Projekt "Interactive Learning on Demand - Künstliche Intelligenz als Tutor in Großveranstaltungen" will zusätzliches Unterstützungsangebot für Studierende schaffen

Zu Hause fragen wir Alexa nach der Uhrzeit, unterwegs Siri nach Restaurantempfehlungen – im Alltag kommunizieren wir bereits in einigen Situationen mit einer künstlichen Intelligenz. Zwei wissenschaftliche Mitarbeiter der Georg-August-Universität Göttingen wollen eine künstliche Intelligenz nun auch in Lehrveranstaltungen einsetzen und dadurch ein zusätzliches Unterstützungs- und Betreuungsangebot für Studierende schaffen.

„Wir möchten ein zusätzliches Unterstützungsangebot in Form einer App bereitstellen. Diese App wird wie ein Chatbot funktionieren und individuelle Fragen der Studierenden zu den Inhalten unserer Lehrveranstaltungen automatisiert beantworten. Die App ist also eine Art künstlicher Tutor“, erklärt Dr. Sebastian Hobert. Er ist Akademischer Rat an der Professur für Anwendungssysteme und E-Business der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät. Gemeinsam mit Florian Berens, wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Professur für Quantitative Methoden und Statistik der Sozialwissenschaftlichen Fakultät, führt er das Projekt "Interactive Learning on Demand - Künstliche Intelligenz als Tutor in Großveranstaltungen" durch.

Für ihre Initiative sind die beiden bereits ausgezeichnet worden. Der Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft und die DATEV-Stiftung Zukunft fördern das Projekt im Rahmen des Programms „Fellowships für Innovationen in der Hochschullehre“ mit einem Tandem-Fellowship in Höhe von 30.000 Euro.

„Ähnlich wie bei bekannten Messengerdiensten wie z.B. WhatsApp wird die App einen Chat bereitstellen, über den die Studierenden mit der App kommunizieren können. Die künstliche Intelligenz der Anwendung wird die Textnachrichten der Studierenden automatisch beantworten“, beschreibt Sebastian Hobert das geplante Vorgehen. „Ziel ist es, dass Studierende in Zeiten, in den kein Lehrender bzw. Tutor zur Verfügung steht - also auch abends oder am Wochenende - trotzdem Fragen zu den Vorlesungsinhalten stellen können und sofort eine Antwort darauf erhalten.“ Darüber hinaus soll die App auch organisatorische Fragen zu den Lehrveranstaltungen beantworten, wie zum Beispiel zu welchen Uhrzeiten oder in welchen Hörsälen sie stattfinden.

Zum ersten Mal eingesetzt werden soll die Anwendung im Sommersemester 2019. In den Lehrveranstaltungen „Management der Informationssysteme“ und „Statistik 1“ können Studierende der Wirtschaftswissenschaftlichen und der Sozialwissenschaftlichen Fakultät die Chat-Funktionen testen. „Die App zielt insbesondere auf größere Vorlesungen ab, da in diesen Veranstaltungen eine individualisierte Betreuung auch trotz angebotener Tutorien schwieriger durchgeführt werden kann“, erläutert Hobert. Durch eine anonymisierte Übersicht über häufig nachgefragte Lerninhalte, die die App den Lehrenden zur Verfügung stellen soll, erhalten Dozentinnen und Dozenten darüber hinaus Feedback über besonders nachgefragte Inhalte und können darauf in der Vorlesung oder in den Tutorien nochmals vertiefend eingehen.

Der Einsatz der App in ihren Lehrveranstaltungen ermöglicht Florian Berens und Sebastian Hobert außerdem im Rahmen ihrer wissenschaftlichen Arbeit zu untersuchen, wie Chat-basierte Systeme Studierende in Großveranstaltungen unterstützen können. „Wir sind schon sehr gespannt auf die Meinung der Studierenden zu diesem ergänzenden Ansatz, Lerninhalte bereitzustellen“, freut sich Hobert.