Drei Fragen an... Prof. Dr. Benedikt Downar

EY-Stiftungsprofessur für Financial Governance


1) Auf welche Lehrveranstaltungen können sich Ihre Studierenden freuen?

Die Professur wird sich vor allem mit dem Thema der Nachhaltigkeitsberichterstattung und dem Zusammenspiel von Nachhaltigkeitsthemen, Rechnungslegung, Wirtschaftsprüfung und Corporate Governance beschäftigen.

In der Vergangenheit wurden Unternehmen vor allem anhand von finanziellen Maßstäben wie der Profitabilität beurteilt, z.B. wenn es um Investitionsentscheidungen geht. Inzwischen sind wir da weiter und nicht nur in der breiten Öffentlichkeit werden immer häufiger Informationen zur unternehmerischen Nachhaltigkeit eingefordert, sondern auch am Kapitalmarkt sind solche Informationen zunehmend entscheidungsrelevant. Zur Bekämpfung globaler Probleme, wie zum Beispiel dem Klimawandel ist das eine gute und wichtige Entwicklung.

Aus dieser Entwicklung ergeben sich aber auch einige Herausforderungen, mit denen wir uns an der EY-Stiftungsprofessur Financial Governance befassen werden. Nur um Mal zwei Beispiele zu nennen:

  • Über welche Nachhaltigkeitsthemen sollten Unternehmen konkret berichten und wie sollte die Berichterstattung aufbereitet sein?
    Bei klassischen Themen der Rechnungslegung haben wir über Jahrzehnte eine einheitliche “Sprache” entwickelt. Bei Nachhaltigkeitsthemen stehen wir da noch ziemlich am Anfang.
  • Welche Folgen hat es, wenn Unternehmen verpflichtet werden, über Nachhaltigkeitsthemen zu berichten? Was können Regulierungen in diesem Bereich überhaupt leisten?
    Nur weil Unternehmen dazu verpflichtet werden, mehr über Nachhaltigkeitsthemen zu berichten, lösen wir damit nicht automatisch Probleme wie den Klimawandel. Im schlimmsten Fall schaffen wir nur Anreize für Greenwashing. Wir müssen uns also mit den positiven und negativen Implikationen von Regulierungen beschäftigen.



Im Sommer startet die Professur mit drei Lehrveranstaltungen:
Im Bachelor bieten wir das “Seminar Praxis der Nachhaltigkeitsberichterstattung” an. Wir werden uns damit auseinandersetzen, welche Berichterstattungspflichten aktuell für deutsche Unternehmen bestehen und welche Erkenntnisse wir aus den veröffentlichten Informationen gewinnen können.

Im Master wird das Modul “Methoden der empirischen Rechnungslegungs- und Kapitalmarktforschung” angeboten. Der Kurs bietet einen Einstieg in aktuelle Methoden der empirischen Forschung. Angefangen von der Datengenerierung bis hin zu fortgeschrittenen ökonometrischen Verfahren - wir werden alle wesentlichen methodischen Schritte eines Forschungsprojektes diskutieren und anhand von Finanz- und Nachhaltigkeitsdaten mit der Statistiksoftware STATA praktisch umsetzen.

Als weiteren Kurs im Master wird das “Seminar Internationale Financial Governance” angeboten. Hier wollen wir einmal über den Tellerrand schauen. Da zurzeit noch viele Entwicklungen im Fluss sind, gibt es global vielfältige Ansätze im Bereich der Nachhaltigkeitsberichterstattung. Hieraus können wichtige Erkenntnisse gewonnen werden, um z.B. aktuelle Regulierungsbestrebungen in Europa kritisch zu beurteilen.


2) Was wären Sie heute, wenn Sie nicht Professor geworden wären?

Zu Beginn des Studiums hatte ich offen gesagt noch keinen Plan, was ich später mal machen will. Accounting-Veranstaltungen lagen mir immer und ich habe deshalb auch Praktika in der Wirtschaftsprüfung und im Controlling eines börsennotierten Unternehmens absolviert. Einen Einstieg bei einer Wirtschaftsprüfungs-Gesellschaft hätte ich mir nach dem Bachelor gut vorstellen können.

Zur Forschung bin ich eher zufällig durch meinen ehemaligen Chef, Professor Dr. Ernstberger, gekommen, als ich bei ihm meine Bachelorarbeit schreiben durfte. Er hat mich für die empirische Forschung begeistert und ich hatte das Glück, mit ihm an vielen spannenden und hoch relevanten Themen, u.a. zur Nachhaltigkeitsberichterstattung, arbeiten zu dürfen.

3) Was machen Sie, wenn Sie nicht forschen und lehren?

Sehr wahrscheinlich Podcasts hören. Meistens zu Technik- bzw. Digitalisierungs- oder historischen Themen. Ansonsten bin ich gerne in Kunstausstellungen oder Galerien, da kann ich perfekt abschalten.

Darüber hinaus hat Corona meine Freizeitgestaltung ziemlich durcheinander gewürfelt, da sortiere ich mich gerade noch immer neu.