05/11/2012: Leiharbeit ist kaum mal ein Sprungbrett in reguläre Beschäftigung

Nach dem Wunsch ihrer Befürworter soll Leiharbeit auch dazu geeignet sein, einen Weg in reguläre Beschäftigung zu eröffnen. Das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) musste allerdings 2010 schon feststellen, dass von dieser Brückenfunktion der Leiharbeit kaum die Rede sein kann, da nur sieben Prozent der vormals Arbeitslosen im Zweijahreszeitraum nach der Leiharbeit der Wechsel in eine dauerhafte reguläre Beschäftigung gelungen sei (siehe 29.06.2010). Die Bertelsmann Stiftung hat nun erneut eine Studie zu den Beschäftigungschancen von Leiharbeiter/innen erstellen lassen. Die Ergebnisse sind die gleichen geblieben.

Wie die Stiftung in einer Pressemeldung mitteilt, habe die vom Rheinisch-Westfälischen Institut für Wirtschaftsforschung (RWI) erstellte Studie ergeben, dass durchschnittlich nur sieben Prozent der Leiharbeitnehmer/innen in ein festes Anstellungsverhältnis übernommen würden. Der „in der öffentlichen Debatte“ auf 30 Prozent veranschlagte Klebeeffekt werde daher überschätzt und sei allenfalls langfristig wirksam.

Die Studie habe einen Vergleich von Arbeitslosen vorgenommen, die sich auf dem traditionellen Weg der Arbeitsvermittlung um eine Beschäftigung bemühten, mit jenen, die über den Zwischenschritt der Leiharbeit gegangen seien. Dadurch habe nachgewiesen werden können, dass die Aufnahme von Leiharbeit kurzfristig keinen substanziellen Vorteil und die Hoffnung auf ein Normalarbeitsverhältnis verschaffe. In den ersten Monaten einer Arbeitslosigkeit seien die Leiharbeitskräfte vielmehr zunächst in der Leiharbeitsbranche verblieben, während die vergleichbaren Arbeitslosen schneller wieder eine andere Beschäftigung auf dem regulären Arbeitsmarkt fänden.

Zwar könnten Arbeitslose durch eine Tätigkeit in der Leiharbeit ihre Chancen, zukünftig „grundsätzlich in Arbeit zu sein“, nachweisbar verbessern. Allerdings geschehe dies auch längerfristig vorrangig durch Tätigkeiten in der Leiharbeitsbranche selbst. Die Wahrscheinlichkeit, eine anderweitige Beschäftigung außerhalb der Leiharbeit zu finden, könne längerfristig nur für die Aufnahme von Vollzeitbeschäftigung konstatiert werden.

Autoren der Bertelsmann Stiftung hatten bereits in einer Studie aus dem Jahr 2010 keine "belastbaren Hinweise“ dafür gefunden, dass Zeitarbeit eine Brücke zur Aufnahme einer regulären Beschäftigung darstelle (siehe 29.04.2010). Auch eine erst kürzlich veröffentlichte Studie zur Leiharbeit, die das RWI ebenfalls im Auftrag der Bertelsmann-Stiftung erstellt hatte, hatte wenig Positives ergeben. Unter anderem mussten die Autoren feststellen, dass die Beschäftigungsverhältnisse in der Leiharbeit häufig bereits nach kurzer Zeit enden. Zudem würden Leiharbeiter/innen bis zu 50 Prozent weniger für vergleichbare Tätigkeiten verdienen (siehe 26.03.2012).

Quelle: Pressemeldung der Bertelsmann Stiftung vom 05.11.2012

Weiterlesen:

  • Bertelsmann Stiftung (Hg.) (2012): Durchlässiger Arbeitsmarkt durch Zeitarbeit? Studie des Rheinisch-Westfälischen Instituts für Wirtschaftsforschung (RWI) im Auftrag der Bertelsmann Stiftung, Gütersloh.
  • RWI – Rheinisch-Westfälisches Institut für Wirtschaftsforschung (Hg.) (2012): Herausforderung Zeitarbeit. Studie im Auftrag der Bertelsmann-Stiftung.
  • Eichhorst, W./ Marx, P./ Thode, E. (2010): Atypische Beschäftigung und Niedriglohnarbeit - Benchmarking Deutschland: Befristete und geringfügige Tätigkeiten, Zeitarbeit und Niedriglohnbeschäftigung, Gütersloh.
  • Lehmer, F./ Ziegler, K. (2010): Brückenfunktion der Leiharbeit: Zumindest ein schmaler Steg. IAB-Kurzbericht 13/2010, Nürnberg.