Berti Kolbow-Lehradt


MedienBüro RatgeBerti: Freier Fachjournalist für Technikthemen













Berti Kolbow-Lehradt studierte von 2003 bis 2009 in Göttingen fakultätsübergreifend Wirtschafts- und Sozialgeschichte, Politikwissenschaft und Geschlechterforschung. Darin schloss er mit einem Magister Artium ab. Anschließend begann er eine Dissertation zur Marketinggeschichte der Fotoindustrie am Beispiel von Agfa und Kodak.








Bei welchem Unternehmen sind Sie beschäftigt?


Ich bin freier Fachjournalist für Technikthemen. Mit dem MedienBüro RatgeBerti habe ich mich im Jahr 2016 selbstständig gemacht. Seitdem habe ich zwei Standbeine. Zum einen berichte ich für Special-Interest- und Fachmedien wie Spiegel.de Netzwelt, c't, Heise Online, Computer Bild und t3n. Zum anderen unterstütze ich Agenturen, Verbände und Unternehmen in der B2C- und B2B-Kommunikation. Zu den bekannteren Unternehmenskund*innen zählten und zählen Adobe, Canon, De'Longhi, Lufthansa, Microsoft, Oppo, Samsung, Siemens und Telekom. Ich unterstütze aber auch Start-ups und mittelständische Betriebe.



Beschreiben Sie bitte Ihren Tätigkeitsbereich.


Ich bin überwiegend als Autor und Redakteur tätig. Seltener unterstütze ich konzeptionell und strategisch. Für Redaktionen erstelle ich Texte, in denen ich Technikprodukte teste und vergleiche sowie Ratschläge zum Kauf und Einsatz gebe. Dabei sind meine inhaltlichen Schwerpunkte das Smart Home und smarte Unterhaltungselektronik aller Art. Für Unternehmen erstelle ich Whitepaper, Blog-Posts, Social-Media-Beiträge und Fachartikel, die erklärungsbedürfte Konzepte, Produkte und Services rund um Digitalisierung, Automatisierung und das industrielle Internet of Things leicht verständlich machen. Ebenso berate ich fachthematisch bei Pitches oder als Experte bei Unternehmensevents.



Wie haben Sie Ihren Berufseinstieg erlebt?


Mein Übergang zwischen Beruf und Uni war fließend und nicht linear. Schon vor dem Studium habe ich bei einer Lokalzeitung eine Redakteursausbildung absolviert. Während der Uni-Zeit war ich als freier Autor für verschiedene Medien tätig. Das Studium der Wirtschaftsgeschichte habe ich ursprünglich als Fortbildung für den weiteren Weg im Journalismus betrachtet. Es hat mir aber dann doch starke Impulse gegeben, Neues zu wagen. Das betrifft etwa den Beginn einer Dissertation. Diese habe ich zwar nicht abgeschlossen. Dennoch habe ich durch die wissenschaftliche Arbeit und damit einhergehende Forschungsaufenthalte in den USA und England Kompetenzen erworben, die für meine aktuelle Berufstätigkeit – auch ohne den Doktortitel – sehr wertvoll sind.


Nach der Uni-Zeit gab es für mich erfreulicherweise keine nennenswerte Phase der beruflichen Unsicherheit. Wegen meiner Praxiserfahrung habe ich schnell Einstiegspositionen in der Kreativwirtschaft gefunden, unter anderem als Texter in einer PR-Agentur.


Dabei habe ich eindrücklich festgestellt, dass zum Teil Welten zwischen den Theoriegebäuden der Wirtschaftswissenschaften und den vielfach ungeschriebenen Mechanismen der Unternehmenswirklichkeit liegen. Das hat mich geerdet und mich zusätzlich zu meinem akademischen Know-how auf das vorbereitet, was ich heute erfolgreich tue: Komplexes Wissen einfach vermitteln. Und zwar so differenziert, dass Unternehmen zwar ihre Botschaften transportieren können, aber Kund*innen sich auch gut informiert fühlen - um mal im Wirtschaftskontext zu bleiben.



Wie hat Sie das Studium auf die Praxis vorbereitet?


Neue Konzepte und Zusammenhänge schnell zu verstehen und vermitteln zu können, ist für mich als Fachautor ein wichtiger Wettbewerbsfaktor. Das Studium hat mir die Instrumente an die Hand gegeben, mir anhand eigener Quellenrecherchen und empirischer Arbeiten in der Praxis immer wieder neues Wissen zu erschließen, dieses kritisch einzuordnen und kontextbezogen für eine interessierte Zielgruppe zu interpretieren. Insbesondere die Arbeit an der Dissertation hat meine Fähigkeit gestärkt, mich fundiert in komplexe Sachverhalte einzuarbeiten, Relevantes zu selektieren und dieses präzise und verständlich aufzubereiten, damit aus mehr Wissen für mich auch Mehrwert für andere entsteht.


Handelt es sich wirklich um technische Neuerungen, die unser Leben und die Gesellschaft voranbringen oder nur um effektheischenden Elektro-Voodoo, der die Umwelt noch ein Stück mehr zumüllt? Erleichtert diese und jene Digitalisierungslösung wirklich ein nachhaltigeres Wirtschaften oder zieht es Unternehmen und Behörden nur sinnlos Beratungs- und Fördergelder aus der Tasche? Es braucht streng genommen keine akademische Ausbildung, um solche Fragen zu beantworten. Aber die Antworten werden dadurch sehr viel besser.



Wieso können Sie ein Studium an der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät empfehlen?


Den seltenen Mix aus geisteswissenschaftlichen und wirtschaftswissenschaftlichen Inhalten betrachte ich als besonderen Vorteil. Dadurch habe ich ein sehr viel fundierteres Verständnis für meinen Studienschwerpunkt in der Unternehmensgeschichte erhalten, als es vermutlich ohne diesen fakultätsübergreifenden Ansatz möglich gewesen wäre. Nicht zuletzt helfen mir die erworbenen Grundlagen des Marketings bei meiner Tätigkeit für PR-Teams, die ja strukturell in vielen Unternehmen in der Marketingkommunikation verankert sind.


Da ich als Geisteswissenschaftler für gewerbliche Auftraggeber*innen arbeite, ist es hilfreich, wenn ich weiß, wie Unternehmen "ticken", was Kund*innen wollen und welche Marktmechanismen dahinterstecken. Als Kommunikationsexperte kann ich durch dieses wirtschaftswissenschaftliche Know-how viel besser einordnen, welche übergeordnete Bedeutung die Maßnahme hat, mit der ich meine Unternehmenskund*innen unterstütze.


Nicht zu unterschätzen ist auch der positive Effekt, den das Studium für meine Sprachkenntnisse in Business-Englisch hatte. Mit englischsprachigen Quellen und Lehrtexten zu arbeiten, war ein wichtiger Teil des Curriculums. Jetzt finden viele meiner Interviews und Auftragsbriefings in dieser Sprache statt. Ich bin sicher, meine Gesprächspartner*innen wissen es zu schätzen, dass nur mein deutscher Akzent holprig ist, aber nicht mein englischer Wortschatz.



Denke ich an meine Studienzeit in Göttingen zurück...


...erinnere ich mich an einen wunderbaren Lebensabschnitt in einem Ort, der das Freizeitangebot einer Großstadt in das Format einer Kleinstadt packt – mit kurzen Wegen zur Uni, zu Kneipen, Kinos und zum schönen Kiessee. Und je länger ich darüber nachdenke, desto mehr vermisse ich den leckeren Mohnkuchen des Café Central!


(Stand: Mai 2022)