Nähere Informationen zur G-Reihe 2012

10.01.2012 Vortrag: "Geschlechterverhältnisse und Gewaltprävention in der Jugendbildungsarbeit" von Ute Zillig und Agnieszka Zimowska

Welche Inhalte und welche methodischen Zugänge sollte eine geschlechterreflektierende emanzipatorische Jugendbildungsarbeit besitzen? Inwiefern können hier Präventionselemente zu sexueller und höuslicher Gewalt integriert werden? Diesen Fragen wird anhand von Kooperationserfahrungen des Arbeitskreises gerdA gender der DGB-Jugend Südniedersachsen-Harz und der Kinder- und Jugendberatung phoenix im Frauen-Notruf e.V. Göttingen nachgegangen. Neben einer konzeptionellen Einführung werden einzelne Methoden von Leiterinnen beider Projekte vorgestellt, unter den Teilnehmenden ausprobiert und diskutiert.


11.01.2012 "Gewalt im Namen der Ehre/ Ehrenmord" von Ingrid Lee

"Gewalt im Namen der Ehre" bedeutet Misshandlung, Steinigung und im schlimmsten Fall die Ermordung von Frauen, die sich nicht ehrbar, d.h. normgerecht entsprechend dem gesellschaftlichen Frauenbild verhalten. Mit der Ehre ist immer die Ehre des Mannes, die Familienehre gemeint. Eine ehrlose Familie wird aus der festgefügten Gesellschaft ausgeschlossen und verliert ihr soziales Umfeld, sollte sie das vermeintlich ehrlose Verhalten nicht bestrafen.


14.01.2012 "Workshop: Niki de Saint Phalle - Schießbilder" von Nikola MŸller

Die französische Künstlerin Niki de Saint Phalle (1930-2002) ist vor allem durch ihre Nana-Figuren bekannt geworden. Doch auch in ihren "Schießbildern" thematisierte sie neben Kunstkonventionen, Politik, der Kirche und persönlichen Ängsten das gängige Frauenbild. - aktiv, öffentlich, aggressiv. Wir wollen uns zusammen diesen Aktions-Installationen theoretisch und praktisch annähern.
Bitte bringt Kleidung, die dreckig werden darf, und Gegenstände mit, die für euch negativ-symbolhaften Charakter haben und in unseren Bildern beschossen werden sollen.


16.01.2012 Workshop: "Cross Behaviour Workshop. Genderwaschanlage für männlich sozialisierte Personen" von Stefke Moldt und Luc Manz

An Männer werden Anforderungen gerichtet, wie man(n) sich zu verhalten hat, um eben ein solcher zu werden. In diesem Workshop soll es anhand von theoretischen Inputs, praktischem Ausprobieren und einem Erfahrungsaustausch um die Herstellung und Vergewisserung von Männlichkeit durch Körperhaltungen gehen. Zusammen sollen die möglichen Ressourcen, aber ebenso die Beschränkungen, die aus den Anforderungen erwachsen, herausgearbeitet werden, immer mit dem Blick auf das Verhältnis zu Weiblichkeit(en) und queeren Lebensrealitäten.


18.01.2012 Vortrag: "Wissensgesellschaft und soziale Ungleichheitsverhältnisse - der Bologna-Prozess zwischen Gleichheitsversprechen und Ungleichheitswirklichkeit" von Prof. Dr. Andrea D. BŸhrmann

Die Referentin wirft in ihrem Vortrag einen Gender-kritischen Blick auf die Umsetzung der Bologna-Vorgaben und untersucht die Effekte auf Gleichstellung, Studien- und Arbeitsbedingungen für die Geschlechter an den Universitäten (sowohl auf der Ebene der Studierenden als auch auf der Ebene der Beschäftigten) und die Integration von Gender Studies in die universitären Curricula. Frappierend ist beispielsweise der Befund aus Studierendenbefragungen sowie dem Bologna-Monitoring, dass die Chancengleichheit - ein ursprüngliches Ziel der Reform - nicht verbessert wurde: Nach wie vor sind Studierende ohne familiäre und finanzielle Unterstützung im Studium schlechter gestellt, wirken geschlechterselektive Prozesse und diese vor allem beim Übergang vom Bachelor zum Masterstudium.


19.01.2012 Vortrag: "Und was ist es jetzt?" - Hebammen im Umgang mit Intersexualität bei Neugeborenen" von Friederike Maaßen

Hebammen bringen tagtäglich Kinder zur Welt und beantworten die Fragen der Eltern nach dem Geschlecht. Doch was passiert, wenn das Geschlecht nicht eindeutig ist? Wie gehen Hebammen damit um, wie werden sie darauf vorbereitet?
Der Vortrag stellt eine Abschlussarbeit vor, die Intersexualität in Medizin und Gesellschaft beleuchtet und momentane politische Bewegungen aufgreift. Es kommen Hebammen zu Wort, die ein Kind mit uneindeutigem Geschlecht entbunden haben. Sie erzählen von ihren Erfahrungen im Umgang mit Eltern und Ärzt*innen. Zudem berichten Lehrkräfte für Hebammenwesen, wie Intersexualität in den Lehrplan aufgenommen werden kann, um zukünftige Hebammen für das Thema zu sensibilisieren.


