Das digitale „Uigurische Wörterbuch“

Informationen über ein Projekt des „Seminars für Turkologie und Zentralasienkunde“ der Georg-August-Universität Göttingen in Kooperation mit dem Kompetenzzentrum für elektronische Erschließungs- und Publikationsverfahren in den Geisteswissenschaften an der Universität Trier und in Verbindung mit dem Franz Steiner Verlag Stuttgart.

In den Jahren 2007-2009 gefördert durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft

Das Projekt ist noch nicht abgeschlossen. Das „Uigurische Wörterbuch“ umfasst gegenwärtig die Stichwörter von ab- bis äzüglä-. Die Internet-Präsentation ist noch im Aufbau. Zunächst werden nur die Verben im Internet verfügbar sein.


Willkommen beim „Uigurischen Wörterbuch“


Das „Uigurische Wörterbuch“ soll eine umfassende Bestandsaufnahme des in den Texten bewahrten Erbes der bedeutenden Kulturnation der Uiguren sein. Das ost-uigurische Königreich, der einzige Staat der Weltgeschichte mit manichäischer Staatsreligion, bestand von 744 bis 840, das sich zeitlich anschließende west-uigurische Königreich an der Seidenstraße war vor allem vom Maitreya-Buddhismus geprägt und hatte eine große Ausstrahlung auf die tangutische und mongolische Kultur, bis sich das östliche Zentralasien nach dem Fall der Mongolen-Herrschaft in China (1368) für den Islam öffnete.

Das Wortmaterial der uigurischen Texte soll durch ein Belegwörterbuch erschlossen werden, das durch die Präsentation im Internet für verschiedene Recherchen auf dem Gebiet der Sprach- und Religionswissenschaft, aber auch für alle an der „Seidenstraße“ interessierten Disziplinen, wie Kulturanthropologie, Rechts- und Wirtschaftsgeschichte zur Verfügung stehen soll.

Besonders wichtige Teile des Wörterbuchs, insbesondere die Bedeutungs-Angaben, wurden in das Türkische übersetzt, um den Benutzern in der türkisch-sprachigen Welt den Zugang zu erleichtern.


Korpus des „Uigurischen Wörterbuchs“


Das Wörterbuch umfasst das vorislamische türkische Schrifttum, genauer gesagt das Material der manischäisch-uigurischen und der buddhistisch-uigurischen Texte sowie das Wortmaterial der weltlichen Texte aus dem manichäischen und buddhistischen Umfeld. Die vorislamischen türkischen Schriftsprachen bilden die Basis für die spätere Entwicklung der islamisch-türkischen Schriftsprachen und sind der Ausgangpunkt auch für die sprachhistorische Erforschung der modernen türkischen Varietäten.


Forschen im „Uigurischen Wörterbuch“


Der Datenbestand des Wörterbuchs wurde nach strukturellen Gesichtspunkten ausgezeichnet, um die im Folgenden genannten Nutzungs- und Recherchewege zu ermöglichen.

Eine tiefgehende logische Aufschlüsselung der digitalen Wörterbuchdaten ist einmal die Ausgangsplattform für die unterschiedlichen Publikationsmedien Internet und Druck. Ferner bildet sie auch die Basis für neue Forschungs- und Recherchemöglichkeiten, da durch sie der gezielte Zugriff auf einzelne lexikographische Informationspositionen möglich wird.

Realisierbar sind beispielsweise:

(a) wortklassenspezifische Abfragen – so können z.B.
  • alle Lemmata aus dem Wörterbuch herausgefiltert werden, die den Wortklassen "Verb, Nomen, Pronomen, Partikel" angehören,
  • alle im Wörterbuch vorkommenden Postpositionen aufgelistet werden,
  • alle Aorist- und Konverb-Formen zusammengestellt werden,

    (b) wortbildungsspezifische Abfragen – gesucht werden kann z.B.
  • nach allen Derivationssuffixen,
  • nach allen Lemmata, die als lautliche Kopien (Fremdwörter) ins Uigurische gelangt sind, aufgeschlüsselt nach der Herkunft der tocharischen (1), mitteliranischen (2), mittelchinesischen (3) oder tibetischen (4) Modell-Wörter,
  • nach im Wörterbuch angeführten sanskritischen (1), tocharischen (2), mitteliranischen (3), mittelchinesischen (4) oder tibetischen (5) Termini, die den genannten uigurischen Fremdwörtern von tocharischer, mitteliranischer, mittelchinesischer oder tibetischer Herkunft zugrunde liegen,
  • nach sämtlichen im Wörterbuch genannten mongolischen Wörtern,
  • nach allen im Wörterbuch vorkommenden Wörtern aus fremden Sprachen, die als Modell für uigurische Lehnübersetzungen gedient haben,

    (c) lemmabezogene Abfragen – erhoben werden können bspw. alle
  • nachzutragenden Lemmata sowie alle Lemmata, zu denen die Datenbank Nachträge enthält,
  • Fehllesungen (in den dem Wörterbuch zugrunde liegenden Editionen),
  • Lemmata mit habitueller Defektivschreibung der Vokale,
  • Wörter, die im Lemma oder in den Varianten Doppelschreibung von Vokalen haben, die Auskunft geben können über das Vorliegen von Vokallänge,
  • Lemmata, die im Lemma selbst oder in den Varianten eine Vokalsenkung beim Phonem /X/ aufweisen (Schreibung mit Aleph statt der üblichen yod-Schreibung),
  • Lemmata, die (auch) als Konnexschreibung von zwei (auch separat auftretenden) Lexemen vorliegen (bilgäbilig usw.),
  • Transliterationen der Lemmata und der Varianten in
  • sogdischer, uigurischer und manichäischer Schrift,
  • in Brāhmī- und tibetischer Schrift,

  • (d) bedeutungsbezogene Abfragen
  • so kann z.B. eine Liste der deutschen sowie der türkeitürkischen Bedeutungen der Lemmata erstellt werden,
  • möglich ist auch die Ermittlung von Wörtern fremder Sprachen (Sanskrit, Chinesisch [in Pinyin]), die im Wörterbuch als Äquivalent eines uigurischen Lexems/uigurischer Lexeme genannt werden,

    (e) das Erzeugen eines rückläufigen Stichwortindex,

    (f) das Erstellen spezieller Werkwörterbücher auf der Grundlage der Siglen, die für die Belegsangaben verwendet werden. Für ein Wörterbuch der manichäisch-uigurischen Texte können alle Lemmata, die nur oder auch in manichäischen Texten vorkommen, aus dem Datenbestand herausgezogen werden.

    Ferner werden durch die Auszeichnung der Artikelpositionen – z.B. durch Kombination einzelner Punkte – weitere, hier nicht formulierte Abfragen ermöglicht. Die Konzipierung des Wörterbuchs als Datenbank gibt auch die Möglichkeit der Aktualisierung der Arbeitsergebnisse schon während der Laufzeit des Projektes.




  • Online-Zugriff auf das „Uigurische Wörterbuch“