Erdöl und sozialer Wandel in Niger und Tschad:
Technologien, Signifikationen und Prozesse kreativer Aneignung in den neuen Ölstaaten Afrikas
Forschungsprojekt im DFG-Schwerpunktprogramm 1448 „Adaptation and Creativity in Africa – Technologies and Significations in the Production of Order and Disorder“
Erdöl ist und bleibt auf absehbare Zeit der zentrale Energieträger der globalen Industrie- und Dienstleistungsgesellschaft. Als Rohmaterial zur Herstellung unzähliger Werkstoffe bildet es zudem die Grundlage der modernen Güterproduktion. Vor dem Hintergrund endlicher und – zumindest in der allgemeinen Wahrnehmung – immer knapper werdender Ölreserven, der verstärkten Nachfrage aus Ländern wie China und Indien und, damit verbunden, steigender Ölpreise gewinnen bislang als wenig rentabel eingestufte Erdölfelder rasant an Bedeutung. Der afrikanische Kontinent und seine Küsten mit ihrem enormen Potential an noch nicht erschöpften Ölquellen bilden dabei ein Zentrum der Erkundung und Erschließung neuer Ölquellen durch multinationale und nationale Ölfirmen. Zwei der unter diesen Bedingungen neu entstehenden Erdölförderstaaten in Afrika sind die sahelischen Nachbarländer Niger und Tschad. Das Forschungsprojekt untersucht in regional vergleichender und ethnographisch dichter Perspektive, welche Prozesse sozialen, politischen und kulturellen Wandels – insbesondere auch während der Frühphase – durch die Produktion von Erdöl und die damit verbundenen Einnahmen angestoßen werden.
In theoretischer Hinsicht zielt das Vorhaben darauf, die von ökonomischen und politologischen Ansätzen dominierten Arbeiten zu Erdöl in Afrika um eine dezidiert ethnologische Perspektive zu erweitern. Dazu werden in ethnographischen Langzeitstudien soziale und politische Handlungs- und Aushandlungsprozesse auf lokaler Ebene sowie Prozesse der Bedeutungszuschreibung und der kreativen Aneignung von Interpretations- und Handlungsmodellen untersucht.
Die Forschung konzetriert sich auf fünf Schwerpunkte.