Zusammenfassung Post-Doc


"Sandscapes in Southeast Asia"

Sand ist nach Wasser der meistgenutzte Rohstoff der Gegenwart. Über 80% der 40 Milliarden Tonnen Sand, die jährlich verbraucht werden, werden als Beton gemischt und zum Bauen verwendet. Doch Sand als Ressource, den man in Küstenregionen ausheben muss, gilt in vielen Ländern als ausgeschöpft, gleichzeitig steigt der Bedarf – es herrscht Sandknappheit. Gerade in Ländern wie China, das über 50% des global produzierten Betons verbaut, oder Singapur, welches mit dem Rohstoff Landgewinnung betreibt, hat sich Sand als zentrales Importgut hervorgetan, welches – trotz lokal verhängter Verbote – aus fast allen Ländern Südostasiens importiert wird.

Der Verkauf von Sand birgt riesige Profitspannen, da er als Gemeingut über keine Eigentümer verfügt (Torres et al. 2017). Gleichzeitig hinterlässt der Sandabbau nicht nur zerstörte Landschaften und zieht desaströse ökologische Folgen nach sich, er provoziert auch soziale Konflikte: mit dem steigenden Bedarf an Sand als Rohstoff kommt es hier zu einer Verdichtung des Konfliktes zwischen Anwohner_innen, Naturschützer_innen und den Verantwortlichen für den Abbau. Es werden Schnittstellen zu Debatten um das Anthropozän (sowie dem Kapitalozän oder dem Chthuluzän) deutlich, denn durch den Eingriff des Menschen in den Kreislauf der Gesteine, der unter der Maxime des ‚Fortschritts‘ vorangetrieben wird, kommt eine kapitalistische Verwertungslogik zum Tragen. Entlang einiger kapitalistischer Zentren der Wertschöpfung und -schaffung wird Sand (zum Beispiel aus Kambodscha) vom natürlichen Sediment zur Ware und – wie in Singapur – wieder zum Sediment. Mit Blick auf den Forschungsstand zum Thema offenbart sich eine Dominanz von ökologischen und wirtschaftspolitischen Studien, die sozialen Konsequenzen für die Anwohner_innen bleiben bis heute unklar.

Das Forschungsprojekt „Sandscapes in Southeast Asia“ wird die sozialen, religiösen und ökologischen Folgen des Abbaus von Sand in den Blick nehmen. Konkret wird sich das Projekt der Frage widmen, inwieweit Menschen und nicht-Menschen ihre Beziehungen in einer massiv von Ressourcenabbau beeinträchtigten Landschaft neugestalten: zwischen Natur und Kultur, zwischen Maschinen, Geistern und Monstern und zwischen Politik und Ökologie.