Tendenzen und Perspektiven der Regionalentwicklung im ehemaligen Grenzgebiet BRD/DDR

Finanzierung: DGB Sachsen-Anhalt

Laufzeit: November 2002 bis April 2003

BearbeiterInnen: Waltraud Bruch-Krumbein, Wilfried Kurtzke, Wilfried Wrensch

Kurzbeschreibung: Ziel der Untersuchung ist zum einen die Analyse der demographischen, der ökonomischen und der Arbeitsmarktentwicklung im ehemaligen innerdeutschen Grenzgebiet seit 1995 anhand vier sich gegenüberliegender Landkreise in Niedersachsen und dem angrenzenden Sachsen-Anhalt. Die statistische Auswertung soll durch einige Expertengespräche zu eher qualitativen Aspekten (insbesondere mögliche landkreis-/landesgrenzenüberschreitende Verflechtungen) ergänzt werden. Aus dieser Analyse heraus sollen zum anderen sinnvolle Fragestellungen erarbeitet und in einen Rohentwurf für einen weitergehenden Forschungsantrag gegossen werden.

Zusammenfassung des Ergebnisses:
Die Studie zeigt in einem ersten Schritt auf, dass es bisher vergleichsweise wenige Untersuchungen zur Entwicklung im ehemaligen innerdeutschen Grenzgebiet gibt, und dass, obwohl die emotionsgeladene Diskussion so mancher Fehlinterpretation Tür und Tor öffnet und eine Versachlichung hier wertvolle Dienste leisten könnte. Deshalb sollten in dieser Studie in einem ersten Schritt die benachbarten "Grenzkreise" Gifhorn, Helmstedt, Stadt Wolfsburg, Ohrekreis und Altmarkkreis Salzwedel untersucht werden. Ziel war eine Bestandsaufnahme zur Entwicklung und derzeitigen Situation der o.g. Grenzkreise im Hinblick auf Fragenkomplexe wie die Position der ehemaligen Grenzregion im Vergleich zur Bundesentwicklung, die Entstehung bundesländerübergreifender Wirtschafts- und Arbeitsmarktregionen, wechselseitige Pendlerverflechtungen, Ansatzpunkte regionalwirtschaftlicher Integration und ggf. Ansatzpunkte für weitergehende Kooperationen zwischen den Nachbarkreisen. Als Ergebnis der Bestandsaufnahme bleibt festzuhalten, dass weder das westdeutsche noch das ostdeutsche ehemalige Grenzgebiet regionalpolitisch über einen Kamm zu scheren sind. Die einzelnen Teilräume sind in ihrer Struktur, in ihren Potenzialen und ihren Engpässen sehr heterogen. Große Bedeutung für die wirtschaftliche Entwicklung im Untersuchungsraum spielen dabei die beiden nahe gelegenen Zentren Wolfsburg und Magdeburg. Eine solche Konstellation existiert an der ehemaligen innerdeutschen Grenze aber nicht noch einmal; die Ergebnisse sind in dieser Form also nicht übertragbar. Über Gespräche mit wirtschaftsrelevanten Akteuren (Oberkreisdirektoren/Landräten, Wirtschaftsförderern, Gewerkschaftern) wurde die Entwicklung der Beziehungen zwischen ostdeutschen und westdeutschen Landkreisen erörtert. Sie sind insgesamt als ambivalent zu bezeichnen; dazu trägt u.a. das Förder- und Lohngefälle bei. Die Wirkungen, sowohl positiver als auch negativer Art, die mitunter mit einer erhöhten Förderung verbunden werden, scheinen allerdings überzeichnet. So konnte die unmittelbare Nähe zu einem Wirtschaftsgebiet mit relativ großzügigen Förderkonditionen und ausgesprochen niedrigen Löhnen einerseits die dynamische Entwicklung des VW-Standorts Wolfsburg nicht bremsen; andererseits zeitigten die besseren Förderbedingungen in den ostdeutschen Kreisen nicht den erhofften Ansiedlungserfolg. Auch andere z.T. eher „atmosphärische“ Wirkungen des Förder- und Lohngefälles sind nicht zu vernachlässigen, geschweige denn wegzudeuteln; die Bereitschaft und z.T. auch die objektive Möglichkeit zur Kooperation werden beeinträchtigt. Von der Aufbruchstimmung zu Beginn der 90er Jahre ist kaum mehr etwas zu spüren.
Aufgrund der Tatsache, dass sich das ehemalige innerdeutsche Grenzgebiet in seinen Strukturen und Potenzialen stark unterscheidet, können diese die vier oben genannten Landkreise betreffenden Ergebnisse nicht auf das gesamte Gebiet übertragen werden. Es stellt sich die Frage, wie sich die anderen Gebiete entwickelt haben und welche Strategien dort verfolgt worden sind bzw. werden, um die Chancen der Öffnung zu nutzen.

Veröffentlichungen:
Bruch-Krumbein, Waltraud; Kurtzke, Wilfried: Tendenzen und Perspektiven der Regionalentwicklung im ehemaligen Grenzgebiet BRD/DDR
Magdeburg 2003
Bestellbar beim DGB Sachsen-Anhalt

Zeitungsartikel:
In alten Schlagadern pulst keine Kraft - Studie zeigt Defizite und Magneten in den grenznahen Kreisen Helmstedt, Gifhorn, Ohre und Altmark auf (Braunschweiger Zeitung 24.1.2004)