Presseinformation: Neue Methoden für die Mythosforschung 06.05.2020
Nr. 60 - 06.05.2020

DFG verlängert Forschungsgruppe zu antiken Mythen an der Universität Göttingen

(pug) Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) hat die Förderung einer Forschungsgruppe zu antiken Mythen an der Universität Göttingen verlängert. Räumlich deckt die Forschungsgruppe (FOR) „Stratifikationsanalysen mythischer Stoffe und Texte in der Antike (STRATA)“ den Bereich vom Irak und Syrien – dem antiken Mesopotamien – über Israel und Griechenland bis Rom ab. Die beantragte Fördersumme liegt bei insgesamt rund 1,5 Millionen Euro für die abschließenden drei Jahre.

In der ersten Förderperiode haben die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler eine einheitliche Theorie und Methodik zur Erforschung antiker Mythen entwickelt. In der zweiten Förderphase wollen sie diese stoffanalytische Mythosforschung um Vergleiche mythischer Erzählstoffe nicht nur in Texten, sondern auch in Handlungen ausweiten.

„Wir haben eine kulturspezifisch und kulturvergleichend anwendbare Methodik erarbeitet, mit der sich erstmals Mythen aus den verschiedensten Kulturräumen vergleichen lassen, von den frühesten Zeugnissen Mesopotamiens über die griechisch-römische Antike bis in die pagane und christliche Spätantike“, so FOR-Sprecherin Prof. Dr. Annette Zgoll vom Seminar für Altorientalistik der Universität Göttingen. „Dies hat zu neuen Untersuchungsmethoden und damit zu konkreten Rekonstruktionen von mythischen Erzählstoffen und ihren Schichten geführt. Damit sind manche Mythen überhaupt erst verstehbar geworden.“

Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der FOR STRATA erhoffen sich Impulse für die Mythosforschung insgesamt sowie eine Stärkung der transdisziplinären altertumswissenschaftlichen Forschung. Die Projekte aus Altorientalistik, Klassischer Philologie und Digital Humanities sind an der Philosophischen Fakultät und der Fakultät für Mathematik und Informatik der Universität Göttingen angesiedelt. International renommierte Forscherinnen und Forscher aus Israel, Großbritannien und Deutschland tragen als Assoziierte zur gemeinsamen Arbeit bei, außerdem eine Emmy Noether-Nachwuchsgruppe der Freien Universität Berlin.


Aus der Pressemitteilung der DFG Nr.50, 01.10.2015
Nr. 50 - 01.10.2015

Neues Untersuchungsdesign für antike Mythen: Die Forschungsgruppe "Stratifikationsanalysen mythischer Stoffe und Texte in der Antike" möchte eine Rahmentheorie entwickeln, um antike Mythen systematisch und komparatistisch fundiert neu aufzubereiten. Dabei geht der interdisziplinäre Forschungsverbund von dem Befund aus, dass Mythen nicht den einen Text mit der einen Erzählintention umfassen, sondern dass die jahrtausendealten Stoffe "geschichtete Geschichten" sind. Inhomogenitäten, Inkompatibilitäten und Inkonsistenzen deuten den komplexen Überlieferungsprozess eines Mythos an, der im Laufe der Zeit durch gewandelte Interessenlagen, Gegebenheiten und Interpretationen immer wieder verändert wurde. Die einzelnen Schichten des historischen Erzählstoffs, genannt Strata, sollen durch die Stratifikationsanalyse in ihrer Komplexität erstmals greifbar werden.