Deutsch-Chinesisches Institut für Rechtswissenschaft
Bericht zum 13. Jungen Forum zum Chinesischen Recht am 23.04.2025
Eine Plattform zum Austausch und offenen Dialog
von Keanu Demuth
Am 23. April 2025 veranstaltete das DCIR erneut das “13. Junge Forum zum Chinesischen Recht” auf Zoom. Das DCIR freute sich, so viele zahlreiche Interessierte aus verschiedenen Fachrichtungen begrüßen zu dürfen. “Die Rolle des Brückenbauers mit China ist bedroht aufgrund der vielen politischen Veränderung, besonders in den USA. Umso freudiger ist es für mich, Sie bei diesem besonderen Event willkommen zu heißen,” erzählte Prof. Dr. Dominic Sachsenmaier in seiner Begrüßungsrede an die Teilnehmenden.
“Das Junge Forum ist eine Plattform zum Dialog. Es ist ein wiederkehrendes Event des DCIR und zeigt damit seine Kontinuität und Relevanz.” ergänzte Institutsdirektor Prof. Dr. José Martinez. “Übersetzer, Brückenbilder und kritische Beobachter. Das Deutsch-Chinesische Institut für Rechtswissenschaft fördert den juristischen Nachwuchs und schlägt die Brücke zwischen der chinesischen und deutschen Rechtskultur. Dieses Forum lebt vom Austausch und offenen Dialog.”
Diesen offenen Dialog führten die wissensbegierigen Teilnehmerinnen und Teilnehmer anschließend auch mit den Referentinnen und Referenten, um sich über den Doppelmasterstudiengang, mögliche Berufsperspektiven und natürlich die chinesischen Rechtskultur auszutauschen.
Los ging es mit einem spannenden Vortrag zu den “Rechtlichen Herausforderungen und Lösungen im Kontext ‘China for China’” von Rechtsanwalt Ralph Koppitz. Koppitz arbeitet als Partner für die Rechtsberatung von Rödl & Partner in Shanghai. Er erklärte, dass es einerseits Herausforderungen gebe, wie dem zunehmenden Wettbewerb auf dem chinesischen Markt. Andererseits gebe es aber auch viele Chancen wie der Verlängerung von Steuervorteilen für Ausländer in China und dem 30 Tage visafreien Aufenthalt auf dem Festlandchina.
Anschließend gab Prof. Dr. Benjamin Pißler, Vizedirektor am Deutsch-Chinesischen Institut für Rechtswissenschaft in Nanjing, einen interessanten Einblick in die chinesische Rechtsterminologie, insbesondere unter Einsatz von DeepL. Prof. Dr. Pißler machte deutlich, dass der Übersetzer DeepL zwar ein wichtiges Hilfsmittel sei, bei terminologischer Genauigkeit aber viele Probleme aufweise (Fachbegriffe werden unterschiedlich übersetzt). Trotzdem könne man DeepL effizient benutzen, um Zeit zu sparen und schnell zum juristischen Problem im chinesischen Rechtstext zu kommen.
Nach einer kleinen Mittagspause stellte Ranling Zhang, wissenschaftliche Mitarbeiterin am DCIR, den Doppelmasterstudiengang “Chinesisches Recht und Rechtsvergleichung” der Universitäten Göttingen und Nanjing vor. Minte Nagel, die erfolgreich den Doppelmasterstudiengang absolviert hat, gab darauf aufbauend eine Berufsvorstellung nach dem Master. Minte Nagel arbeitet als wissenschaftliche Assistentin am Max-Planck-Institut für ausländisches und internationales Privatrecht, Hamburg und gab den Teilnehmer:innen interessante Berufseinblicke und Perspektiven.
Abschließend gab Rechtsanwältin Dr. Madeleine Martinek von CMS Hasche Sigle, Berlin, einen aufschlussreichen Überblick über die „Vertragsgestaltung im Chinageschäft unter besonderer Berücksichtigung der chinesischen Schiedsgerichtsbarkeit”. Dr. Martinek machte auf Aspekte aufmerksam, die zu beachten sind vor dem Vertragsschluss zwischen einem deutschen und chinesischen Unternehmen. Außerdem erläuterte sie die Vor- und Nachteile bei der Anwendung des UN-Kaufrechts und wies auf die Besonderheiten der chinesischen Schiedsgerichtsbarkeit hin.
Das 13. Jungen Forum zum Chinesischen Recht gab erneut viele Möglichkeiten zum offenen Austausch. Dank der Expertise von vielen Juristen und China-Experten konnten die Fragen der Teilnehmerinnen und Teilnehmer beantwortet werden, damit diese selbst zu Brückenbauern werden können.
