Kunstwerk des Monats im Dezember 2011


04. Dezember 2011
Eduard Bendemann huldigt Peter Cornelius - Vorzeichnungen zur Ausmalung der Berliner Nationalgalerie
Kunstwerk des Monats zum 200. Geburtstag Eduard Bendemanns

Vorgestellt von: Christian Scholl

KdM Dezember 2011 - BendemannDas „Kunstwerk des Monats“ feiert am 4. Dezember 2011 Eduard Bendemann, dessen Geburtstag sich in diesen Tagen zum 200sten mal jährt. Zu den besonderen Schätzen der Göttinger Universitätskunstsammlung gehört ein Bestand von über 100 Zeichnungen und drei Skizzenbüchern dieses Künstlers, der zu den Hauptvertretern der Düsseldorfer Malerschule zählt und im 19. Jahrhundert mit seinen Historienbildern weltweit Furore machte. Viele seiner Bilder behandeln Themen der jüdischen Geschichte, stammte der Maler doch selbst aus einer jüdischen, zum Protestantismus konvertierten Familie. Dies verbindet ihn mit dem Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy, mit dem Bendemann eng befreundet war.

In der letzten Zeit haben Dozenten und Studierende am kunstgeschichtlichen Seminar gemeinsam an der Aufarbeitung dieses Bestandes geforscht und zahlreiche neue Ergebnisse erbringen können. Eine Ausstellung der Zeichnungen, welche diese Ergebnisse in umfassender Weise dem Publikum vor Augen führen wird, ist für das nächste Jahr geplant. Auch diese wurde und wird maßgeblich von Studierenden mitkonzipiert.
Beim aktuellen „Kunstwerk des Monats“ geht es um die Präsentation der neuesten Resultate. Sie beziehen sich auf die Ausmalung der Berliner Nationalgalerie, die zu den letzten Arbeiten des 1889 verstorbenen Malers gehörte. Für den Neubau dieser wichtigsten Sammlung zeitgenössischer deutscher Kunst erhielt Bendemann den überaus ehrenvollen Auftrag, die zentralen Cornelius-Säle mit einem Bildprogramm auszustatten.

1874-75 wurde der erste Cornelius-Saal – das Herzstück der Nationalgalerie – nach seinen Entwürfen ausgemalt. Erst vor kurzem konnte herausgefunden werden, dass sich neun Zeichnungen aus dem Göttinger Bestand auf diesen im zweiten Weltkrieg zerstörten Werkkomplex beziehen. Hierzu gehört auch die abgebildete Studie eines frontal stehenden Kleinkindes mit begleitenden Arm-, Hand-, Bein- und Fußstudien – eine der ansprechendsten Zeichnungen des Göttinger Bendemann-Bestandes, die sich auf eine Darstellung von drei Genien in einer Lünette des ersten Cornelius-Saales bezieht, welche die drei Künste Architektur, Malerei und Plastik symbolisieren und das Namenschild von Cornelius halten. Damit wird an das von Cornelius, aber auch von Bendemann angestrebte Ziel verwiesen, die Künste unter der Leitung der Architektur zu vereinen.

Eduard Bendemann huldigt Peter Cornelius: Dieses Thema führt in eine Zeit, in der sich idealistische Kunstkonzepte gegenüber neueren Strömungen bereits in einer Defensivposition befanden. Ein Vertreter eines solchen Konzeptes ehrt einen anderen, gerade verstorbenen Kollegen mit einem umfassenden Bildprogramm. Für beide geht es um einen dauerhaften Platz in der Berliner Nationalgalerie. Was Bendemann für seine Huldigung an Cornelius konzipiert hat, ist hochkomplex und lohnt in einer Zeit, in welcher der Sinn für die eindrucksvolle Qualität der Historienmalerei dieser Periode wieder wächst, eine intensive Beschäftigung. Dass sich Bendemann als Zeichner, der diesen Zyklus geplant hat, seine Frische bewahrt hat, wird von den Göttinger Blättern bezeugt und kann beim „Kunstwerk des Monats“ vor den Originalen in Augenschein genommen werden.

Im Anschluss an die Vorstellung der Zeichnungen werden die am Projekt beteiligten Studierenden in der Kunstsammlung das Konzept für die im nächsten Jahr geplante Ausstellung vorstellen und diskutieren. Hierfür ist die Kunstsammlung ausnahmsweise bis 17 Uhr geöffnet. Seien Sie herzlich eingeladen, den 200. Geburtstag eines der interessantesten Künstler des 19. Jahrhunderts bei Kaffee und Kuchen mit uns zu feiern!