NIEDRIGLOHNSEKTOR:




16/12/2013:
Entgeltstatistik: 4,11 Mio. vollzeitbeschäftigte Geringverdiener in 2012

Erstmals seit November 2011 (siehe 04.11.2011) hat die Bundesagentur für Arbeit (BA) wieder eine Entgeltstatistik veröffentlicht und darin Zahlen zur Entwicklung der Niedriglohnbeschäftigung bei Vollzeiterwerbstätigen vorgelegt. Aufgrund eines neuen Erhebungsverfahrens fällt die Zahl der erfassten Vollzeitbeschäftigten im Vergleich zu früher allerdings niedriger aus, weshalb sich die Ergebnisse nicht mehr mit den Vorjahreszahlen vergleichen lassen. Was die neue Entgeltstatistik über die sozialversicherungspflichtigen Bruttoarbeitsentgelte (mit Stichtag 31.12.2012) aber zeigt: Niedriglohnbeschäftigung unter Vollzeitkräften verharrt seit drei Jahren auf nahezu konstant hohem Niveau.

Laut BA-Statistik (Tabelle 15.1.1) hatte die bundesweit einheitliche Niedriglohnschwelle im Bereich der sozialversicherungspflichtigen Vollzeitbeschäftigung im Jahr 2012 bei 1.926 Euro gelegen. Demzufolge sind 2012 bundesweit annähernd 4,11 Millionen sozialversicherungspflichtig Vollzeitbeschäftigte (ohne Auszubildende) im Niedriglohnsektor beschäftigt gewesen. Ihr Anteil an allen Vollzeitbeschäftigten lag damit bei 20,6 Prozent.

Da die BA ein neues Erhebungsverfahren angewendet hat, konnte sie die Entwicklung im Vergleich zu den zurückliegenden Jahren (ab 2008) nur schätzen. Für 2010 und 2011 weist die BA-Schätzung gemäß der gesamtdeutschen Niedriglohnschwelle einen Niedriglohnanteil von jeweils 20,8 auf. Nach dem alten Verfahren hatte der Anteil im Jahr 2010 allerdings noch bei 22,8 Prozent gelegen. Damit wird zumindest eins deutlich: der Anteil der in Vollzeit Niedriglohnbeschäftigten bewegt sich im dritten Jahr in Folge auf kaum verändertem, hohem Niveau.

Legt man den Berechnungen unterschiedliche Niedriglohnschwellen für West- und Ostdeutschland zugrunde, so lag der Anteil der sozialversicherungspflichtig vollzeitbeschäftigten Geringverdiener 2012 insgesamt bei 18,9 Prozent (18,8% West, 19,3%Ost). Auch in diesem Fall konnte die Entwicklung seit 2008 nur geschätzt werden. Sie bestätigt im Wesentlichen den bundesweiten Trend der Verfestigung, wobei für den Osten allerdings ein leichter Rückgang seit 2010 ausgewiesen wird.

Wie die BA-Entgeltstatistik weiter zeigt, sind jüngere Vollzeitbeschäftigte (bis 25 Jahre) von Niedriglöhnen besonders stark betroffen. 44,5 Prozent von ihnen (West: 45,5%; Ost: 39,2%) erzielten 2012 nur ein Arbeitsentgelt unterhalb der Niedriglohnschwelle. Nach Angaben der BA könne dies damit erklärt werden, dass junge Beschäftigte häufig noch keinen (akademischen) Abschluss oder noch keine langjährige Berufserfahrung hätten.

Ähnliches gilt für weibliche Beschäftigte. Sie arbeiten weiterhin deutlich häufiger als Männer im Niedriglohnsektor. Der Anteil der Personen mit Entgelten im Niedriglohnbereich Bereich betrug 2012 bei den Frauen 28,8% (West: 30,0%; Ost: 24,9%) und bei den Männern 13,8% (West: 13,4%; Ost: 15,6%). Die BA führt den Unterschied u.a. auf unterschiedliche Tätigkeitsschwerpunkte von Männern und Frauen in Kombination mit abweichenden Qualifikationsstrukturen zurück.

Quelle:
Bundesagentur für Arbeit (2013): Beschäftigungsstatistik: Sozialversicherungspflichtige Bruttoarbeitsentgelte (Entgeltstatistik), Stichtag 31. Dezember 2012, Nürnberg.