Eurofakultät Kaliningrad
I. Entstehung
Der Ostseerat (Council of the Baltic Sea States) hat unter wesentlicher Mitwirkung der Bundesrepublik Deutschland im März 2000 das Projekt "Eurofakultät Kaliningrad" beschlossen. Im Rahmen des selbständigen Teilprojekts Rechtswissenschaft (EuroFaculty Kaliningrad Law/EFK-L) soll die Juristische Fakultät der Staatlichen Universität Kaliningrad (KSU) und die dortige rechtswissenschaftliche Ausbildung reformiert werden. Konzipiert und durchgeführt wird dieses Programm von einem internationalen Konsortium unter der Federführung der Juristischen Fakultät der Universität Göttingen. Der Vertrag zwischen dem Ostseerat und dem Konsortium ist Ende 2000 unterschrieben worden. Das Projekt umfasst ein Volumen von 768.000 Euro über eine Laufzeit von drei Jahren. Für die Betreuung des Projekts hat die Juristische Fakultät der Universität Göttingen Prof. Dr. Dr. h.c. Dietrich Rauschning und Prof. Dr. Volker Lipp als Beauftragte bestellt.
II. Ziele
Aufgabe der Eurofakultät ist es, die Juristische Fakultät der KSU bei der Reform der juristischen Ausbildung zu unterstützen und schließlich eine Angleichung an den internationalen Standard zu erreichen. Da Forschung und Lehre in der juristischen Ausbildung untrennbar verknüpft sind, wird sich die Umgestaltung auf beide Bereiche beziehen.
In der sozialistischen Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung der früheren Sowjetunion hatte das Recht im Allgemeinen und das Zivilrecht im Besonderen nur geringe Bedeutung. Den veränderten politischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen und den daraus erwachsenden Anfor- derungen an die juristische Ausbildung soll durch eine umfassende Reform Rechnung getragen werden. Praktisch bedeutende Rechtsgebiete wie das Europarecht, das europäische Vertragsrecht, das UN-Kaufrecht sowie das internationale Gesellschafts- und Konzernrecht werden in den Lehrplan integriert werden. Die bis dato hauptsächlich aus Faktendarstellung bestehende Lehrtätigkeit soll einer auf Systemverständnis ausgerichteten und auf aktive Beteiligung der Stundenten abzielenden Lehrmethodik weichen. Um diese Veränderungen herbeizuführen ist ein intensiver Austausch zwischen der KSU und den Partneruniversitäten erforderlich, der künftig auf allen Ebenen stattfinden soll. So ist geplant, dass Hochschullehrer der Geberländer an der KSU Lehrveranstaltungen halten und dabei moderne Lehrstrukturen und -inhalte einführen. Eine enge Zusammenarbeit mit den russischen Fachkollegen und die Unterstützung durch russische wissenschaftliche Mitarbeiter wird dabei angestrebt. Umgekehrt sollen auch Hochschullehrer der KSU an Lehrveranstaltungen der skandinavischen und deutschen Fakultäten teilnehmen und die dort angewandten Lehr- und Forschungsmethoden intensiv kennenlernen. Damit wird es den russischen Dozenten ermöglicht, ihre eigenen Lehrveranstaltungen nach modernen akademischen Lehrmethoden neu zu konzipieren und insbesondere die praktische Rechtsanwendung in ihr Unterrichtskonzept zu integrieren, z. B. in Form von Übungen.
Aber auch jungen Absolventen der juristischen Fakultät der KSU soll schon eine vertiefte Ausbildung als Juristen im europäischen Sinn an einer der Partneruniversitäten ermöglicht werden; zum Beispiel im Rahmen eines einjährigen Magisterprogramms oder zu Forschungszwecken bei der Bearbeitung rechts-vergleichender Dissertationen. Besonders begabten Studenten kann bereits ab dem zweiten Studienjahr die Möglichkeit gegeben werden, für ein Semester an einer Partner-universität zu studieren. Um den Austausch zwischen den Universitäten zu fördern, werden an der KSU zahlreiche Sprachkurse für Deutschund Englisch von russischen Sprachlehrern angeboten werden. Aus den Mitteln der Eurofakultät werden die zur Modernisierung der Lehrveranstaltung erforderlichen technischen Geräte wie Projektoren und Abspielgeräte angeschafft sowie die Fachbibliothek der KSU ausgebaut und mit Internetanschlüssen versehen, um den Zugang zu internationalem wissenschaftlichen Material zu ermöglichen.
Aktuelle Informationen finden Sie unter http://eurofaculty.albertina.ru/