DFG Projekt "Die Wirkung von Marktfriktionen auf Optionspreise"

UH 107/4-1, KO 2285/3-1

Die klassische Theorie der Optionsbewertung geht davon aus, dass Wertpapiere ohne Friktionen gehandelt werden können. Dies ist in der Realität jedoch nicht der Fall, etwa weil Wertpapiere nicht vollkommen liquide sind oder verschiedene Marktteilnehmer Finanzierungsrestriktionen unterliegen. Wie insbesondere die globale Finanzkrise von 2008/2009 gezeigt hat, können solche Marktfriktionen ein erhebliches Ausmaß annehmen, und es ist davon auszugehen, dass Optionspreise dadurch stark beeinflusst werden. Ziel des Projektes ist es zu verstehen, wie und in welchem Ausmaß verschiedene Marktfriktionen Options-preise und Optionsrenditen beeinflussen. Eine große Schwierigkeit besteht dabei darin, dass die Richtung von Preiseffekten von der Nettonachfrage der Endnutzer von Optionen abhängt. Ist diese Nettonachfrage positiv, d. h. wollen Endnutzer vor allem Optionen kaufen, sollten Marktfriktionen eine preissteigernde Wirkung haben, bei negativer Nettonachfrage jedoch eine preissenkende Wirkung. Leider stehen Daten über die Nettonachfrage von Endnutzern, insbesondere bei Optionen auf Einzelaktien, kaum zur Verfügung. Eine zentrale Idee des Projektes ist es daher, in einem ersten Schritt Hypothesen zum Zusammenhang zwischen Marktfriktionen und Optionsreisen abzuleiten und empirisch zu überprüfen, die keine Kenntnis der Nachfrage erfordern. Dabei wird insbesondere ausgenutzt, dass Friktionen die Streuung von Optionspreisen um einen geeignet gewählten Referenzwert erhöhen sollten. Sofern die Hypothesen in den geplanten empirischen Untersuchungen für den US Aktienoptionsmarkt bestätigt werden, können dann in einem zweiten Schritt aus den Abweichungen zwischen Preisen und Referenzwerten Rückschlüsse auf die Nettonachfrage gezogen werden.
Die im Projekt untersuchte Frage nach dem Einfluss von Marktfriktionen auf Optionspreise ist nicht nur aus wissenschaftlicher Sicht von großem Interesse, sondern besitzt auch gesellschaftspolitische Relevanz. Gerade angesichts der kontroversen Diskussion über Derivatemärkte ist es wichtig, die Funktionsweise solcher Märkte besser zu verstehen, um fundierte Handlungsempfehlungen für Risikomanagementstrategien von Unternehmen sowie für das Design und die Regulierung von Optionsmärkten geben zu können. Insbesondere durch die Betrachtung verschiedener Marktfriktionen (Illiquidität, Marktunvollständigkeit, Finanzierungsrestriktionen) und die Untersuchung ihrer relativen Bedeutung bei der Preisbildung in verschiedenen Marktphasen leistet das Projekt hierfür einen wichtigen Beitrag.