Reduktion des Pflanzenschutzmitteleinsatzes – Konsequenzen für das Schaderregerauftreten und die Wirtschaftlichkeit in Getreide-Zuckerrübe-Fruchtfolgen

Die Diskussion um den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln hat in den letzten Jahren auf nationaler Ebene zur Initiierung des „Reduktionsprogramms chemischer Pflanzenschutz“ geführt, in dem gefordert wird, den Pflanzenschutzmitteleinsatz auf das notwendige Maß zu beschränken. Dabei ist das notwendige Maß definiert als die wirtschaftlichste Variante der Befalls bezogenen Pflanzenschutzmittelapplikation. Im Rahmen dieser Arbeit wurden die Möglichkeiten einer Reduktion des Einsatzes von Pflanzenschutzmitteln sowie deren ökonomische und biologische Folgen ausgehend vom heutigen Standard des Pflanzenschutzmitteleinsatzes, der guten fachlichen Praxis analysiert. In 3-jährigen Feldversuchen wurde diese Problemanalyse unter möglichst praxisnahen Bedingungen durchgeführt, um eine Übertragung der Ergebnisse in die landwirtschaftliche Praxis zu prüfen und zu ermöglichen.Im zweiten Teil der Arbeit wurde der Einfluss der Sortenresistenz bei Wintergerste und Winterweizen auf die Möglichkeit der Reduktion des Fungizideinsatzes ermittelt. Im Weizen wurde darüber hinaus der Einfluss einer wendenden und nicht wendenden Bodenbearbeitung auf den Befallsdruck von Krankheiten und dem sich daraus ableitenden Fungizidbedarf untersucht.Die Pflanzenschutzmittelanwendung nach guter fachlicher Praxis zeigte die sicherste insektizide, herbizide und fungizide Wirkung und wies auch den höchsten Gewinn auf. Durch die Anwendung von Expertenwissen und Prognosemodellen wurde demgegenüber der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln über die Fruchtfolge um 35 % reduziert. Während die Reduktion in Zuckerrüben unwirtschaftlich war, führte die Reduktion im Getreide gegenüber der guten fachlichen Praxis zu leichten Gewinnen. Eine Reduzierung des Pflanzenschutzmitteleinsatzes um die Hälfte gegenüber der guten fachlichen Praxis führte dagegen zu unbefriedigenden Ergebnissen aus biologischer und ökonomischer Sicht. Der generelle Verzicht auf Pflanzenschutzmittel führte zu starken wirtschaftlichen Verlusten und ist für eine wettbewerbsfähige Landwirtschaft unrealistisch. Durch den Anbau von resistenteren Sorten konnte der Fungizideinsatz um ca. 25 % reduziert werden und zwar schwerpunktmäßig im Winterweizen, wobei der Gesamtaufwand an Pflanzenschutzmitteln dadurch nur um 5 % reduziert wurde.In den Fungizidversuchen im Weizen- und der Gerste konnte gezeigt werden, dass bei Nutzung krankheitsresistenter Sorten im Hinblick auf den Befall bis zu zwei Drittel des Fungizideinsatzes gespart werden konnte. Die Versuche zeigen überdies die Schwierigkeit der Festlegung des optimalen sortenspezifischen Fungizideinsatzes (notwendiges Maß). Im Winterweizen nach nichtwendender Bodenbearbeitung wurde auf Grund des notwendigen protektiven Schutzes gegenüber Drechslera-tritici-repentis 45 % mehr Fungizide in der Expertenvariante eingesetzt.Der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln in der Landwirtschaft wird auch zukünftig im Spannungsfeld zwischen ökologischen Interessen, dem Schutz des Naturhaushalts und der Notwendigkeit einer ökonomischen Produktion diskutiert werden müssen.

Publikationen:

  • Busche, Stephan (2008). Reduktion des Pflanzenschutzmitteleinsatzes – Konsequenzen für das Schaderregerauftreten und die Wirtschaftlichkeit in Getreide-Zuckerrübe-Fruchtfolgen. Dissertation Universität Göttingen.

Investigator: M. Sc. agr. Stephan Busche

Supervisor: Prof. Andreas von Tiedemann