SoSe 2001


  • Vorlesung: Deutsche Geschichte 1850?1871

    Die Vorlesung gibt einen Überblick über die Zeit zwischen Ende der Revolution von 1848 und Reichsgründung. Dargestellt werden soll die politische Entwicklung, die sich eben nicht darauf beschränkte, alle 1848 eingeleiteten Verrechtlichungsprozesse wieder rückgängig zu machen, sondern gleichzeitig das Ende der Ã?ra Metternich und den Beginn der deutschen Nation markiert. Überdies soll auf die Wirtschaftsgeschichte ? die neuen Strukturen des "Agrarkapitalismus", die Leitsektoren und Raummuster der Industrialisierung ? und die damit einhergehende Veränderung von Natur (Raubbau am Wald, vorindustrielle Umweltkrisen) und Städten (Urbanisierung) eingegangen werden. Auch werden die Verfestigung der bürgerlichen Gesellschaft und die Entstehung der Lohnarbeiterschaft sowie die sich wandelnden adeligen Lebensformen rekonstruiert. Schließlich werden Einblicke in kulturelle (neue Denkmalskulturen), religiöse (Beginn des Kulturkampfes) und mentale Veränderungen gegeben.

    Literatur: Wolfram Siemann, Vom Staatenbund zum Nationalstaat. Deutschland 1806?1871, München 1995.



  • Seminar für fortgeschrittene Anfänger zur Vorbereitung auf die ZP:
    Dörfliche und städtische Unterschichten im 19. Jahrhundert: Frankreich und Deutschland


    Dieses Seminar dient der Vorbereitung auf die Zwischenprüfung. Vergleichend soll die Situation der deutschen und der französischen Unterschichten betrachtet werden: Dienstboten und Gesinde, Kleinbauern, Landarbeiter, Handwerker und Arbeiter werden in ihren sich wandelnden Arbeits- und auch Lebensverhältnissen untersucht. Wir werden uns mit den vor allem rechtlichen Folgen der Französischen Revolution, wie sie sich nur für Frankreich beobachten lassen, genauso beschäftigen, wie mit den Auswirkungen der Agrarreformen zu Beginn des 19. Jahrhunderts, mit den ökonomischen Krisen des Vormärz, der in Frankreich wie in Deutschland zur Mitte des Jahrhunderts anwachsenden Auswanderung, und mit der steigenden Binnenwanderung. Schließlich soll auf die Industrialisierung und die mit ihr einhergehenden Veränderungen etwa der Arbeitsformen, aber auch der Konsum- und Freizeitformen eingegangen werden. Vorausgesetzt wird die Bereitschaft zur Lektüre französischer Quellen.

    Literatur: Jürgen Kocka, Arbeitsverhältnisse und Arbeiterexistenzen. Grundlagen der Klassenbildung im 19. Jahrhundert, Berlin 1990; Wolfgang Kaschuba, Lebenswelt und Kultur der unterbürgerlichen Schichten im 19. und 20. Jahrhundert, München 1990; Alain Corbin, Pariser Bauern. Die Geschichte der Bauleute aus den Bergen von Limoges, in: ders., Wunde Sinne. Über die Begierde, den Schrecken und die Ordnung der Zeit im 19. Jahrhundert, Stuttgart 1993, 174?187; Arlette Farge, La vie fragile. Violence, pouvoirs et solidarité à Paris au XVIIIe siècle, Paris 1986.



