Das Fiktionsparadox im Kontext aktueller Emotionstheorien

Seit dem 1975 erschienenen Artikel "How can we be moved by the fate of Anna Karenina" von Colin Radford hat sich eine lebhafte Debatte um das so genannte Fiktionsparadox entwickelt, in der es darum geht, unsere emotionalen Reaktionen auf Fiktion ("fiktionale Emotionen") adäquat zu beschreiben und zu erklären. Das ist auch das Anliegen des geplanten Workshops, dabei ist die Beantwortung der folgenden Fragen von zentraler Bedeutung:

  • Warum reagieren wir emotional auf etwas, von dem wir glauben, dass es nicht existiert?
  • Sind fiktionale Emotionen genuine Emotionen?
  • Sind fiktionale Emotionen rational?
  • Was sind die intentionalen Objekte fiktionaler Emotionen?
  • Worin unterscheidet sich die Situation des Rezipienten fiktionaler Texte (oder Filme, Hörspiele etc.) von der des Rezipienten faktualer Texte (oder Dokumentarfilme, Radioberichterstattungen etc.)?


Wir glauben, dass ein engerer Austausch zwischen Emotionstheoretikern, Ästhetikern, Literatur- und Filmwissenschaftlern und Fiktionstheoretikern für die Diskussionen rund um das Fiktionsparadox wünschenswert wäre. Mit dem geplanten Workshop wollen wir eben diesen Austausch zwischen Wissenschaftlern verschiedener Fachrichtungen anregen, für die fiktionale Emotionen eine Rolle spielt. Wir gehen davon aus, dass, selbst wenn es sich bei dem viel zitierten Fiktionsparadox um kein Paradox handelt, die Beschäftigung mit fiktionalen Emotionen für alle Beteiligten wichtig ist. Nach unserem Dafürhalten könnten einerseits Emotionstheoretiker den Literaturwissenschaftlern, Ästhetikern etc. helfen, das Fiktionsparadox zu lösen bzw. fiktionale Emotionen zu erklären, andererseits könnten Literaturwissenschaftler, Ästhetiker etc. ihre Erfahrung mit besonders schwierigen Spezialfällen (wie dem Fiktionsparadox) einbringen, auf die eine allgemeine Emotionstheorie Antworten finden sollte.