Digitalisierung von Skelettmaterial im Kontext verschiedener anthropologischer Fragestellungen

Ziel des gemeinsamen Forschungsprojektes ist es, gegenwärtige Digitalisierungsmöglichkeiten auszuschöpfen. Diese stellen für die anthropologische Arbeit mit Skelettmaterial viele Vorteile dar. Zum einen kann Skelettmaterial umfassend dokumentiert und vor allem in Fällen von Wiederbestattungen dauerhaft für weitere Forschungsfragen bereitgestellt werden. Grundsätzlich trägt es zur Schonung des Skelettmateriales bei, wenn Untersuchungen am digitalisierten Knochen durchgeführt werden können. Zudem können so Skelettsammlungen und -serien externen Wissenschaftlern zu Forschungszwecken zur Verfügung gestellt werden.

Maßgeblich ist dabei das Skelettmaterial so zu digitalisieren, dass das Digitalisat ein genaues Abbild des physischen Originals darstellt. Zudem bedarf es der technischen Möglichkeiten, die Digitalisate über das bloße Anschauen hinaus für anthropologische Untersuchungen verwenden zu können, zum Beispiel zur metrischen Erfassung eines Knochenelements.

Ein Schwerpunkt des Projekts ist die Entwicklung praxistauglicher Digitalisierungsabläufe, die zu hochauflösenden originalgetreuen Digitalisaten führen. Skelettmaterial aus der Göttinger Sammlung wird zur Verfügung gestellt und durch den Kooperationspartner HSMW zunächst photogrammetrisch erfasst. Dafür werden von HSMW geeignete Abläufe entwickelt, die anthropologisch begleitet werden. Im zweiten Schritt wandelt HSMW die Aufnahmen in digitale 3D-Modelle um. Mit Fortschreiten des Projektes ist auch die Integration anderer Digitalisierungstechniken und bildgebender Verfahren wie CT-Scans geplant.

Der zweite Schwerpunkt besteht darin, die Verwertbarkeit der entstandenen Digitalisate für die Anthropologie zu sichern und eine virtuelle Umgebung zu schaffen, innerhalb derer das digitale Skelettmaterial anthropologisch untersucht und analysiert werden kann. Dazu entwickelt HSMW ein Programm, in das 3D-Modelle der Knochen importiert, annotiert und untersucht, bspw. vermessen, und die Modelle mit den erfassten Daten gespeichert werden können. Die Konzeption und Umsetzung des Programmes wird fachlich von den Göttinger Anthropolog/innen begleitet und evaluiert, bspw. durch Praxistests. Die Ergebnisse der Projektarbeiten werden für die weiterführende Entwicklung innerhalb des Projekts, zur Erforschung anthropologischer Fragestellungen und für gemeinsame Publikationen genutzt. Neben den Publikationen ist ein Wissenstransfer durch die Bereitstellung des digitalisierten Skelettmaterials und des Programms geplant.

Publikation:

  • Heuschkel, M. L., Becker, S., Jeraufke, S., Lucas, C., Mohaupt, M., Labudde, D., Kirsten, T. & Grosskopf, B. 2020: Zur Spurensuche an menschlichen Skeletten. In Spurenlesen. Methodische Ansätze der Sammlungs- und Objektforschung, hg. von E. Seidel, F. Steinheimer & C. Weber. Berlin (Junges Forum für Sammlungs- und Objektforschung 4, hg. von der Gesellschaft für Universitätssammlungen e.V. Berlin).


Tagungen und Workshops:

  • 7.-10 Dezember 2020: CIDOC Conference 2020, ANTHROWORKS3D. A Digital Tool for Anthropological Analyses in Cultural Heritage Institutions and Beyond. Präsentiert von Marie Heuschkel.
  • 18. März 2021: DIGITAL BIS INS MARK?! Zum Stand der Digitalen Transformation in der interdisziplinären Arbeit mit Skelettsammlungen. 1-tägiges Online-Symposium veranstaltet von der Hochschule Mittweida und der Abteilung Historische Anthropologie der Universität Göttingen.