Fakultät für Forstwissenschaften und Waldökologie

Die Geschichte der Forstwissenschaftlichen Fakultät in Göttingen begann mit der Gründung der Königlich Preußischen Forstakademie zu Münden als zweite forstliche Ausbildungsstätte des Königreichs im Jahr 1868. Die forstlichen Fachwissenschaften wurden zunächst durch den Direktor der Forstakademie und einem nebenamtlichen Lehrer vertreten. Hinzu kamen drei Dozenten für die Hilfswissenschaften und ein Lehrer für die forstliche Rechtskunde. Diese sechs Lehrer mussten eine riesige fachliche Breite bewältigen, die von den Grundlagen der Naturwissenschaften bis zu forstspezifischen Spezialfragen reichte.

Schon bald überstieg die Anzahl der Studierenden das halbe Hundert. Der Mangel an Fachpersonal blieb lange Zeit das dominierende Problem der Mündener Forstakademie, denn auf Wunsch der preußischen Forstverwaltung wurde die Forstakademie nicht in den Universitätsbetrieb einbezogen, weil die Meinung vertreten wurde, dass die Ausbildung der Forstleute am besten an einer eigenständigen Lehranstalt stattzufinden habe. Hinzu trat die Machtfülle des jeweiligen Direktors, die den Posten ebenso attraktiv wie kritisierbar machte. Im Jahr 1921 erfolgte die Erhebung zur Forstlichen Hochschule, was nun auch Promotionen und Habilitationen ermöglichte. Zudem wurden nun mehr Stellen geschaffen.

Die Studenten der Forstlichen Hochschule stammten überwiegend aus sozial gehobenen Gruppen und trugen dann maßgeblich zur nationalsozialistischen „Machtergreifung“ an der Forsthochschule bei. Ebenso standen die Professoren dem Nationalsozialismus überwiegend offen gegenüber.

Zum April 1939 wurde dann die Eingliederung die Mündener Hochschule als Forstliche Fakultät in die Universität Göttingen verfügt, nachdem hierüber fast 50 Jahre diskutiert worden war. Tatsächlich änderte sich lange Zeit sehr wenig, weil der Umzug infolge des Weltkriegs aufgeschoben werden musste. Die Anzahl der Studierenden erreichte nach 1945 unbekannte Höhen, denn zum Wintersemester 1945/1946 schrieben sich 248 Studierende ein, darunter 9 Frauen. Die räumlichen Bedingungen blieben lange Zeit schlecht, denn erst in den Jahren 1970 - 72 konnte die Fakultät die neu errichteten Gebäude am Göttinger Faßberg übersiedeln. Zu diesem Zeitpunkt war das Fach in einem umfassenden Wandel zur Ökosystemforschung begriffen, der dann durch die neuen Labore beschleunigt wurde, womit gesellschaftliche Diskurse und Tendenzen der Umweltbewegung fundiert werden konnten.

Bereits seit den 50er Jahren kam es zu einer raschen fachlichen Differenzierung mitsamt der Schaffung neuer Fächer und Institute, wie z.B. dem Institut für Forstgenetik und Forstpflanzenzüchtung oder auch dem Institut für Bioklimatologie. Zudem wurde der Naturschutz als Lehr- und Forschungsaufgabe erstmalig in Deutschland eingeführt. Neben den Naturschutz trat das steigende Interesse an forstlicher Ertragskunde, dem Waldbau, der Forstbenutzung und der forstlichen Betriebswirtschaftslehre und es wurden neue Professuren in diesen Bereichen geschaffen.

  • Hasel, Karl: Die Entwicklung der Forstwissenschaft in Göttingen und Hannoversch-Münden, in: Hans-Heinrich Voigt (Hrsg.): Naturwissenschaften in Göttingen, Göttingen 1988, S. 98–115.
  • Leitbild und Geschichte, in: Fakultät für Forstwissenschaften und Waldökologie, https://www.uni-goettingen.de/de/634805.html (05.07.2022).