AOR Dr. Juliane Stude (Münster)


»Eigentlich kann ich nur 'ne Gruselgeschichte«. Zur Rolle von Genrewissen im Erzählerwerb


Respondentin: Dr. Silke Kubik (Göttingen)


Zeit: 12. Dezember 2013, 18h c.t.
Ort: Raum VG 3.102 (Verfügungsgebäude, Platz der Göttinger Sieben 7, 37073 Göttingen).


Abstract

In der Erzählerwerbsforschung werden literatur- und sprachwissenschaftliche Perspektiven bislang nur vereinzelt aufeinander bezogen. Dabei bietet etwa die Frage, wie Kinder unter dem Einfluss literarischer Modelle genrespezifisches Wissen aufbauen, ein in beiden Hinsichten interessantes Untersuchungsfeld. Der Vortrag gibt Einblick in eine Längsschnittstudie zur kindlichen Entwicklung produktiver Erzählfähigkeiten. Datengrundlage bilden Daten von 382 Kindern, deren Erzählfähigkeiten neun Monate vor Ende der Kindergartenzeit (1. Erhebungswelle), kurz vor Einschulung (2. Erhebungswelle) und am Ende des ersten Schuljahres (3. Erhebungswelle) anhand der Genres Fantasie-, Bilder- und Nacherzählung erfasst wurden. In Form eines metakognitiv-orientierten Interviews schätzten die Kinder im Anschluss jeder Erhebung ihre eigenen Erzählleistungen zusätzlich selbst ein und kommentierten diese. Sowohl in den narrativen Einheiten als auch in den elizitierten metanarrativen Kommentaren der Kinder zeigt sich, dass bereits ein Teil der Fünfjährigen über explizierbares Genrewissen verfügt. Ziel des Vortrags ist, die Rolle dieser Teilkomponente narrativer Bewusstheit unter Berücksichtigung differentieller Erwerbsverläufe genauer in den Blick zu nehmen und hinsichtlich ihrer Bedeutung für den Erzählerwerb auszuleuchten.