Was macht eigentlich eine wissenschaftliche Arbeit aus?

Am 25. Januar 2021 begann für die Schüler*innen die Bearbeitungszeit für ihre Facharbeiten. In diesen werden sie sieben Wochen lang Themen an der Schnittstelle zwischen Naturwissenschaften und Rechtswissenschaft unter Einbeziehung weiterer Disziplinen näher untersuchen und Antworten zum Beispiel auf die folgenden Fragen suchen:


  • Wie ist die sog. Aarhus-Konvention entstanden, und wie steht es um ihre Umsetzung in Deutschland?
  • Führt das Pariser Klimaschutzabkommen zu mehr Klimagerechtigkeit?
  • Welche Rolle spielt die Elektromobilität im Kampf gegen den Klimawandel – Kann Deutschland hier von Norwegen lernen?
  • Kann die Brennstoffzelle konventionelle Verbrenner flächendeckend ablösen?
  • Wie wirkt sich der Tourismus auf den Klimawandel aus?
  • Wie hat sich unsere Mobilität in Zeiten der Pandemie entwickelt?
  • Wie beeinflussen sich der Klimawandel und die Wälder gegenseitig?
  • Wie wirkt sich der Anstieg des Meeresspiegels auf Inselstaaten und Küstenregionen aus?
  • Welchen Beitrag können Tiny Houses zum Klimaschutz leisten?

  • Zur Vorbereitung fanden im Januar zwei Veranstaltungen zur Einführung in das wissenschaftliche Arbeiten statt – aufgrund der aktuellen Pandemie-Situation erneut als Videokonferenzen.

    Zunächst konnten die Schüler*innen an dem vom YLAB – Geisteswissenschaftliches Schülerlabor der Georg-August-Universität Göttingen angebotenen Intensivtutorium Facharbeit „Wissenschaftliches Schreiben“ teilnehmen, das von einer Studentin durchgeführt wurde.

    Zu Beginn des Kurses wurde darüber gesprochen, was das Ziel einer Facharbeit ist. Im Anschluss hieran sammelten die Schüler*innen über das interaktive Online-Programm AnswerGarden, was sie unter wissenschaftlichem Arbeiten verstehen. Ausgehend hiervon wurden die wesentlichen Standards des wissenschaftlichen Arbeitens ermittelt und Systematik, Objektivität, Eigenständigkeit sowie Präzision als wesentliche Charakteristika wissenschaftlichen Arbeitens erläutert.

    Der nächste Teil des Kurses widmete sich dem Zeitmanagement während der Facharbeit. Die Schüler*innen konnten via Zoom in eine Tabelle eintragen, wie viel Prozent sie von ihrer Zeit für welchen Arbeitsphase verwenden würden. Als relevante Phasen einer Facharbeit wurden unter anderem die Informations- und Materialsammlung, die Entwurfsphase, die Ausformulierung, die Korrekturphase und eine zeitliche Reserve genannt. Im anschließenden Vergleich der Ergebnisse konnten die Schüler*innen große Übereinstimmungen mit der vom YLAB vorgeschlagenen idealen Zeiteinteilung feststellen.

    Im Hauptteil des Kurses standen der Aufbau einer Facharbeit und ihre Bestandteile im Fokus (Deckblatt, Inhaltsverzeichnis, Einleitung, Hauptteil, Zusammenfassung, Literaturverzeichnis, Eigenständigkeitserklärung). Hierbei wurden insbesondere die jeweiligen Funktionen der Einleitung, des Hauptteils, der Zusammenfassung und des Literaturverzeichnisses näher beleuchtet. Die Kursleiterin betonte, wie wichtig ein stets erkennbarer roter Faden sei, und gab Tipps, wie ein solcher durch die Arbeit hindurch gewährleistet werden kann. Ausgehend vom Literaturverzeichnis wurden verschiedene Literaturgattungen voneinander abgegrenzt. Die Schüler*innen erläuterten zusammen mit der Kursleiterin, was Monographien, Sammelbände, Aufsätze in Sammelbänden und Aufsätze in Zeitschriften voneinander unterscheidet und wie diese in das Literaturverzeichnis aufzunehmen sind. Hierzu erhielten die Schüler*innen eine anschauliche Übersicht. Sie hatten die Aufgabe, den Unterschied zwischen Primär- und Sekundärliteratur zu erklären. Außerdem wurde der Unterschied zwischen direkten und indirekten Zitaten erläutert und wie diese im Text zu zitieren sind. Auch zum Zitieren unter Verwendung von Fußnoten wurde den Schüler*innen noch ein Merkblatt zur Verfügung gestellt. Das Gelernte konnten die Schüler*innen an drei verschiedenen Beispielen üben. Die Kursleiterin gab außerdem noch einige Hinweise zum Stil einer wissenschaftlichen Arbeit, zur Verwendung von Konjunktionen sowie zur Vermeidung von Pleonasmen und Füllwörtern. Zum Abschluss dieses Teils konnten die Schüler*innen ihr Wissen durch ein Quiz überprüfen.

