Wissen | Ausstellen. Eine Wissensgeschichte von Ausstellungen in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts

Grundannahme

Ausgehend von der Grundannahme, dass Ausstellungen eine entscheidende Rolle im Prozess der Wissensgenerierung spielen, ist das Ziel des Kollegs die Untersuchung der gegenseitigen Verflechtungen von Wissen und Ausstellen in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Dies erfüllt nicht etwa nur ein Desiderat der Museums- und Ausstellungsforschung, vielmehr geht es darum, ein tieferes Verständnis für unsere gegenwärtige Wissensgesellschaft zu entwickeln, deren Entstehung in diesem Zeitraum verortet wird. Hierbei gehen wir davon aus, dass die in den letzten rund 50 Jahren durchgeführten Ausstellungen, die zunehmend kulturwissenschaftliche Themen aufgreifen, nicht nur auf eine Kultur des Ausstellens verweisen, sondern in einem weiteren Sinne Teil akademischer und gesellschaftlicher Diskurse sind und diese wiederum prägen. Das Promotionskolleg versteht daher Ausstelllungen als markante Aushandlungsorte von Wissen und zielt darauf, das interdependente Feld zwischen Wissen und Ausstellen in ausgewählten Fallstudien zu untersuchen.

Verbund

Während jeder Themenschwerpunkt einzelne Veränderungen in den Blick nimmt, werden größere kulturelle Einschnitte erst durch die Zusammenarbeit der sieben Forschungsprojekte sichtbar. Innerhalb des Verbunds kann durch den Vergleich verschiedener Fallstudien sichtbar werden, wann sich bestimmte Themen oder Ausstellungsformen häufen, welche Objekte Konjunktur haben, ob Paradigmenwechsel und Trends beispielsweise hinsichtlich des Verhältnisses von Theorie und Praxis beobachtbar sind oder ob sich Knotenpunkte des Transfers von Wissen und Ausstellen festmachen lassen.

Fragestellungen

Unsere zentralen Fragestellungen hierbei sind: Welches Wissen, das in akademischen und gesellschaftlichen Diskursen zirkuliert, findet Eingang in eine Ausstellung, welches nicht? Wer sind die Träger und Vermittler des Wissens? Wie wird Wissen in Ausstellungen expliziert, in Objektarrangements übersetzt und in Wissenschaft und Gesellschaft rückgebunden?

Wissensformen

Da Ausstellungen auch das kurzzeitig sichtbare Ergebnis vielschichtiger Aushandlungsprozesse sind, an denen sowohl sichtbar werdende als auch unsichtbar bleibende Akteure beteiligt sind und die durch eine Vielzahl expliziter und impliziter Rahmenbedingungen geprägt werden, muss eine Analyse des Verhältnisses von Wissen und Ausstellen neben den schriftlichen und bildlichen Quellen, die im Zuge ihrer Konzeption, Umsetzung und Rezeption entstanden sind, auch das implizite und praktische Handlungswissen einbeziehen, das in der Regel nicht schriftlich festgehalten wird.

Praxisphase

Um dieser Komplexität des Zustandekommens und der Wirkung von Ausstellungen gerecht zu werden, verbringen die sieben Promovierenden daher ein Jahr ihrer insgesamt vierjährigen Förderphase an einem kooperierenden, eng mit dem Promotionsthema korrespondierenden Museum. Die Mitarbeit an der Konzeption und Umsetzung einer Ausstellung in der Praxisphase ermöglicht ihnen, eine andere Perspektive auf das historische (überwiegend textliche) Material einzunehmen. Die von einer historischen Distanz geprägte Arbeit über Ausstellungen wird somit durch die praktische Arbeit an Ausstellungen angereichert.
Die curricular im Promotionskolleg verankerte Verknüpfung von Theorie und Praxis sorgt dafür, dass die sieben Promovierenden einen erweiterten Forschungsansatz verfolgen. Zugleich ermöglicht ihnen das Praxisjahr, bereits während ihrer Qualifikationsphase Kompetenzen und Erfahrungen zu sammeln und Netzwerke zu knüpfen, mit denen sie sich erfolgreich auf ihren weiteren universitären, insbesondere aber auch außeruniversitären Berufsweg vorbereiten können.