(Weiter)Entwicklung von Lehrangeboten

Wie gehe ich bei der Konzeption und Planung von Maßnahmen zur Internationalisierung der Lehre vor? Auf dieser Seite möchten wir Ihnen einen ersten Überblick geben.

Zu Beginn eines Vorhabens zur weitergehenden Internationalisierung eines Studienangebots möchten wir die folgenden Fragen zur Bedeutung „das Internationale“ bzw. der Internationalisierung für Ihre Fachdisziplin aufwerfen: Wie kann die Internationalisierung des Curriculums dazu beitragen, inhaltliche Profile eines Studiengangs zu erweitern oder zu vertiefen? Wie kann sie Studierende auf internationale Karrieren innerhalb und außerhalb der Universität vorbereiten? Haben Elemente der Internationalisierung in Ihrem Fach eine zivilgesellschaftliche Bedeutung? Wie können durch eine Weiterentwicklung der bestehenden Formate Studierende international, aber auch hier auf dem Campus stärker miteinander vernetzt werden?
Welche internationalen und/oder interkulturellen Bezüge sind im Studiengang und in einzelnen Modulen bereits enthalten? Welche internationalen Aspekte und Inhalte könnten ausgebaut werden? Wo sollen neue Inhalte oder globale Perspektiven hinzugefügt werden?
Eng verknüpft mit Überlegungen zu internationalen Perspektiven der jeweiligen Disziplin und der beruflichen Handlungsfelder ist die Frage nach den Lernzielen: Was möchten Sie mit dem neuen bzw. weiterentwickelten Lernangebot erreichen? Was sollen Ihre Studierenden wissen und können, nachdem sie an den Modulen teilgenommen haben (z.B. ein vertieftes fachwissenschaftliches Verständnis eines Gegenstandes, methodische Kompetenzen, kommunikative und persönliche Kompetenzen)?

Diese Beispiele aus den Geistes- und Gesellschaftswissenschaften sowie aus den Natur- und Lebenswissenschaften zeigen, wie die Integration einer internationalen Dimension in die Lehrinhalte und Lernziele sichtbar später in Modulbeschreibungen sichtbar gemacht werden könnte. In unserer Handreichung zur Formulierung von Lernzielen mit internationalen und/ oder interkulturellen Bezügen finden Sie weitere Anregungen dazu.
Die Internationalisierung der Curricula ist nicht an eine englischsprachige Lehrveranstaltung gebunden. Auch in deutschsprachigen Vorlesungen, Seminaren und Übungen können Elemente der Internationalisierung integriert werden, wie beispielsweise:

  • Arbeit mit Fallstudien oder Daten aus für das Fach interessanten Ländern oder Regionen
  • Themen mit internationalen Bezügen
  • Thematisierung internationaler Entwicklungen in der Forschung im Fach
  • Analyse (fremdsprachiger) Literatur und/oder Material aus verschiedenen Ländern
  • Einbindung von (Forschungs)Projekten mit internationalen Partnern in die Lehre
  • Vergleichende Zugänge zu fachwissenschaftlichen Fragestellungen

Insbesondere kleine bis mittelgroße Lehrveranstaltungen bieten einen guten Rahmen für die Durchführung eines sog. virtual exchange. Ein solches Format führen Sie online oder hybrid gemeinsam mit Lehrenden einer oder mehrer Partnerhochschule(n) aus dem Ausland durch. Die Studierenden arbeiten in interkulturellen Teams, um ein Projekt durchzuführen. Ein Teil der Vorlesungs- und Seminarräume ist mit entsprechender Technik für hybride Szenarien ausgestattet.

Im Rahmen des ENLIGHT Netzwerkes wird darüber hinaus auch die Durchführung sog. Blended Intensive Programmes (BIPs) durch Erasmus+ Mittel unterstützt. Hier wird eine kurze physische Mobilitätsphase mit virtueller Mobilität (z.B. als Vor- oder Nachbereitung) kombiniert. Sie kooperieren mit Lehrenden von mindestens zwei ENLIGHT-Hochschulen, um die Lehrveranstaltung zu entwickeln und durchzuführen. Eine physische Mobilität kann die Einladung der ENLIGHT-Studierenden nach Göttingen beinhalten, kann aber auch bedeuten, dass Göttinger Studierende zu einer gastgebenden ENLIGHT Hochschule reisen. Mindestens 15 Lernende und Lehrenden müssen für die Erasmus+ Förderung mobil sein und Studierende sollten mindestens 3 ECTS erwerben können.

Die Internationalisierung der Curricula ist nicht an die Beteiligung internationaler Gastlehrender gebunden. Jedoch können Maßnahmen zur Weiterentwicklung der Curricula vom Austausch mit Kolleg*innen aus dem Ausland auch stark profitieren - z.B. welche Inhalte werden dort gelehrt und mit welchen Methoden?

In der Lehrveranstaltung könnten Sie Forschende oder Berufsfeldvertreter*innen aus dem Ausland bitten, ihre Perspektiven mit den Studierenden zu disktutieren - online per Videokonferenz oder in Präsenz. Die Kolleg*innen von Göttingen International und ich beraten und unterstützen Sie gerne dabei, Mobilitätsmittel für die Einladung von Kolleg*innen aus dem Ausland zu erhalten oder einzuwerben.

Vielleicht bietet Ihre Lehrveranstaltung sich aber auch dazu an, die Studierenden zu motivieren, "das Internationale" nicht in der Ferne, sondern hier vor Ort in Göttingen zu suchen und die Auswirkungen von Globalisierung, Migration und kultureller Vielfalt in der Stadt und Region zu beleuchten. Welche Menschen aus der Region könnten hier ihre Perspektive in der Lehrveranstaltung teilen?
Die Internationalisierung der Curricula ist nicht an die Präsenz internationaler Studierender gebunden. Gerade in Studiengängen, in denen die Zahlen der in-coming und out-going Studierenden niedrig sind, können internationale Perspektiven über die Lerninhalte integriert werden. Was können Sie außerdem über Ihre Gruppe erfahren? Welche Hintergründe und Vorerfahrungen haben Ihre Göttinger Studierenden? Sie können beispielsweise die diversen Erfahrungen der Lerngruppe miteinbeziehen. Auch können Sie kritisch reflektieren, welche unausgesprochenen Standards in Ihrer Lehre, den Lern- und Prüfungsformaten (z.B. was ist eine gute Hausarbeit?) transparenter gemacht werden können.

In Studiengängen, in denen viele internationale Studierende einen Abschluss anstreben, für ein Semester zu Gast sind oder in denen viele Göttinger Studierende Zeit im Ausland verbringen, bietet es sich an, die Erfahrungen und das Wissen der mobilen Studierenden aktiv miteinzubeziehen. Einheiten, in denen Sie Gruppenarbeiten durchführen, eigenen sich natürlich dazu, in-coming und Göttinger Studierende enger miteinander zu vernetzen; eine strukturierte Kennenlern-Phase und eine Aufgabe an die Gruppe, die Austausch und Perspektivwechsel erfordert, sind wichtige Voraussetzungen dafür - dazu berate ich Sie gerne!

In Fakultäten, die internationale und eher national ausgerichtete Studiengänge anbieten, kann geprüft werden, welche Möglichkeiten zum Austausch zwischen den jeweiligen Studierendengruppen sich beispielsweise durch die Öffnung von Wahl(pflicht)modulen ergeben können. Welche informellen Angebote unterstützen darüber hinaus einen solchen Austausch?