Ein Neubau für die Transformationsforschung
Das Konzept Forschungsbau
Seit 2007 führt der Wissenschaftsrat im Auftrag von Bund und Ländern das Programm Forschungsbauten durch. Es sieht die Förderung von Investitionsvorhaben vor, die sich durch „exzellente wissenschaftliche Qualität und nationale Bedeutung auszeichnen“. Damit sollen die Voraussetzungen der deutschen Hochschulen für eine erfolgreiche Teilnahme am nationalen und internationalen Wettbewerb in der Forschung verbessert werden. (Quelle Wissenschaftsrat). Grundlage ist der Art. 91b GG.
Das Konzept von AgriFutur
Der Klimawandel stellt das globale Agrar- und Ernährungssystem vor bisher einzigartige Herausforderungen. Eine Transformation des Systems unumgänglich. So haben beispielsweise der Wissenschaftsrat und der Wissenschaftliche Beirat für Agrarpolitik, Ernährung und gesundheitlichen Verbraucherschutz einen dringenden Forschungsbedarf für diese Transformation benannt. Es ist wichtig, die disziplinären Grenzen in den Agrar- und Lebens-, den Umwelt-, Wirtschafts- und Entscheidungswissenschaften abzubauen und das Agrar- und Ernährungssystem stärker aus einer systemischen Perspektive zu betrachten.
In Göttingen will man sich diesem Forschungsbedarf stellen. Gemeinsam haben die Fakultät für Agrarwissenschaften und das Gebäudemanagement der Universität ein Konzept für einen Forschungsbau entwickelt, der am Nordcampus der Universität ein integratives Umfeld für systemorientierte Agrarforschung bieten soll. Das Vorhaben trägt den programmatischen Namen „AgriFutur“. Der ergänzende Untertitel lautet: „Climate Adaptive Agriculture – Interaktionen im Agrar- und Ernährungssystem unter Bedingungen des Klimawandels“.
Im Januar 2025 wurde nach umfangreichen Vorarbeiten beim Wissenschaftsrat, dem höchstrangigen Strategieorgan der Forschung in Deutschland, ein Antrag für den Neubau eingereicht. Alljährlich können dort nach intensiver fachlicher Begutachtung einige wenige Neubauprojekte an deutschen Hochschulen eine anteilige Förderung aus Bundesmitteln erzielen. Die Teilnahme an diesem sehr aufwändigen Bewerbungsverfahren war nur möglich über das Niedersächsische Ministerium für Wissenschaft und Kultur (MWK), da sich das Land mit 50% an den Baukosten beteiligt.
Vorausgegangen waren jahrelange Arbeiten an einer Forschungsprogrammatik und einer begleitenden Bauplanung. Beides muss exakt zueinander passen, so die Förderbedingung. Herausgekommen ist die Vision eines Forschungsgebäudes, in dem das Agrar- und Ernährungssystem in seiner ganzen Komplexität beforscht werden soll.
Die Planungen sehen eine Gebäudeinfrastruktur mit mehr als 2000 m² Nutzfläche vor, in der interdisziplinär zusammengesetzte Arbeitsgruppen an Themen aus Tier- und Pflanzenproduktion sowie den Wirtschafts- und Sozialwissenschaften zusammenarbeiten. Klimatisierbare Experimentallabore für die Pflanzen- und Nutztierforschung, ein Raum für die Erzeugung virtueller Umgebungen sowie experimentelle Räume für Zubereitung- und Verzehr von Nahrungsmitteln sollen in dem Gebäude installiert werden. Hinzu kommen moderne Büro- und Besprechungsräume. „Die räumliche und apparative Ausstattung wird es ermöglichen, eine methodische Lücke zwischen dem Labor- und dem Feldmaßstab zu schließen und die Transformation der Agrar- und Ernährungssysteme voranzubringen“, so Prof. Dr. Johannes Isselstein, der wissenschaftliche Sprecher des Projektteams.