwerk des Monats im April 2017


02. April 2017
Original und Kopie im Werk von Filippo Lauri
Vorgestellt von: Joachim Tennstedt BA

Glaukos raubt Skylla Glaukos raubt Skylla


Zur Eröffnung der Aus­stellung der Italie­nischen Ge­mäl­de der Kunst­samm­lung wird der Blick der Be­sucherin/ des Be­suchers im Kunstwerk des Monats April auf zwei kleinformatige und somit eher unscheinbare Gemälde gelenkt, die dem römischen Barockmaler Fi­lippo Lauri zugeschrieben werden. Die beiden my­tholo­gischen Sze­nen, Glau­kos raubt Skyl­la (Inv.-Nr. GG 149) so­wie Al­pheus ver­folgt Are­thu­sa (Inv.-Nr. GG 150), ba­sie­ren auf Pas­sa­gen der Meta­mor­pho­sen des Ovid ( Buch XIII, 898-968 bzw. Buch V, 572-641).

Sie thematisieren zum einen die Be­gierde des Meeresgottes Glaukos nach der Meeres­nymphe Skyl­la, zum anderen den Versuch des Flussgottes Alpheus, sich der in seinen Wässern badenden Nymphe Arethusa zu be­mächtigen. Aus dem Nachlass Zschorns im Jahre 1796 nach Göttingen ge­langt, zählen die beiden Gemälde somit zu den äl­testen im Besitz der Kunstsammlung. Im Herbst 2014 wurden sie von der Dipl. Res­taura­torin Vio­la Both­mann um­fas­send res­tau­riert, so dass vom Künst­ler spie­lerisch ge­setzte De­tails seit­her in neu­em Glanz erstrah­len und die Qua­lität der facet­ten­reichen Mal­weise augen­scheinlich wird.

Doch wie bei vielen der italienischen Gemälde kann auch hier der Schein trügen - handelt es sich bei den beiden Werken tatsächlich um Arbeiten Filippo Lauris, oder doch um geschickte Kopien? Zwei­fel zur Autorschaft des Künstlers ergeben sich aus der Tat­sache, dass beide Gemälde keine Einzelstücke sind, sondern in mehreren Variationen international nachweisbar sind. So konnten während der Forschungsarbeit im Rahmen des FoLL-Projektes (Forschungsorientiertes Lehren und Lernen) Exemplare etwa in der Galleria Pallavicini in Rom ausfindig gemacht und auch un­ter­sucht werden.
Des Weiteren sind beide Göttinger Werke rückseitig signiert, je­doch auf der zur Stabilisierung bei einer früheren Restaurierung auf­gebrachten zweiten Leinwand; der Zustand der Original-Lein­wän­de und eine mögliche Signatur auf ihren Rückseiten können so­mit nicht überprüft werden. Da es sich somit nicht um Sig­na­turen, sondern vielmehr um Zuschreibungen eines Unbekannten an den Künstler Filippo Lauri handelt, konnten sie zwar als Aus­gangs­punkt für die Erforschung der Kunstwerke dienen, jedoch nicht als stichhaltiges Argument.