In publica commoda

Tierpfleger*in


Mein Name ist Arian Nay, ich bin 24 Jahre alt und Auszubildender im dritten Lehrjahr zum Tierpfleger Schwerpunkt Forschung und Klinik am Department für Nutztierwissenschaften der Georg-August-Universität in Göttingen.

Vor sechs Jahren habe ich meine schulische Ausbildung mit der Fachhochschulreife beendet. Da ich mir zu diesem Zeitpunkt noch nicht im Klaren war, welchen beruflichen Weg ich wählen soll, der zu meinen Stärken und Interessen passt, habe ich zunächst bei verschiedenen Arbeitgebern in unterschiedlichen Bereichen gejobbt. Dadurch gewann ich einen Einblick in die Arbeitswelt und konnte erste Erfahrungen sammeln.

Seit ich denken kann, hatten wir Zuhause immer Haustiere, um die wir uns sehr fürsorglich gekümmert haben. So habe ich den verantwortungsvollen Umgang mit meinen Haustieren gelernt. Es macht mir immer sehr viel Freude mich mit Tieren zu beschäftigen und sie zu pflegen.
Da ich mich sehr gerne und viel über die richtigen Haltungsbedingungen und die artspezifischen Bedürfnisse meiner Haustiere informiere, habe ich mich in dem Berufsbild des Tierpflegers wiedergefunden und mich letztendlich für die Ausbildung zum Tierpfleger entschieden. Das führte dazu, dass ich mich im August bei meinem jetzigen Ausbildungsbetrieb bewarb. Der Zufall wollte es, dass ich noch im selben Jahr einen Ausbildungsplatz erhielt (beworben hatte ich mich für das folgende Jahr), da aus gesundheitlichen Gründen ein Platz frei wurde.

An unserem Institut halten wir kontinuierlich einen Bestand Afrikanischer Burenziegen. Im Rahmen verschiedener Studien halten wir aber auch andere Nutztierarten, wie beispielsweise Hühner, Ponys, Lamas und Minischweine.
Zu meinen täglichen Aufgaben zählen vor allem das Reinigen der Tierunterkünfte und das Füttern unserer Tiere am Institut. Aber auch tägliche Gesundheitskontrollen, Geburtshilfe, mutterlose Aufzucht, Weidemanagement, Behandlung und Versorgung von kranken Tieren und tierartspezifische Pflege, wie das Schneiden der Klauen bei Ziegen, gehören zu meinem Arbeitsalltag. Weiterhin spielen Reinigung und Desinfektion, Aufbau und Reparatur von Haltungseinrichtungen, sowie Mitwirkung bei tierärztlichen Eingriffen eine wesentliche Rolle. Auch die Bearbeitung wissenschaftlicher Fragestellungen in der Tierhaltung machen die Ausbildung interessant.

In meiner Ausbildung habe ich bisher viele Grundlagen der Anatomie und Physiologie sowie Hintergrundwissen zur Tierhaltung gelernt. Besonders die Auswirkungen der Haltungsbedingungen und Fütterungseinflüsse auf die Gesundheit der Tiere finde ich sehr interessant.

Durch die Corona-Krise ist der schulische Teil der Ausbildung etwas schwieriger geworden. Aber durch intensiveres Selbststudium hat sich das nicht nachteilig auf meine theoretischen Kenntnisse ausgewirkt. Jedenfalls hat sich mein Ausbildungsbetrieb sehr über das letzte Zeugnis gefreut. Letztlich kann ich sagen, den richtigen Berufswunsch gewählt zu haben. Im kommenden Sommer werde ich hoffentlich mit einem guten Ergebnis abschließen und bin gespannt auf die anschließenden Herausforderungen.

- Auszubildender des dritten Lehrjahres

Mein Name ist Erwin Tönges. Ich bin seit dem 01.02.1986 an der Universität Göttingen beschäftigt, unter anderem bin ich als Ausbilder für den Ausbildungsberuf "TierpflegerInnen - Forschung und Klinik" tätig.

Kennengelernt habe ich die Universität bereits früher. Während meines Studiums der Agrarwissenschaften in Kassel absolvierte ich ein 6-monatiges Praktikum im damaligen Institut für Tierernährungsphysiologie der Göttinger Universität. Das war eine interessante und ziemlich erkenntnisreiche Erfahrung, die mich stark beeinflusst hat, bei der Suche nach einem späteren Arbeitsplatz. Bevor ich zu meinem jetzigen Beruf kam, den ich sehr gerne ausübe, durchlief ich verschiedene Stationen.
Ich verließ die Schule nach der zehnten Klasse und absolvierte eine Lehre als Vermessungstechniker beim Katasteramt. Nach der Ausbildung wurde ich dort zwar übernommen, bin dann aber durch meine anschließende Zivildienstzeit auf andere Interessen gestoßen und nicht wieder in den erlernten Beruf zurückgekehrt. Dennoch habe ich diese erste berufliche Erfahrung niemals als "verschwendete Zeit " empfunden. Der Erfahrungswert einer Ausbildung ist neben der beruflichen Qualifikation auch eine besonders wichtige persönliche Erfahrung, die ich nicht missen möchte.

Im Anschluss an die Zivildienstzeit habe ich noch einmal die Schulbank gedrückt und festgestellt, dass das ganz gut klappte und die Lust auf Neues weckte. Nach dem Fachabitur für Landwirtschaft und Umwelt habe ich mich ein halbes Jahr in Nordamerika umgesehen und diese Zeit als sehr persönlichkeitsprägend erlebt. Danach habe ich mich für die Landwirtschaft in Witzenhausen immatrikuliert und meine berufliche Praxis (Pflicht für das Agrarstudium) in der Schweizer Landwirtschaft erworben. Dies hat mir so viel Spaß bereitet, dass ich regelmäßig in den Semesterferien eine Alp mit 80 Milchkühen in den Bündener Alpen bewirtschaftet habe und gleichzeitig mein BaföG aufstocken konnte.

Nach Beendigung des Studiums mit einhergehender Ausbildereignungsprüfung ging es dann endlich zum aktuellen Job an der Georg August-Universität. Hier bin ich im Bereich der Versuchstechnik am Department für Nutztierwissenschaften der Agrarfakultät tätig. Neben vielen anderen spannenden Aufgaben schätze ich besonders den Umgang mit den Auszubildenden. Es erinnert mich oft an meine eigenen Erfahrungen in dieser Lebensphase und es macht sehr viel Freude zu erleben, wie sich die Jugendlichen in dieser Zeit verändern und entwickeln.
So hat mich das Interesse in dieser Funktion in den Prüfungsausschuss der Industrie- und Handelskammer geführt, in dem ich seit 2004 als Prüfer tätig bin und in unserer Einrichtung regelmäßig praktische Prüfungen durchführe. Ohne ein engagiertes Kollegium ist so etwas natürlich nicht nachhaltig möglich. Bislang haben fast 30 Azubis unsere Einrichtung erfolgreich durchlaufen. Wesentliche Aspekt für das gute Gelingen der Tierpflegerausbildung sind die sorgfältig überlegte und fundierte Berufsentscheidung seitens der zukünftigen Azubis und für die Ausbildungseinrichtung eine sorgfältige Abwägung bei der Auswahl „geeigneter“ Auszubildender. Weiterhin hervorzuheben sind die sehr guten, vielfältigen Möglichkeiten in der Universität und den außeruniversitären Einrichtungen und der unabdingbare persönliche und fachliche Einsatz aller beteiligten Kolleginnen und Kollegen.

- Erwin Tönges, Ausbildungsleitung