Bachelor Musicology

Ob ein Song von Lady Gaga, eine Fuge von Johann Sebastian Bach oder ein Raga von Ravi Shankar – Musik in ihren verschiedensten Formen spielt für viele Menschen überall auf der Welt eine große Rolle in ihrem Leben. Sei es als Hobby oder Beruf, als identitätsstiftende Praxis oder als Begleiter im Alltag: Musik hat viele verschiedene Bedeutungen und Funktionen für Menschen. Wie macht Musik das und wie können wir sie verstehen? Diesen und vielen weiteren Fragen geht das Fach Musikwissenschaft nach. Im B.A. Musikwissenschaft an der Universität Göttingen lernen Sie, wissenschaftlich über die Musiken der Welt, der Vergangenheit und Gegenwart nachzudenken, sie kritisch zu analysieren und zu kontextualisieren und sie außerdem im Lichte übergeordneter kulturwissenschaftlicher Debatten zu begreifen.
Was macht Musikwissenschaft?

Musik ist nicht nur etwas, das Menschen hören oder machen: Sie ist auch etwas, das Menschen erforschen. Musikwissenschaft ist die Wissenschaft der Musik: Es geht um das Ergründen dessen, was Musik eigentlich ist, wie sie funktioniert, und was sie Menschen bedeutet. Und es geht um das fundamentale Nachdenken darüber, was wir durch Musik über Menschen, ihre Kultur, ihre Geschichte(n) und ihre Beziehungsgeflechte lernen können.
Die Musikwissenschaft betrachtet Musik als eine Praxis des Menschen, die durch die Vielfalt der Kulturen der Welt und den geschichtlichen Wandel unterschiedlichste Formen und Bedeutungen hat. Am Göttinger Musikwissenschaftlichen Seminar sind wir der Überzeugung, dass es nicht die Musik, sondern viele Musiken gibt. Musik kann in vielen Erscheinungsformen erforscht werden: als kommunikative Äußerung, als Wissenssystem, als Teil von kulturellem Handeln und kultureller Identität. Musik kann als Kunstwerk analysiert werden oder als Funktion eines sozialen Netzwerks innerhalb einer Gesellschaft. Musik kann als Medium für Gefühle, Ideen und Selbstverständnisse benutzt werden oder als Instrument der (Ohn-)Macht.

Diese Pluralität spiegelt sich auch in den Mitteln der Erforschung von Musiken wider. Im Zentrum steht hierbei das Nachdenken über Musik sowie das Nachdenken mittels Musik und Klang, wozu uns folgende Methodenrepertoires zur Verfügung stehen:

  • historische Forschung (Auswertung von Schrift-, Klang- und Bildquellen)
  • Feldforschung (teilnehmende Beobachtung an Musikpraktiken)
  • Höranalyse, Notentextanalyse
  • Analyse von Klang als Wissensmodus
  • computergestützte Analyse (z.B. Spektral- oder Frequenzanalyse)


Teilgebiete in Göttingen
Kulturelle Musikwissenschaft
Die Kulturelle Musikwissenschaft versteht sich als eine von den Cultural Studies und der Kulturanthropologie inspirierte Ausrichtung der Musikwissenschaft, die aus der kritischen Reflexion der kolonial geprägten Fachgeschichte der Musikwissenschaft entstanden ist. Sie bricht mit der klassischen Unterteilung der Musikwissenschaft in voneinander unabhängige Subdisziplinen, um neue kritische Perspektiven für die Forschung über Musik in Vergangenheit und Gegenwart zu entwickeln. Dabei arbeitet sie am Ideal einer de-kolonialisierten Methodik, die sich den Musiken der Welt auf Augenhöhe widmen kann. Vertreten wird die Kulturelle Musikwissenschaft in Göttingen durch die Professur von Prof. Dr. Birgit Abels. Ihre regionalen Forschungsschwerpunkte liegen in der pazifischen Inselwelt, Nordindien und Südostasien.

Historische Musikwissenschaft
Die Musik der Vergangenheit zu verstehen und sie als Teil von geschichtlichen Zusammenhängen und Entwicklungsprozessen einzuordnen ist das Ziel der Historischen Musikwissenschaft. Die Geschichte der Musik verstehen wir in Göttingen nicht als eine Geschichte von Kunstwerken, sondern als eine Geschichte kultureller und sozialer Praktiken, Überzeugungen und Wissenssysteme, die mit Musik verflochten sind. In Göttingen ist das Fachgebiet der Historischen Musikwissenschaft durch Prof. Dr. Andreas Waczkat vertreten. Seine besonderen Schwerpunkte in Lehre und Forschung sind die Musik in der Kulturgeschichte des 16. bis 18. Jahrhunderts, die Musik des Baltikums, die Musiktheorie und Musik in posttotalitären Kontexten.