Universitäre Lehre aus Anwendungssicht

Honorarprofessor Dr. Wolfhard Gottschalk am 18. Juli 2022 verstorben


"Moderne Manager haben Zeit, über das Wesentliche nachzudenken. Ein Manager wird dafür bezahlt, dass er die großen Fragen seines Unternehmens sauber durchdenkt." Dieses Zitat des Managementvordenkers Peter Drucker ist eine gelungene Zusammenfassung des Lebens, Führens und Lehrens von Honorarprofessor Dr. Wolfhard Gottschalk: Am 3. Januar 1937 in Halle a.d. Saale geboren, absolvierte er 1957 sein Abitur in Lüdenscheid sowie das Studium der Technik und Volkswirtschaft von 1958 bis 1964 in Hannover und Würzburg.

Von 1965 bis 1970 war er Leiter der Abteilung Sozialproduktberechnung beim Statistischen Amt der Stadt Frankfurt am Main. 1970 wurde er zudem erfolgreich an der Universität Würzburg zum Dr. rer. pol. promoviert. Seine Doktorarbeit verfasste er bei Prof. Dr. Hans Ohm zum Thema "Analytische und statistisch-methodologische Probleme der Erfassung und Messung regionaler Einkommens- und Wachstumseffekte regional gezielter Subventionen mit Hilfe regionaler volkswirtschaftlicher Gesamtrechnungen".

Danach war Wolfhard Gottschalk von 1970 bis 1974 stellvertretender Leiter des Hauptamtes und Leiter der Organisationsabteilung der Stadt Frankfurt. 1974 wechselte er als Hauptreferent für den Arbeitsbereich Finanz- und Betriebswirtschaft zur Kommunalen Gemeinschaftsstelle für Verwaltungsvereinfachung (KGSt) nach Köln und wurde 1979 Beigeordneter und Leiter der Volkswirtschaftlichen Abteilung beim Verband Kommunaler Unternehmen (VKU), später auch Leiter der Betriebswirtschaftlichen Abteilung des Verbandes und der Geschäftsstelle Berlin sowie dessen Geschäftsführer. 2002 schied er aus dem aktiven Dienst aus.

In diesem Kontext hat er sich insbesondere hohe Verdienste um den Aufbau der ostdeutschen kommunalen Wirtschaftsstrukturen nach der deutschen Wiedervereinigung erworben. Noch heute arbeiten beispielsweise kommunale Unternehmen in der Region Leipzig in den von ihm erdachten und umgesetzten Rechts- und Gesellschaftsstrukturen.

Bereits ab 1991 übernahm Professor Gottschalk Lehraufgaben an der Georg-August-Universität Göttingen am damaligen Institut für Rechnungs- und Prüfungswesen privater und öffentlicher Betriebe bei Prof. Dr. Helmut Brede und wurde 1997 zum Honorarprofessor für Kommunalwirtschaft an der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät bestellt (damaliges Institut für Betriebswirtschaftliche Produktions- und Investitionsforschung/ Prof. Dr. Jürgen Bloech).

Im Rahmen seiner universitären Lehrtätigkeit hat er wiederholt sehr erfolgreiche Exkursionen initiiert und seinen Lehrauftrag mit außerordentlichem Engagement wahrgenommen. Insbesondere hat er Studierende immer wieder für den "Blick über den Tellerrand" begeistern können, beispielsweise die Anwendung betriebswirtschaftlicher Managementfragen auf den Bereich der kommunalen Wirtschaft und Daseinsvorsorge: Nach seiner Überzeugung erforderte die Führung eines Krankenhauses, Museums oder anderer öffentlicher Einrichtungen die gleiche Form eines professionellen Managements wie bei klassischen Industrie- und Dienstleistungsunternehmen - allerdings manchmal in abgewandelter Form aufgrund der anders gelagerten Interessen der Shareholder und Stakeholder.

Noch im Sommersemester 2022 hat er unermüdlich in der Lehre im Rahmen des Seminars "Strategische Potenziale in industriellen und in öffentlichen Unternehmen" gemeinsam mit Professor Bloech für die Studierenden der Universität gewirkt.

Am 18. Juli 2022 ist Wolfhard Gottschalk im Alter von 85 Jahren verstorben. Die Angehörigen der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät der Georg-August-Universität Göttingen werden ihm ein ehrendes Andenken bewahren. Seiner Familie gilt unser ganzes Mitgefühl.