Nachruf auf Prof. em. Dr. Karl Arndt (1929-2018)


Am 10. September 2018 ist Professor em. Dr. Karl Arndt in Emden, der Wahlheimat seiner späten Jahre, mit 89 Jahren gestorben. Für nahezu ein Vierteljahrhundert (1970-1994) bestimmte er als Ordinarius am Kunstgeschichtlichen Seminar der Universität Göttingen dessen Gestalt und Geschick.

Geboren in Hannover als ältester Sohn eines Juristen und Vorstandsvorsitzenden einer Bank wurde Arndt nach dem Studium der Kunstgeschichte, Germanistik und Geschichte in Göttingen 1956 mit einer Arbeit über Albrecht Dürers Holzschnitte zur Apokalypse promoviert. Es folgten für ihn Jahre, zunächst als Forschungsstipendiat, dann als Mitarbeiter, am Zentralinstitut für Kunstgeschichte in München, ehe er als Assistent von Heinz Rosemann nach Göttingen zurückkehrte. Hier habilitierte er sich 1969 mit Studien über die Landschaftszeichnungen von Pieter Bruegel d.Ä.; bereits im folgenden Jahr wurde ihm, als Nachfolger Rosemanns, der Lehrstuhl für Kunstgeschichte in Göttingen übertragen.

Durch Karl Arndt fand die Kunstgeschichte in Göttingen, als historische Disziplin, nach der Zäsur des Dritten Reichs und deren Folgen wieder Anschluss an die internationale Entwicklung des Fachs. Ihm gelang es Mitte der 1980er Jahre, für das Seminar, das zuvor in den Räumen des ehemaligen Chemischen Instituts in der Hospitalstraße untergebracht war, das Seminargebäude Nikolausberger Weg 15 zu gewinnen und damit unter ein Dach mit der Christlichen und der Klassischen Archäologie zu bringen. Auch der Umzug der Universitäts-Kunstsammlung aus einem lange währenden Provisorium im Gebäude von Institut und Sammlung der Ethnologie am Theaterplatz in die repräsentativen Räumlichkeiten des Alten Auditorium am Weender Tor (1988) fällt in seine Amtszeit und ist sein Verdienst. Schließlich wurde durch ihn, bereits 1974, die Tradition von Ausstellungen in der Kunstsammlung begründet, die von Lehrenden und Studierenden gemeinsam erarbeitet werden, die in Göttingen die seltene Möglichkeit eröffnen, bereits während des Studiums mit der Museumsarbeit vertraut zu werden, und die überdies das Kunstgeschichtliche Seminar in der Öffentlichkeit und über die Grenzen Göttingens hinaus eindrücklich sichtbar werden lassen.

Karl Arndts wissenschaftliche Interessen reichten von der Altdeutschen und Altniederländischen Malerei bis zur Kunst der Gegenwart (mit mehreren Künstlern seiner Zeit war er befreundet). Als einer der Ersten stellte er sich den Herausforderungen der Architektur und Kunst unter dem Nationalsozialismus als Forschungsgegenstand der Kunstgeschichte. Als einer der Ersten auch befasste er sich mit der Denkmalskunst des 19. Jahrhunderts und wandte sich vormaligen Randbereichen des Fachs, wie der Buchillustration und der Karikatur, zu.

Noch über diese weitgesteckten Grenzen seiner ‚gelehrten Autorschaft‘ hinaus geht die Wirksamkeit Arndts als hochengagierter, den Studierenden naher akademischer Lehrer und als Repräsentant seiner Disziplin jenseits der Universität, als der er die Arbeit und das Ethos eines Wissenschaftlers gleichermaßen beispielhaft vorstellte und mit einer seltenen Brillanz des Vortrags zu verbinden wusste.
Mit tiefem Dank und großem Respekt gedenken die Angehörigen des Kunstgeschichtlichen Seminars der vielfältigen und weitreichenden Leistungen von Karl Arndt, dem das Institut wie das Fach der Kunstgeschichte in Göttingen nichts Geringeres als ihre Zukunftsfähigkeit verdanken.