Kunstwerk des Monats im Oktober 2011


02. Oktober 2011
"Die Rast vor der Schenke" Rembrandts Meisterschüler in der Göttinger Universitätskunstsammlung: Jan Victors „Die Rast vor der Schenke“
Vorgestellt von: Julia Sophie Baum, B.A.

Victors-Rast vor der SchenkeBereits eine Quelle des frühen 18. Jahrhunderts bezeichnet den Amsterdamer Jan Victors als einen der besten Schüler Rembrandts. Seine Lehrzeit bei dem wohl berühmtesten Künstler des holländischen Goldenen Zeitalters wird gemeinhin auf die späten 1630-er Jahre datiert. Jan Victors, der vornehmlich durch seine großformatigen Historienbilder beliebt und bekannt wurde, ist heute in jeder großen Gemäldegalerie in Deutschland und weltweit vertreten. Sein umfangreiches Werk umfasst sowohl biblische und mythologische Historien, Genrestücke, sowie Porträts und Landschaftsbilder. Während vor allem Motive alttestamentarischer Historienbilder in der Forschung bereits Beachtung fanden, blieben die Informationen über die Genremalerei Victors bislang unzulänglich. Jedoch spielt gerade diese Gattung, die etwa ein Drittel seines Gesamtwerkes einnimmt, für den Künstler eine wichtige Rolle.
Das hier vorgestellte Gemälde stammt wie rund 270 weitere Werke ebenfalls aus der Sammlung Zschorn, die im Jahre 1795 der Göttinger Universität vermacht wurde. „Die Rast vor der Schenke“ gehört zu den Darstellungen Jan Victors, die sowohl von Zeitgenossen als auch auf dem heutigen internationalen Kunstmarkt stark gefragt waren und noch werden.

Über 60 dieser ländlichen Alltagsszenen sind nach 1646 bis zum Ende seines künstlerischen Schaffens in den frühen 1670er Jahren im Oeuvre des Malers nachweisbar.

Das Göttinger Ölgemälde zeigt eine einladende ländliche Szene vor einem Wirtshaus. Ein uniformierter Reiter, noch zu Pferde, nähert sich einer heiteren Gruppe bestehend aus dem Wirt, der Wirtin und einem zweiten Mann in reich verzierter Uniform, die eine hohe malerische Qualität aufweist. Dieser hat sich bereits niedergelassen und lässt es sich bei einem Glas Wein gut gehen. Sein Pferd wird derweil von einem Stallburschen versorgt. Ein Mädchen beobachtet die Szene aus einem geöffneten Fenster – ein Motiv, welches auch Victors Lehrmeister Rembrandt häufig in seinen Bildern unterbrachte. Der Futtertrog rechts im Vordergrund des Bildes trägt die Signatur des Künstlers: Jan Victors fc. – ein wichtiges Detail, denn das Gemälde existiert in achtmaliger Wiederholung, doch nachweislich durch den Künstler signiert ist nur das Göttinger Werk!

Wie viele andere Gemälde der Göttinger Universitätskunstsammlung ist auch dieses Meisterwerk Jan Victors stark beschädigt. Bei Interesse kann daher im Beisein von Frau Dr. Bettina Achsel auch auf die Schäden und die nötige Restaurierung des Gemäldes eingegangen werden.