07/04/2011: IAB-Direktor: Mindestlöhne gefährden keine Arbeitsplätze

In einem bei Spiegel Online erschienenen Beitrag erklärt der Direktor des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB), Joachim Möller, die Wirkung von Mindestlöhnen.

Zunächst sei die Ansicht falsch, dass Mindestlöhne Arbeitsplätze vernichteten. So gelte etwa im Vereinigten Königreich seit 1999 ein nationaler Mindestlohn, und wie ein Blick auf die Beschäftigungsentwicklung seit dem Zeitpunkt der Mindestlohneinführung zeige, sei „nicht die geringste Delle“ zu entdecken. Die Effekte des britischen Mindestlohnes, der bereits mehrfach angehoben worden sei, seien in zahlreichen wissenschaftlichen Studien untersucht worden. Das Ergebnis: Der Mindestlohn habe die Verdienste am unteren Ende der Lohnskala ohne messbare Jobverluste erhöht. Auch eine neue Studie der Universität Berkeley (siehe 01.12.2010), die die amerikanischen Mindestlöhne sehr umfassend untersucht habe, komme zu dem Ergebnis, dass es offenbar einen Spielraum für einen Mindestlohn ohne Jobverluste gebe, schreibt Möller.

Die ökonomische Theorie, wonach die Festlegung eines wirksamen Mindestpreises auf einem ansonsten funktionierenden Konkurrenzmarkt (der unterstellte ideale Markt) zu einem Überangebot führe, könne auf den Arbeitsmarkt nicht angewandt werden. Zum einen sei der Arbeitsmarkt alles andere als ein idealer Markt. Arbeitskräfte und Jobs seien sehr heterogen, es herrsche ein hohes Maß an Intransparenz. Zum anderen sei der Wettbewerb auf dem Arbeitsmarkt eingeschränkt, denn immer sei auch Marktmacht im Spiel. Marktmacht von Unternehmen habe zur Konsequenz, dass der Lohn auch unter den „fairen Wert“ der Arbeitsleistung gedrückt werden könne, der sich auf einem idealen Markt bestimmen würde. In einer solchen Situation würde ein Mindestlohn die einseitige Verteilung der Marktmacht korrigieren. Interessanterweise könne eine Untergrenze für den Lohn dann sogar zu mehr Beschäftigung führen, so Möller weiter.

Quelle: Spiegel Online vom 07.04.2011