Kunstwerk des Monats im Oktober 2017


01. Oktober 2017
Einblicke in die Genese eines Historiengemäldes: Carl Oesterleys Entwürfe und Studien zu "Die Tochter Jephtahs"
Vorgestellt von: Dr. Katja Mikolajczak

KdM Okt 17Carl Oesterley (Göttingen 1805–1891 Hannover) studierte in seiner Geburtsstadt Göttingen Kunstgeschichte und Philosophie. Seine künstlerische Ausbildung erhielt er an der Kasseler und Dresdener Kunstakademie. 1826-28 bereiste er Italien, wo er mit vielen Künstlern aus dem Umkreis der Nazarener in engem Kontakt stand.

Nach seiner Rückkehr hielt Oesterley an der Georg-August-Universität kunsthistorische Vorlesungen zunächst als Privatdozent, seit 1831 als Professor. Zudem stand er der universitären Kunst- und Kupferstichsammlung vor. Gleichzeitig war er mit enormer Produktivität künstlerisch tätig und präsentierte Arbeiten bei den Ausstellungen verschiedener Kunstvereine. 1845 wurde Oesterley zum Königlich Hannoverschen Hofmaler berufen. Er behielt auch weiterhin seine Göttinger Anstellung, so dass er bis zu seiner Pensionierung als Professor 1863 verpflichtet war zwei Monate im Jahr in Göttingen zu sein, um Vorlesungen zu halten. Seine Arbeit als Maler endete um 1884, als Oesterley 79 jährig sein Atelier schloss und in den Ruhestand trat. Sein künstlerisches Schaffen umfasst zahlreiche Altar- und Galeriebilder, aber er war auch als Porträtmaler des Adels und Bürgertums sehr gefragt.

1835 als er schon mehrere Jahre als Professor Kunstgeschichte an der Georgia Augusta gelehrt hatte, entschloss sich Oesterley für einige Monate nach Düsseldorf zu gehen, um die dortige Kunstakademie zu besuchen. Sein Ziel war es, sich im Kreis der Düsseldorfer Künstler und insbesondere unter der Obhut des Akademiedirektors Wilhelm Schadow als Maler weiterzubilden, vor allem auf dem Gebiet des Kolorits. Während dieses Aufenthalts schuf er eines seiner bekanntesten Werke: Die Tochter Jephtahs. Dieses Gemälde, das sich heute im Niedersächsischen Landesmuseum in Hannover befindet, brachte Oesterley große Anerkennung ein.
Zahlreiche Briefe des Künstlers dokumentieren diesen Aufenthalt. Darin berichtet er u. a. über die gemachten Vorarbeiten zur Figurenfindung, die Akt-, Gewand- und Ölstudien, mit denen er gemäß des üblichen Vorgehens an der Düsseldorfer Akademie sein Gemälde vorbereitete. Einige der so entstanden Zeichnungen und Ölskizzen haben sich erhalten und befinden sich als Dauerleihgabe in der hiesigen Kunstsammlung. Mit ihnen lässt sich die Entstehung der Tochter Jephtahs anschaulich nachvollziehen.