04/10/2012: Bertelsmann-Studie empfiehlt Eindämmung von Minijobs

Geringfügige Beschäftigungsverhältnisse werden von Unternehmen zunehmend als Ersatz für reguläre Beschäftigung genutzt, um Arbeitskosten zu senken. Minijobber arbeiten auch deshalb fast immer für Niedriglöhne (siehe 19.01.2012). Zudem setzen Minijobs falsche Beschäftigungsanreize am Arbeitsmarkt, weshalb sie als beschäftigungspolitische Sackgasse gelten (siehe 16.01.2012).

Das hat auch die Bertelsmann-Stiftung erkannt. Laut einer neuen Studie der Stiftung verschärfen Minijobs sowohl die Ungleichverteilung von Reichtum als auch den Fachkräftemangel. Wie die Stiftung in einer Pressemeldung resümiert, würden die derzeitigen gesetzlichen Bestimmungen bei Minijobs und Einkommensteuern von Ehepaaren das Entstehen von Arbeitsplätzen verhindern und die Menschen in der Geringfügigkeitsfalle prekärer Arbeitsverhältnisse fesseln.

Laut Studie seien es vor allem Zweitverdiener in Paarhaushalten, zumeist Frauen, die aufgrund der bestehenden gesetzlichen Rahmenbedingungen in geringfügigen Beschäftigungsformen verharrten, obwohl sie aufgrund ihrer Qualifikationen und zeitlichen Möglichkeiten umfangreichere und anspruchsvollere Tätigkeiten ausüben könnten. Für die Betroffenen führe diese Geringfügigkeitsfalle zu schlechteren beruflichen Entwicklungsperspektiven, zu geringeren Ansprüchen in der Rentenversicherung und zu einer ausgeprägten Ungleichverteilung der Einkommen in den Haushalten. Gesamtwirtschaftlich mindere sich das Erwerbspotenzial und die wirtschaftliche Dynamik.

Basierend auf den Ergebnissen einer Simulationsrechnung, die das Forschungsinstitut zur Zukunft der Arbeit (IZA) im Auftrag der Bertelsmann Stiftung durchgeführt hat, empfiehlt das Autor/innenteam der Studie eine Umgestaltung von Steuer- und Sozialversicherungsregeln, um die Zahl der prekären Arbeitsverhältnisse zugunsten von zusätzlichen Vollzeitstellen zu reduzieren. Durch eine gezielte Reform der gesetzlichen Regelungen für Minijobs und der gleichzeitigen Umgestaltung beim Ehegattensplitting könnten so in Deutschland 60.000 neue Vollzeitstellen entstehen.

Schon im November 2010 hatte eine Studie der Bertelsmann-Stiftung zur Beschäftigungssituation von Müttern und Alleinerziehenden gefordert, dass die Erwerbsintegration von Müttern über geringfügige Tätigkeiten hinaus verbessert werden müsse (siehe 26.11.2010).

Quelle: Pressemeldung der Bertelsmann-Stiftung vom 04.10.2012

Weiterlesen: Eichhorst, W./ Hinz, T. u.a. (2012): Geringfügige Beschäftigung: Situation und Gestaltungsoptionen, Gütersloh.