12/04/2011: APuZ widmet sich den flexibilisierten Arbeitsformen

Die eben erschienene Ausgabe der Zeitschrift „Aus Politik und Zeitgeschichte“ (APuZ Heft 15/2011) befasst sich mit der veränderten Qualität von Lohnarbeit, wie sie in der Abkehr vom Normalarbeitsverhältnis, der steigenden Flexibilisierung der Beschäftigungsformen und der Zunahme atypischer Beschäftigung zum Ausdruck kommt:

Oskar Negt befasst sich in einem Essay mit dem Zusammenhang von Arbeit und menschlicher Würde. Dies zu thematisieren sei nötig, weil bei sichtbar wachsender Reichtumsproduktion die Gesellschaft in großen Bereichen immer ärmer werde. Angesichts einer „Klasse der Working Poor“ werde es immer dringlicher, die moralische Komponente des Umgangs mit lebendiger Arbeitskraft öffentlich kenntlich zu machen.

Dieter Sauer Sauer thematisiert das Problem Probleme einer seit Jahren sich verschlechternden Qualität der Arbeit. Dazu wirft er einen Blick auf die gewerkschaftliche Initiative „Gute Arbeit“, die als neues arbeitspolitisches Humanisierungsprojekt verstanden wird, das explizit an die Traditionslinie der „Humanisierung der Arbeit“ der 1970er Jahre anknüpfen will. Um die besonderen Herausforderungen zu verdeutlichen, vor die sich die arbeitspolitischen Akteure heute gestellt sehen, wirft Sauer einen Blick auf den historischen Ausgangspunkt und die dazwischen liegenden Prozesse der Veränderung in den vergangenen 40 Jahren, durch den auch Gemeinsamkeiten und Unterschiede der beiden Initiativen deutlich werden.

Julie Lepperhoff analysiert die Debatte zur Qualität von Arbeit in der EU und in Deutschland und setzt sich mit der Frage auseinander, was unter Qualität der Arbeit eigentlich zu verstehen ist und nach welchen Kriterien diese Qualität gemessen werden kann. Zu fragen sei zunächst, ob man unter Arbeit nur die bezahlte Erwerbsarbeit fasse oder ob auch die unentgeltliche Arbeit von nicht erwerbstätigen Personen konzeptionell integriert werden sollte. Zudem sei zu prüfen, ob und wie die unterschiedlichen Funktionen von Erwerbsarbeit über Messdimensionen von Qualität abgebildet werden können. Insgesamt werde durch die Betrachtung deutlich, dass es bei der Diskussion und Messung der Qualität von Arbeit auch um Faktoren gehe, die nicht mit der unmittelbaren Qualität am Arbeitsplatz zusammenhingen.

Cordula Drautz setzt sich kritisch mit der Arbeitspolitik Deutschlands auseinander. Sie skizziert den Wandel der Arbeitswelt und konstatiert, dass die den deutschen Arbeitsmarkt regulierenden Systeme den gesellschaftlichen Realitäten des 21. Jahrhunderts nicht mehr gerecht würden. Auf der Basis einer Neufassung des Arbeitsbegriffs fordert sie, dass sich der Staat nicht mehr auf die reine Arbeitsmarktpolitik beschränken solle, sondern die Rahmenbedingungen für eine nachhaltige Arbeitspolitik schaffen solle, die den erweiterten Arbeitsbegriff aufgreift und die Qualität der Arbeit mit einbezieht.



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Aus Politik und Zeitgeschichte, Heft 15/2010, Bonn.