Departmental Seminar Winter Term 2022/23

KAEE_Poster (A4)

Mit dem Maastricht Vertrag von 1993 wurde die Europäische Union etabliert. Von in den Nachkriegsjahren sechs Staaten wuchs der Verbund europäischer Staaten auf wirtschaftlicher und zunehmend weiteren politischen und juristischen Ebenen auf z.Z. 27 Mitgliedstaaten an. Unser Fach hat die Bemühungen um eine europäische Integration verschiedentlich kritisch begleitet, sei es durch Studien der (eher kläglichen) Versuche, eine gemeinsame „europäische Kultur“ zu generieren über den EU-Tag oder das europäische Kulturhauptstadt Programm, sei es durch Einblicke in die Verhandlungskulturen in Brüssel oder in die „anderen Europas“, wie sie insbesondere auch von den Rändern entstanden, bis hin zu Europas eigenen postkolonialen Brüchen und fortgesetzten Othering. Insbesondere der wissenschaftliche Fokus auf das durch die EU nach und nach errichtete Grenzregime und die assoziierten Migrations- und Asylpolitiken haben einen Blick auf „Europäisierung“ eröffnet, der sich mit Policy, Gewalt und dem Ringen darum befasst, was „Europa“ und der Verweis auf „Europäisch“-Sein bedeutet. Die Forschungen zur europäischen Migrationspolitik haben zudem deutlich gemacht, dass seit einigen Jahren auch eine „Exit“-Bewegung aus der EU und eine starke Renationalisierung der Politik zu beobachten ist. Mit der Rückkehr der Grenzkontrollen an die Binnengrenzen des Schengenraums scheint nun auch eines der Herzstücke des EU-Projekts – nämlich die freie Zirkulation seiner Bürger*innen, wie sie auch in Erasmus-Austausch-Projekten unterstützt wurde – in Frage gestellt. 32 Jahre nach Maastricht wollen wir mit dem Institutskolloquium nicht nur Einblicke geben in verschiede Forschungsstränge unseres Faches zur EU, Europa und Europäisierung, sondern auch fragen, wohin die Reise geht, wie sich die aktuellen Prozesse verstehen lassen.

Das von Regina Bendix und Sabine Hess organisierte Institutskolloquium arbeitet einige dieser Perspektiven auf und stellt zur Diskussion, welchen fachlichen Beitrag die KAEE , mit ihrem Zweitnamen Europäische Ethnologie, um Verständnis der (Un-)Möglichkeiten und Potenziale einer europäischen Integration geleistet hat.


+++Programm+++



26.11.25
Regina F. Bendix (KAEE, Göttingen): „Fachgeschichten: Europa, Europäische Ethnologien und Europäisierung“

10.12.25
Lill-Ann Körber, Swantje Opitz und Hanna Rinderle (Skandinavistik, Göttingen): „Skandinavien dezentrieren – die Skandinavistik dekolonisieren”

17.12.25
Jens Adam (Cottbus), Sabine Hess (KAEE, Göttingen): „Autoritäre Transformationen europäischen Regierens: Zum Zusammenhang von Migrations- und Grenzpolitik und der autoritären Wende“
Weihnachtspause

07.01.26
Elisa Erpenbeck und Mara Müller (KAEE, Göttingen): „Caution Colonialism“ (Film und Diskussion)

14.01.26
Alexandra Schwell (Kulturanalyse, Klagenfurt): "Der holprige Weg zur klimagerechten Stadt. Konkurrierende Dringlichkeiten unter Bedingungen des Populismus"

21.01.26 (Abweichende Uhrzeit: 20:00 Uhr)
Valerie Assmann (Berlin)/ Beate Binder (Europäische Ethnologie, Berlin)/ Friederike Faust (KAEE, Göttingen)
Buchvorstellung Down by Law. Criminalization, Survival and Solidarity in Europe. Eine Sammlung ethno-grafischer Kurzgeschichten

Ort: Literarisches Zentrum Göttingen

28.01.26
Čarna Brković (KAEE, Mainz): „Teaching European ethnology through and beyond national traditions"

11.02.26
Magdalena Buchczik (Europäische Ethnologie, Berlin): „Vital Heritage: Spectral Entanglements and the Futures They Haunt”

Für die Vortragenden ist es immer schöner, wenn das Publikum im Raum körperlich präsent ist. Für diejenigen, die es nicht schaffen, wird zu Beginn der Reihe gegen Ende November ein Zoom-Link bekannt gegeben!