07/08/2012: WZB-Studie zur Entwicklung atypischer Beschäftigung in Europa

Das Wissenschaftszentrums Berlin für Sozialforschung (WZB) hat eine Studie vorgelegt, in der für 20 europäische Länder die Entwicklung der atypischen Beschäftigung von 1996 bis 2009 dokumentiert wird. Die Studie zeigt im Ländervergleich neben Gemeinsamkeiten auch Unterschiede.

Wie das WZB zu den Ergebnissen mitteilt, seien Frauen, junge Menschen und Geringqualifizierte in allen zwanzig untersuchten europäischen Ländern von atypischer Beschäftigung besonders oft betroffen. Sie seien besonders häufig in Teilzeit oder befristet beschäftigt. Auch fänden unter 30-Jährige und Geringqualifizierte heute seltener einen unbefristeten Vollzeitjob als Mitte der 1990er Jahre.

Deutschland bilde im Ländervergleich keine Ausnahme. So arbeiteten Frauen auch in der Bundesrepublik heute öfter in Teilzeit (29 Prozent) als Mitte der 1990er Jahre (19 Prozent). Gleichzeitig sei ihre Erwerbsbeteiligung von 55 auf 66 Prozent gestiegen. Bei den unter 30-Jährigen sei der Anteil der Arbeitnehmer/innen mit einem unbefristeten Vollzeitjob von 35 Prozent (1996) auf 24 Prozent (2009) gesunken. Das reguläre Arbeitsverhältnis habe auch unter den Geringqualifizierten an Boden verloren: 2009 hätten nur 16 Prozent eine volle, unbefristete Stelle gehabt, 1996 seien es noch 24 Prozent gewesen.

Neben Gemeinsamkeiten hat die Studie aber auch Unterschiede zwischen den Ländern herausgearbeitet. Wie es im WZ Brief Arbeit, Nr 13 dazu heißt, sei ein zentrales Ergebnis der Analysen, dass Umfang und Verbreitung von atypischen Beschäftigungsverhältnissen stark zwischen den untersuchten Ländern variierten: „Wider Erwarten gibt es keinen allgemeinen Trend hin zu einer generellen Flexibilisierung“.

Zwar habe es in allen untersuchten Ländern (mit Ausnahme von Polen, Rumänien und Tschechien) zwischen 1996 und 2009 einen Anstieg der Erwerbstätigkeit gegeben, der aber nicht überall auf eine Ausbreitung atypischer Beschäftigungsverhältnisse zurückzuführen sei. In Ländern wie Deutschland, Österreich, den Niederlanden und Italien sei die atypische Beschäftigung im Betrachtungszeitraum zwischen 8 und 15 Prozentpunkte gestiegen. Dagegen habe sich der Anteil an Nichtstandardarbeitsverhältnissen in den skandinavischen Ländern wie auch in Belgien, Frankreich, Großbritannien, Tschechien, Spanien, Griechenland und Ungarn im Vergleich zum Ausgangsniveau Mitte der 1990er Jahre nur unwesentlich geändert.

Fazit der Länderstudie: „Es gibt mehr Divergenz als Konvergenz zwischen den betrachteten Ländern. Das trifft sowohl auf die Entwicklung der atypischen Beschäftigung im Vergleich zu unbefristeten Vollzeitbeschäftigungsverhältnissen und bezogen auf Arbeitslosigkeit und Inaktivität zu als auch auf die Verteilung atypischer Beschäftigungsverhältnisse über unterschiedliche soziale Gruppen.“

Quellen:
WZB Pressemitteilung vom 07.08.2012
Allmendinger, J./ Giesecke, J. (2012): Mehr Jobs oder nur mehr schlechte Jobs? Die Entwicklung atypischer Beschäftigung in Europa, WZ Brief Arbeit, Nr. 13, August 2012, Berlin.

Weiterlesen: Schmeißer, C./ Stuth, S. u.a. (2012): Atypische Beschäftigung in Europa 1996 - 2009, WZB Discussion Paper, P 2012-001, Berlin.