Mobilitätsmaßnahmen nachhaltig planen mit klimeva


Ein Team aus Studierenden der Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst Hildesheim/Holzminden/Göttingen (HAWK) und der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät der Georg-August-Universität Göttingen hat das Evaluationstool "klimeva" entwickelt und dafür das niedersächsische Gründungsstipendium eingeworben.

Das Tool ist für den Einsatz in Kommunen sowie kleinen und mittleren Unternehmen gedacht und soll diese dabei unterstützen, Mobilitätsmaßnahmen nachhaltig zu planen, verwalten und zu evaluieren.

Wir haben mit dem Team hinter "klimeva" gesprochen.

1) Was ist Klimeva?
"klimeva" ist ein cloud-basiertes Instrument zur Evaluation und Optimierung betrieblicher Mobilität und findet Anwendung im Bereich Fuhrpark und Pendelmobilität. Wir möchten Unternehmen als Software-as-a-Service ein intuitives Tool bieten, um ihren ökologischen Fußabdruck in der betrieblichen Mobilität zu analysieren und anschließend zu optimieren - und damit ohne Einschränkungen im Geschäftsalltag auch Klimaschutzberichte ermöglichen, die von wirtschaftlicher und gesetzlicher Seite zunehmend gefordert werden.

2) Wie ist das Projekt entstanden?
Die Idee ist aus einem Drittmittelprojekt an der HAWK, Fakultät Ressourcenmanagement, entstanden. Dort hatten wir die Aufgabe, Klimaschutzmaßnahmen in der betrieblichen Mobilität einer Kreisverwaltung in Südniedersachsen hinsichtlich Treibhausgas-Emissionen und Kosten zu evaluieren. Dabei haben wir festgestellt, dass an dieser Stelle unterstützende Anwendungen für den Klimaschutz und dessen betriebswirtschaftliche Relevanz fehlen, die Unternehmen und Einrichtungen der öffentlichen Hand in die Lage versetzen, kurzerhand ihre eigenen Aktivitäten in diesem Bereich zu analysieren.

3) Wer ist daran beteiligt?
Derzeit sind mit Manuel Zech und Lorenz Schöggl zwei Studierende aus dem Masterstudiengang Wirtschaftsinformatik der Georgia-Augusta beteiligt, Niklas Wilke ist inzwischen Absolvent des HAWK-Studiengangs Digital Environments und Eike Matthies Promovend an der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät der Georgia-Augusta, der zugleich wissenschaftlicher Mitarbeiter an der HAWK ist.

4) Welche Rolle haben die Studierenden in dem Projekt übernommen?
Wir teilen uns die Arbeit entsprechend unserer Fähigkeiten und Kompetenzen auf. Die Wirtschaftsinformatiker zeichnen insbesondere für die Entwicklung aber auch für administrative Tätigkeiten verantwortlich. Manuel und Lorenz sind dabei vielseitig aufgestellt und bedienen betriebswirtschaftliche und operative Herausforderungen ebenso wie die Softwareentwicklung und IT-Administration.


Das sagen die Studierenden:

Lorenz Schöggl:
"Allein die Gründung ist ein Abenteuer, das uns das betriebswirtschaftliche Know-How live anwenden lässt - dabei erleben wir alle Höhen und Tiefen des Unternehmertums hautnah. Herausforderungen bei Datenschutz und IT-Sicherheit, die wir aus dem Studium kennen, sind jetzt zu einem realen und spannenden Alltag geworden.

Dabei sind die Erfahrungen einmalig: Gerade als junges Startup kommt man zeitgleich mit allen Bereichen vom Vertrieb über rechtliche und operative Herausforderungen bis hin zur IT-Administration einer Firmen-Infrastruktur in Kontakt.
Es fühlt sich an wie eine abenteuerliche Reise in die Unternehmenswelt, die in allen Abteilungen gleichzeitig hält - gepaart mit einem Sprung ins kalte Wasser. Doch zum Glück haben wir in unserem vielseitigen Studiengang Schwimmen gelernt :).

Die Gründung fordert unsere betriebswirtschaftlichen Kenntnisse, die Softwareentwicklung fordert uns als Informatiker. Und alle Fragen von IT-Projektmanagement über Software-Engineering bis hin zu Datenschutz passen ideal in die eigene Disziplin der Wirtschaftsinformatik. Besser lässt es sich nicht kombinieren. Mit Software-as-a-Service und Klimaschutz bekommt das Produkt aktuell auch noch eine besondere Relevanz.

Zur Anwendung der Studieninhalte und als Erfahrungen für den Lebenslauf ist die Gründung also ideal. Schade ist nur, dass die Vereinbarkeit mit dem Studium immer eine Herausforderung bleibt. Die Erfahrungen lassen sich in keiner Weise anrechnen, da auch das offene und akkreditierte Praktikums-Modul, das auf solche realen Erfahrungen abzielt, eine Gründung ausschließt, da eigene Unternehmen nicht berücksichtigt werden."

Manuel Zech:
"Aus der ursprünglichen Motivation, „irgendetwas Praktisches“ als Bachelorarbeit zu machen, wurde durch die tolle Zusammenarbeit im Team schnell mehr. Nachdem wir erkannten, dass das Projekt auch mehr als nur eine Bachelorarbeit sein könnte, haben wir uns nach Möglichkeiten für Unterstützung bei der Ausgründung umgesehen. Allein das war eine große Lernerfahrung mit vielen interessanten Kontakten!

Im Verlauf der Entwicklung von klimeva haben wir zahlreiche Gespräche und Tests mit der Zielgruppe durchgeführt und dabei viel Feedback erhalten. Durch dieses Vorgehen konnten wir viele wertvolle Erfahrungen in der agilen Softwareentwicklung, dem Marketing & Vertrieb und den betriebswirtschaftlichen Aspekten einer Softwareentwicklung machen. Diese praktische Erfahrung war sehr hilfreich dabei, die Materie des Masterstudiums weiter zu durchdringen."

5) Woran arbeiten Sie im Moment?
Derzeit wird die Software vielfach getestet und findet ihren Weg in die Anwendung in Unternehmen. Besonders Industrie- und Handelskammern sowie mittelständische Unternehmen und öffentliche Einrichtungen schätzen die effiziente Unterstützung bei ihren Klimaschutzmaßnahmen.

6) Was sind Ihre Pläne für die Zukunft?
Wir arbeiten stetig an der Weiterentwicklung von klimeva und versuchen so, einerseits weitere Business Cases zu identifizieren und andererseits einen Beitrag zu Klimaschutz und Digitalisierung zu leisten. Aktuell entwickeln Manuel Zech und Lorenz Schöggl die Software im Rahmen ihres Master-Projektstudiums am Lehrstuhl für Informationsmanagement von Prof. Dr. Kolbe weiter, um mit der Analyse der Mitarbeitendenmobilität eine gefragte Marktlücke zu bedienen.

7) Wollen Sie sich mit dem Produkt selbstständig machen oder wie wird es Unternehmen zur Verfügung gestellt?
Für die Vermarktung von klimeva haben wir eine GbR gegründet, sodass wir die Nachfrage direkt bedienen und unsere eigenen Fähigkeiten und Kompetenzen weiter ausbauen können. Wie es weitergeht, bleibt offen, aber auf jeden Fall spannend.


[Stand: April 2023]