    Der letzte Teil widmete sich dem Ablauf einer Recherche. Die Kursleiterin behandelte sowohl die Internetrecherche als auch die über die verschiedenen Angebote der Niedersächsischen Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen mögliche Literaturrecherche. Zur Internetrecherche wurde gezeigt, wie man die online-Suche durch Setzen von Zeichen (+, -, und, oder) verfeinern kann. Dies wurde am Beispiel des Facharbeitsthemas einer Schülerin zu Tiny Houses veranschaulicht. Als Ergänzungen zur Recherche über Google wurden die Seiten base-search.net und Metager.de vorgestellt. In einer Gruppenübung bewerteten die Schüler*innen, ob sich verschiedene Webseiten zum Zitieren in wissenschaftlichen Arbeiten eignen, und arbeiteten hierfür geeignete Kriterien heraus (Betreiber, Aktualität, Existenz von Belegen, Objektivität). Der Fokus der Einführung in die Literaturrecherche der SUB lag auf den Funktionen des Göttinger Universitätskatalogs (GUK). Die Kursleiterin erläuterte etwa, wie die Suche durch eine Beschränkung auf einzelne Wörter, ausgewählte Teilbibliotheken oder bestimmte Quellenarten präzisiert werden kann.


    Und welche Besonderheiten gelten bei einer rechtswissenschaftlichen Arbeit?

    Eine Woche nach dem online-Kurs im YLAB erhielten die Schüler*innen von Frau Dr. Sabine Hohmann-Fricke vom EDV-Zentrum der Juristischen Fakultät der Universität Göttingen dann noch eine Einführung in die Grundlagen des wissenschaftlichen Arbeitens in der Rechtswissenschaft.

    Zu Beginn sollten die Schüler*innen ihren aktuellen Wissensstand einschätzen: Kennen sie sich mit der relevanten Literatur aus? Können sie zwischen den verschiedenen Arten von Quellen unterscheiden? Haben sie schon jetzt ausreichend Literatur gesammelt? Wie vertraut sind ihnen die formalen Kriterien einer wissenschaftlichen Arbeit?

    Zunächst stellte Frau Hohmann-Fricke verschiedene juristische Quellen vor: Gesetze,  Rechtsprechung, Lehrbücher, Monographien, Kommentare und Zeitschriften. Die Schüler*innen erfuhren unter anderem, wo sie Gesetze online finden können. Außerdem lernten sie die Bedeutung von (höchst)richterlichen Entscheidungen kennen. Zum Auffinden maßgeblicher Gerichtsentscheidungen stellte ihnen Frau Hohmann-Fricke ebenfalls einschlägige online-Seiten vor. Um den Schüler*innen die Suche zu vereinfachen, wurden ihnen die Abkürzungen für die bedeutendsten deutschen Gerichte genannt. Die juristischen Kommentare veranschaulichte Frau Hohmann-Fricke als „Enzyklopädien“ der Rechtswissenschaft. Die Relevanz von Zeitschriftenaufsätzen für aktuelle Fragestellungen wurde anhand von Beiträgen mit Bezug zu Facharbeitsthemen der Schüler*innen veranschaulicht, z.B. „Das Recht der Energiewende“, „Turbulenzen um eine heranrückende Windenergieanlage“ „Klimaschutz und Grundrechte“, „Emissionshandel“, „Demokratie und Klimawandel“.

    Der nächste Abschnitt widmete sich den Datenbankangeboten der Niedersächsischen Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen (SUB). Einleitend erläuterte Frau Hohmann-Fricke die sog. CRAAP-Methode zur Bewertung von (Internet-)Quellen. Die Abkürzung CRAAP steht für Currency (Aktualität der Quelle), Relevance (Relevanz der Quelle), Authority (Sachkunde des Autors), Accuray (Fakten, Quellenbelege, Schlüssigkeit) sowie Purpose (Zweck der Quelle). Dann stellte Frau Hohmann-Fricke das Datenbank-Informationssystem (DBIS) vor, eine Sammlung wissenschaftlicher Datenbanken aller Fachgebiete, und erläuterte, wie sich die Schüler*innen mithilfe dieses Angebotes schnell einen Überblick über relevante Aspekte ihrer Facharbeitsthemen verschaffen können, z.B. über ein „Lieferkettengesetz“. Auf diese Weise lernten die Schüler*innen auch die wichtigen juristischen Datenbanken beck-online und juris kennen.

    Der letzte Abschnitt drehte sich ganz um die Frage, wie „juristisch“ richtig zitiert wird. Es wurde noch einmal der Unterschied zwischen direkten und indirekten Zitaten sowie zwischen Primär- und Sekundärquellen thematisiert. Sodann erläuterte Frau Hohmann-Fricke, welche Einzelangaben ein Literaturbeleg enthalten muss. Anschließend wurde die Kurzbeleg-Methode in Fußnoten erklärt, die in Verbindung mit einem Literaturverzeichnis verwendet werden kann. In diesem Kontext ging Frau Hohmann-Fricke auch auf den Inhalt eines Literaturverzeichnisses ein. Abschließend wurde detailliert die Zitation der verschiedenen juristischen Quellen vom Beginn des Kurses besprochen. Auch erfuhren die Schüler*innen, wie Gesetze im Text der eigenen Arbeit darzustellen sind und wie Paragraphenketten aussehen. Nachdem einige Beispiele durchgespielt wurden, erhielten die Schüler*innen noch ein Hinweisblatt zum juristischen Zitieren.


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