TEILZEITARBEIT:




31/10/2013:
Boom bei Teilzeitjobs lässt Erwerbstätigkeit steigen

Nachdem das Statistische Bundesamt erstmals mehr als 42 Millionen Erwerbstätige gezählt hatte, wurde das vielerorts als großartiger Arbeitsmarkterfolg verkauft. Gerne übersehen wurde dabei die Tatsache, dass der Begriff der Erwerbstätigkeit viel zu weit gefasst ist, um substantielle Aussagen über die Entwicklung am Arbeitsmarkt treffen zu können. Denn: als Erwerbstätige werden alle Personen im Alter von 15 Jahren und mehr bezeichnet, die wenigstens eine Stunde für Lohn oder sonstiges Entgelt irgendeiner beruflichen Tätigkeit nachgehen bzw. in einem Arbeitsverhältnis stehen, selbstständig ein Gewerbe oder eine Landwirtschaft betreiben oder einen freien Beruf ausüben.

Die Berliner Zeitung hat genauer hingeschaut und festgestellt, dass die Zunahme der Erwerbstätigenzahl sich vor allem der Ausweitung von Teilzeitarbeit und Minijobs verdankt. Das Arbeitsvolumen dagegen ist geschrumpft, es gibt also nicht mehr, sondern weniger Arbeit als früher.

Wie die Zeitung erläutert, hätten die Beschäftigten im Jahr 1991 insgesamt rund 52 Milliarden Stunden gearbeitet. Im Jahr 2012 seien es aber nur noch etwa 49 Milliarden Stunden gewesen. Wenn heute dennoch mehr Menschen erwerbstätig seien, so liege das daran, dass viel mehr Arbeitnehmer eine Teilzeitstelle oder einen Minijob hätten. Während nach der Wiedervereinigung nur knapp 16 Prozent der Beschäftigten in Teilzeit gearbeitet hätten, seien es inzwischen fast 35 Prozent, das seien 12,7 Millionen Menschen. Mittlerweile habe jede zweite Frau eine Teilzeitstelle, bei den Männern sei der Anteil zuletzt auf rund 18 Prozent gestiegen (vgl. 10.10.2013).

Für die Zunahme der Erwerbstätigkeit sind auch Minijobs und Ein-Euro-Jobs verantwortlich: Nach Zahlen des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) seien inzwischen rund 13 Prozent aller Erwerbstätigen geringfügig beschäftigt. Damit stellten sie die zweitgrößte Gruppe unter den Erwerbstätigen, nach den Menschen mit einer sozialversicherungspflichtigen Stelle.

Zwar hätten nach Aussage der Zeitung viele Menschen ihre Arbeitszeit freiwillig reduziert, andere jedoch würden gern länger arbeiten. So habe eine Umfrage bereits vor einigen Jahren ergeben, dass 40 Prozent der Frauen mit einer sozialversicherungspflichtigen Teilzeitstelle mehr arbeiten möchten, unter den Minijobberinnen seien es sogar 60 Prozent (siehe 05.09.2013).

Quellen:
Berliner Zeitung vom 31.10.2013
Pressemitteilung Nr. 364 des Statist. Bundesamtes vom 30.10.2013