Forschungsgelder für die weitere Erschließung der Ethnologischen Sammlung eingeworben
Zur Aufarbeitung von Teilbeständen der Ethnologischen Sammlung sind zwei neue Forschungsprojekte bewilligt worden.Vom Deutschen Zentrum Kulturgutverluste wird für drei Monate das Projekt "Tjurungas in der Ethnologischen Sammlung der Georg-August-Universität Göttingen" gefördert (bewilligte maximale Fördersumme: 14.161,60 €). Die Ethnologische Sammlung besitzt 16 Tjurungas aus unterschiedlichen Erwerbungszusammenhängen. Tjurungas stehen für australische Aborigines in Verbindung mit der Traumzeit, sie definieren verwandtschaftliche Zugehörigkeiten und können Landrechte markieren. In der Wissenschaft werden diese Gegenstände als „sensibel“ bzw. als „secret-sacred“ klassifiziert. Es handelt sich um Artefakte, die zum einen in der Urhebergesellschaft als „heilig“ betrachtet werden und zugleich bestimmten Tabus unterliegen. Ein Kontakt zu Vertretern der Herkunftsgesellschaften besteht und soll weiter ausgebaut werden.
Aus Mitteln des Niedersächsischen Vorab (Pro*Niedersachsen – Stärkung der Geistes-, Kultur und Sozialwissenschaften und des wissenschaftlichen Diskurses in Niedersachsen; kulturelles Erbe und Sammlungen) wird ab 2021 für zwei Jahre das Projekt „Die neue Brisanz alter Objekte – Erschließung unbearbeiteter Konvolute in der Ethnologischen Sammlung der Georg-August-Universität Göttingen“ gefördert (bewilligte maximale Fördersumme: 197.898 Euro). Im Projekt soll zum einen ebenfalls die Herkunft „sensibler Objekte“ erforscht werden. Ein Schwerpunkt liegt hierbei auf Objekten aus den ehemaligen deutschen Kolonialgebieten in den Regionen des heutigen Kamerun und Togo. Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf der forschungsgeleiteten Unterstützung der vorgesehenen neuen Dauerausstellung der Ethnologischen Sammlung. Hier soll der/die wissenschaftliche Projektmitarbeiter/in durch gezielte Recherchen in der Sammlung zum weiteren Ausbau des vorliegenden Konzeptes beitragen und auf diese Weise auch das Kuratieren der neuen Ausstellung begleiten. Neben den Personalkosten umfasst die Bewilligung auch Mittel für Einladungen von Personen aus Herkunftsländern sowie weiterer Objektexpert/-innen.
Antragsteller für beide Projekte war jeweils Dr. Michael Kraus, Kustos der Ethnologischen Sammlung.