AboViciTitel4

Züchtung und Agronomie neuartiger, Vicin-armer Ackerbohnen und Einsatz als einheimisches Eiweißfutter

Gefördert von BLE/BMEL unter den Geschäftszeichen 312-06.01-281EP //S004; S064; S066; S063; S065//



Akronym: Abo-Vici


Koordinator: apl. Prof. Dr. Wolfgang Link, DNPW (Pflanzenzüchtung), Georg-August-Universität Göttingen

https://www.uni-goettingen.de/de/48273.html



Abo-Vici , sprich: < abo minus vici >, also Ackerbohnen ohne Vicin (und ohne Convicin)

Die Ackerbohne (Fababohne, Pferdebohne, field bean, horse bean, féverole, haba, Vicia faba L. ) ist eine traditionelle Hülsenfrucht (Leguminose, Schmetterlingsblütler) der Alten Welt. Sie wird im gemäßigten und semiariden Klima angebaut. Genutzt werden unreife und reife Samen als Nahrungsmittel und Futter. Bedeutsam ist ihr Samen-Proteingehalt (cirka 30%) und ihre hohe Akkumulierungsleistung von Stickstoff aus der Luft mit Hilfe der Rhizobien-Symbiose (>100kg N/ha); sie zeichnet sich durch einen hohen Vorfruchtwert aus und durch eine Minderung des CO2-Verbrauchs ihrer Fruchtfolge. In Deutschland ist sie dennoch eine wenig verbreitete Ackerfrucht; bis 2016 stieg die Anbaufläche auf etwa 40.500ha (zum Vergleich: Winterraps wurde auf cirka 1,3 Mio. ha angebaut). Ursachen hierfür sind u.a. ihre Anfälligkeit gegen Wassermangel und das Vorkommen antinutritiver Sameninhaltsstoffe: Tannin und Vicin/Convicin begrenzen die Verwertung der Ackerbohne als Futter von Nicht-Wiederkäuern. Nur wenige tanninfreie (z.B. Tattoo) und Vicin/Convicin-arme ( z.B. Tiffany) Sorten von Sommerackerbohnen wurden entwickelt, Vicin/Convicin-arme Winterackerbohnen existieren nicht. Die Züchtung von Vicin/Convicin-armen Sorten wird erschwert, weil für die Auslese auf niedrigen Gehalt keine ausreichend geeignete Schnellmethode (Screening) entwickelt ist und weil eine Gen- bzw. Marker-gestützte züchterische Auslese nicht implementiert ist.

Bohnensamenklein

Abo-Vici ermöglicht uns und unseren Kooperationspartnern, gemeinsam und detailliert die Genetik der Vicin- und Convicin-Armut zu analysieren und ihre möglichen pflanzenbaulichen Konsequenzen zu untersuchen. Zur Bewertung der Futterwert- und Fütterungseigenschaften wird die Legehenne als Tiermodell eingesetzt (in der zweiten Projekthälfte). Sollten sich Vicin/Convicin-arme Ackerbohnen bei den besonders empfindlichen Legehennen bewähren, dann darf eine hohe Einsatzwürdigkeit dieser verbesserten Ackerbohnen bei anderem Geflügel und bei Schweinen erwartet werden.
Die Kombination von Winterackerbohnen (mit hohem Korn- und Proteinertrag und hohem agronomischer Wert in der Fruchtfolge) mit genereller Akzeptanz der Ackerbohne als Futter (sogar) für Legehennen wird der Ackerbohnen eine neue, hohe Wertschätzung und eine deutliche Anbauausweitung bringen. Der höhere Proteingehalt dieser Bohne, ihre deutlich höhere Standfestigkeit im Vergleich zur Erbse und ihre Wertschätzung nicht zuletzt im ökologischen Landbau wird dann ein wichtiges Argument sein. Zu diesem Zweck haben wir als Abo-Vici-Konsortium den ökologischem Pflanzenbau, die Pflanzenzüchtung, die Genetik und die Tierernährung versammelt. Wir verfügen über das Material, Erfahrung, Expertise, Infrastruktur und Vernetzung, um mit Abo-Vici eine signifikante, nachhaltige Ausweitung und Verbesserung von Anbau und Verwertung der Ackerbohne in Deutschland zu bewirken.
Abo-Vici kooperiert mit dem Modell- & Demo-Netz Erbse.Bohne http://www.demoneterbo.agrarpraxisforschung.de




bohnenblueten


Weiterführende Quellen zur Thematik:


  • Zerhusen-Blecher, P. und B. Schäfer, 2013. Stand des Wissens und Ableitung des Forschungsbedarfes für eine nachhaltige Produktion und Verwertung von Ackerbohne und Erbse. BÖLN-Projekt der Fachhochschule Südwestfalen. http.//www.orgprints.org/23003.

  • DAFA, 2012. The Legume Expert Forum. German Agricultural Research Alliance, Braunschweig. 60 Seiten.




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