JProf. Dr. Camilla di Biase-Dyson (Göttingen)


Auf der Suche nach Metaphern in altägyptischen literarischen Texten. Überlegungen zur Anwendung aktueller Metaphernanalyse


Respondentin: Berenike Herrmann (Göttingen)


Zeit: 23. Mai 2013, 18h c.t.
Ort: Raum VG 3.102 (Verfügungsgebäude, Platz der Göttinger Sieben 7, 37073 Göttingen).


Abstract

Der Vortrag beschäftigt sich mit der Frage, wie sich Metaphern in altägyptischen literarischen Texten anhand von literaturwissenschaftlichen und sprachwissenschaftlichen Methoden untersuchen lassen. Als Gegenstand einer Fallstudie für eine größere synchrone Analyse von Metaphern dient die sogenannte Lehre des Menena, ein Text von ca. 1150 v. Chr., der in Form eines Briefes geschrieben wurde. Darin macht der Umrisszeichner Menena seinem Sohn Pai-iri allerlei Vorwürfe wegen seines wilden Benehmens und benutzt dafür zahlreiche konventionelle und innovative Metaphern.
Um diese figurativen Elemente des Textes qualitativ zu untersuchen, werden sowohl die Metaphor Identification Procedure VU University (MIPVU) von Gerard Steen (2007) als auch die diskursorientierte Metaphernanalyse von Elena Semino (2008) angewendet. Methodologische Fragen, die daraus resultieren sind etwa: Wie analysieren wir Metaphern auf Wortebene und wie auf der Textebene? Sind ägyptische Wörterbücher geeignet, um zu testen, inwieweit Metaphern neu oder konventionell waren?
Es ist auf jeden Fall klar, dass Analysen von Texten des Altertums in manchen Hinsichten Kompromisse eingehen müssen. Trotzdem zeigen diese zwei (bisher primär auf englischer Sprache basierenden) Methoden spannende Ergebnisse auf: Während zwar bereits bekannt war, dass der Text frühere literarische Texte zitiert, zeigt uns diese Analyse zum ersten Mal, wie die Zitate durch ihre Wiederbenutzung zu Metaphern geworden sind und wie sich diese Metaphern im Laufe des Textes entwickeln. Auf dieser Weise können wir uns den Einflüssen auf den Text wie auch der Kreativität des ägyptischen Autors annähern.