35 Jahre Deutsch-Chinesisches Institut für Rechtswissenschaft der Universitäten Göttingen und Nanjing – Jubiläumsveranstaltungen in Nanjing
Zur Feier des 35-jährigen Jubiläums des Deutsch-Chinesischen Instituts Rechtswissenschaft (DCIR) der Universitäten Göttingen und Nanjing reiste eine Delegation der Göttinger Juristischen Fakultät unter Leitung von Dekan Professor Andreas Paulus am 16. November einschließlich der Professoren Martin Ahrens, Olaf Deinert, Rüdiger Krause und José Martínez sowie Mitarbeiter*innen verschiedener Lehrstühle für mehrere Tage nach Nanjing, um die langjährige erfolgreiche Kooperation beider Universitäten und Juristischen Fakultäten gemeinsam mit der chinesischen Seite gebührend zu würdigen.
Den offiziellen Auftakt des Jubiläums bildete die Eröffnungsveranstaltung am 18. November unter Beteiligung hochrangiger Vertreter der Universität Nanjing nebst feierlicher Enthüllung des neuen Namensschildes des DCIR, das mitsamt seiner umfangreichen – durch zahlreiche aktuelle „Mitbringsel“ der Göttinger Delegation noch erweiterten – Bibliothek deutscher Rechtsliteratur zusammen mit der Juristischen Fakultät vor wenigen Monaten in vollständig renovierte, repräsentative Räumlichkeiten auf dem Zentralcampus umgezogen ist. An die Einführungsveranstaltung schloss sich am Nachmittag die Jahresversammlung der Chinesischen Alumni-Vereinigung der Universität Göttingen mit weit über 100 Teilnehmer*innen an, denen sich hierdurch die Gelegenheit bot, ihre schönen Erinnerungen an die teilweise schon Jahrzehnte zurückliegende Göttinger Zeit wieder aufleben zu lassen und alte Freund*innen wieder zu treffen.
Wissenschaftlicher Höhepunkt des Jubiläums war die Fachtagung zum Generalthema „Künstliche Intelligenz als Herausforderung für das Recht“ am 19. November, auf der zwölf deutsche und chinesische Professor*innen, darunter auch der Direktor am Hamburger Max-Planck-Institut für ausländisches und internationales Privatrecht Professor Ralf Michaels, diese hochaktuelle und für die politische, ökonomische und soziale Zukunft beider Länder außerordentlich bedeutsame Materie aus verschiedenen fachlichen Perspektiven beleuchteten und engagiert diskutierten.
Der 20. November gehörte vorwiegend dem wissenschaftlichen Nachwuchs: Am Vormittag stellten sieben deutsche und chinesische Doktorand*innen ihre Forschungen zu den Herausforderungen, die durch die Digitalisierung für das Recht hervorgerufen werden, zur Diskussion. Am Nachmittag fand für die chinesischen und die derzeit in Nanjing befindlichen deutschen Masterstudierenden ein Rechtsvergleichungsseminar mit sieben Refereraten und sieben dazugehörigen Kommentaren statt. Mit einem anschaulichen und gedankenreichen Vortrag von Professor Ralf Michaels zum Thema „How Asian Should Asian Law Be? An Outsider’s View“ fanden die verschiedenen Jubiläumsveranstaltungen am Abend ihren würdigen Abschluss.
Um zahlreiche wissenschaftliche Erkenntnisse, aber auch um vielfältige interkulturelle Eindrücke und anregende persönliche Begegnungen mit den chinesischen Partnern und Freunden bereichert, kehrte die Göttinger Delegation am 22. November wohlbehalten in die Heimat zurück. Für das nächste Jahr ist ein Gegenbesuch der Nanjinger Juristischen Fakultät in Aussicht genommen.
Sie können hier das Konferenz Programm finden.
Wir suchen Langzeitdozent*innen
Die Stelle für Langzeitdozent*innen in Nanjing ist nun neu ausgeschrieben. Die Ausschreibung steht unter dem Vorbehalt, dass die dem DAAD von den Geldgebern in Aussicht gestellten Haushaltsmittel zur Verfügung gestellt werden können. Wir freuen uns auf Ihre Bewerbung. Weitere Informationen finden Sie auf der DAAD-Webseite.
https://www.daad.de/de/im-ausland-studieren-forschen-lehren/lehren-im-ausland/freie-lektorate-und-dozenturen/detail/china-nanjing-university/?lr-id=25&lr-position&lr-country&lr-page=1&lr-offset=0