  • Hauptseminar: Geschichte des Lesens (1700?1900)

    Seit dem 18. Jahrhundert steigt der Alphabetisierungsgrad stetig an: Sind es anfänglich vor allem Männer aus begüterten und/oder gebildeten Kreisen, so wächst mit dem ausgehenden 18. Jahrhundert auch die Zahl der Frauen wie der Ã?rmeren, die lesen und schreiben können. Im Mittelpunkt des Seminars stehen die Hintergründe dieses Wandels; die Veränderungen auf dem Buchmarkt (Entstehung des modernen Verlegers, Übergang zum Nettobuchhandel) ebenso wie religiöse Veränderungen (die "zweite Reformation") und die Verbesserungen des Bildungswesens. Dann soll beleuchtet werden, was gelesen wurde ? religiöse Literatur, Zeitungen, Flugschriften, Belletristik ? und auch wie gelesen wurde: Ob etwa die gemeinsame Lektüre durch das einsame, individuelle Lesen abgelöst wurde. Schließlich wird nach den Folgen der zunehmenden Lesefähigkeit zu fragen sein: Welche neuen Institutionen (etwa die Lesegesellschaften/Bibliotheken) entstanden und wie wirkte sich der erhöhte Informationsfluß auf die Entstehung einer neuen Form von Öffentlichkeit aus?

    Literatur: Guglielmo Cavallo/Roger Chartier (Hg.), Die Welt des Lesens. Von der Schriftrolle zum Bildschirm, Frankfurt a.M. 1999; Reinhardt Wittmann, Geschichte des deutschen Buchhandels. Ein Überblick, München 1991; Robert Darnton, Literaten im Untergrund. Lesen, Schreiben und Publizieren im vorrevolutionären Frankreich, München 1985.



  • Prof. Dr. Rebekka Habermas/Prof. Dr. Bernd Weisbrod
    Kolloquium für Examenskandidaten und Doktoranden






  • Proseminar Neuzeit: Die Juden in Deutschland (18. und 19. Jahrhundert)

    Minderheiten zählen seit langem zu den wichtigsten Gegenständen der Geschichtswissenschaft. Ein Grund dafür ist, daß die Spezifika, aber auch die Bruchstellen der Mehrheitsgesellschaft rascher und deutlicher erfaßt werden können, wenn man die Perspektive einer Minderheit übernimmt. Minderheiten sind gesellschaftlichen Veränderungen zudem stärker ausgesetzt als Mehrheiten. Dies gilt in besonderer Weise für die jüdische Gemeinschaft in Deutschland, deren Weg aus der christlich geprägten Ständeordnung des 18. Jahrhunderts in die egalitäre Staatsbürgergesellschaft des 19. Jahrhunderts in dieser Anfängerübung anhand ausgewählter Vorgänge verfolgt werden soll.

    Literatur: Shulamit Volkov, Die Juden in Deutschland, 1780?1918, München 1994, 2. Aufl. München 2000; Deutsch-jüdische Geschichte in der Neuzeit, hrsg. im Auftrag des Leo-Baeck-Instituts von Michael A. Meyer, hier Bd. I (Tradition und Aufklärung, 1600-1780) und II (Emanzipation und Akkulturation), München 1996.



  • Seminar für fortgeschrittene Anfänger: Die Gegenreformation in Deutschland (16.?18. Jahrhundert)

    Es handelt sich bei dieser Lehrveranstaltung um ein Seminar, das der Vorbereitung auf die Zwischenprüfung dient. Schwerpunkt der Seminararbeit wird die Interpretation frühneuzeitlicher Aktenstücke sein. Daneben wird den Studierenden die Gelegenheit geboten, die wichtigsten historiographischen Werke und Interpretamente zur Geschichte der deutschen Gegenreformation (und katholischen Reform) kennenzulernen.

    Literatur: Winfried Schulze, Einführung in die Neuere Geschichte, Stuttgart 1987; Wolfgang Reinhard/Heinz Schilling (Hg.), Die katholische Konfessionalisierung, Gütersloh 1995; Anton Schindling/Walter Ziegler (Hg.), Die Territorien des Reichs im Zeitalter der Reformation und Konfessionalisierung. Land und Konfession 1500?1650, 7 Bde., Münster 1987?1997, Bd. 7: Bilanz ? Forschungsperspektiven ? Register, Münster 1997.