20. und 21.01.2012 Workshop: "Brüllen wie ein*e Löw*in" von Veronika Dimke

Schluß mit niedlich! Deine Stimme ist deine Waffe! Schreien hält übergriffige Menschen, mit denen ich nicht reden will - die ich aber auch nicht gleich verprügeln will oder kann - auf Distanz. Lernen die Stimme zu erheben und auch mal Wut zu zeigen hilft allen, denen Lautsein systematisch abtrainiert wurde, sich gegenüber den Eh-immer-Lauten zu behaupten - in der Kneipe, in der Uni, in der Trambahn, überall wo es nötig ist.


23.01.2012 Vortrag: "Vereinbarkeit von Familie und Beruf" von Kerstin Schulze

Immer mehr Frauen und Mütter gehen heute einer Berufstätigkeit nach, gleichzeitig sind es zumeist Mütter, die nach der Geburt eines Kindes ihre Arbeitszeit reduzieren. Dies hat Auswirkungen auf die Karriereaussichten, das Einkommen und das Armutsrisiko sowie auf die partnerschaftliche Arbeitsteilung der Mütter aber auch der Väter. Entscheidend für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf sind individuelle Einstellungen, der Kontext der Partnerschaft, konkrete sozialpolitische Regelungen und die Betreuungsinfrastruktur.


24.01.2012 Vortrag: "Queere Patient*innen - Was wissen Ärzt*innen über transgender und Co.?- Ein Aufklärungsprojekt" von Till Amelung und Sonja Thomaier

De facto gibt es in der medizinischen Praxis immer wiederkehrende Mängel in der Versorgung von Trans*Menschen. Auf Grund des biologistischen, zweigeschlechtlichen und heteronormativen Weltbildes der Medizin erhalten bestimmte Personengruppen nicht die medizinische Versorgung, die sie benötigen und müssen stattdessen Diskriminierungserfahrungen machen. Unser Projekt will dies ändern, indem angehende Mediziner*innen über die real existierende Geschlechtsvarianz aufgeklärt und dafür sensibilisiert werden.
In unserem Vortrag wollen wir unsere Ansätze und Inhalte vorstellen, mit denen wir in der medizinischen Lehre präsent sind.


31.01.2012 Podiumsdiskusion mit Blogger*innen: "Feminismus im Netz" von Jutta Wegener und Birthe Goldt, Helga Hansen, Nadia Shehadeh, Nadine Lantzsch, Ninia Bias

Neuere deutsche Studien belegen, dass im deutschen Sprachraum statistisch betrachtet mehr Frauen als Männer bloggen und die Inhalte der Blogs weisen von "Gender" beeinflusste Unterschiede auf. Was bedeutet dies für feministische Blogs? Im Rahmen einer Podiumsdiskussion sprechen fünf Blogger*innen über die Möglichkeiten, die die Kultur des Bloggens dem Feminismus des 21. Jahrhunderts eröffnet. Neben der Vernetzung untereinander und der Auswirkung des Mediums "Blog" auf die Diskussion aktueller feministischer und queerfeministischer Themen, sollen auch Reaktionen positiver wie negativer Art und deren Sender*innen Inhalt sein.


02.02.2012 Vortrag: "Rechtschaffene Frauenrechtlerinnen? Elisabeth Selbert, Herta Gotthelf und die Differenzen in der Frauenpolitik nach 1945" von Dr. Karin Gille-Linne

Frauenpolitik nach 1945 bedeutet: Nachkriegszeit, Verfassungsdiskussion, Gleichberechtigungsgrundsatz und ebenso Trümmerfrauen, Frauenrechtlerinnen, Elisabeth Selbert. Frauenpolitische Narrationen und Gründungsmythen werden im Vortrag dekonstruiert und ihre historischen Voraussetzungen analysiert. Bisher fast unbekannte Protagonistinnen wie die jüdische Remigrantin Herta Gotthelf treten so neben altbekannte Heldinnen der Gleichberechtigungskämpfe. Differenzen und Abgrenzungsstrategien unter vermeintlich Gleichgesinnten werden ebenso sichtbar, wie die politischen Inszenierungen und Strategien, derer sich die Protagonistinnen bedienten, um neues Recht zu schaffen.


03.02.2012 Vortrag: "Strong or gone?! - Aktivismus kranker und behinderter Schwarzer Frauen" von Christiane Hutson

"Nur die Harten kommen in 'n Garten!" Soll dieser Spruch gelten, wenn Schwarzen Aktivistinnen gedacht wird? Schmälert die Erinnerung an Krankheit und Behinderung Schwarzer Aktivistinnen ihre politische Schlagkraft?
Aus einer Schwarzen kranken feministischen Perspektive tritt der Vortrag für eine politische Haltung ein, die Krankheit und Behinderung, unsere Schwächen und Grenzen in emanzipatives politisches Handeln einbeziehen möchte.