Die kosmopolitische Stadt. Riga als globaler Hafen und internationale Handelsmetropole (1861-1939)


Die Entwicklung der Rigaer Handelsbeziehungen
Durch die Erweiterung und Verdichtung des russländischen Eisenbahnnetzes und besonders auch durch den Bau der Transsibirischen Eisenbahn (ab 1891) konnten immer mehr russländische Agrarprodukte über Riga verschifft werden, was die Exporte erhöhte. Die Notwendigkeit der Einfuhr von Maschinen und Rohstoffen für die aufstrebende Industrie des Russländischen Kaiserreichs, die besonders seit den 1890er Jahren hohe Zuwächse verzeichnete, führten außerdem zu einer rasanten Erhöhung der Importe.


Wichtigste Handelspartner
Großbritannien war seit jeher Rigas wichtigster Handelspartner. Dennoch kam es auch hier nochmals zu einer deutlichen Erhöhung des Handelsvolumens. Zwischen 1890 und 1913 verdreifachten sich Rigas Exporte nach Großbritannien. Im gleichen Zeitraum nahm der Import von Waren aus Großbritannien um das Achtfache zu. Britische Kohle war der Motor für Rigas Industrieunternehmen, besonders in der Metallindustrie und im Maschinenbau. Der Import von Steinkohle aus Großbritannien auf dem Seeweg war kostengünstiger als der Transport von Kohle aus den russländischen Kohleabbaugebieten nach Riga.
Rigas zweitwichtigster Handelspartner war das Deutsche Kaiserreich. Nach der Ratifizierung des deutsch-russischen Handelsvertrags von 1894 wurde der vorher schwelende Handelskrieg beigelegt. Nun stiegen sowohl Importe als auch Exporte rasant an: Rigas Exporte ins Deutsche Kaiserreich versechsfachten sich zwischen 1890 und 1913, während sich die Importe aus deutschen Häfen verzehnfachten. Neben Maschinen und Industriewaren, gehörten Rohstoffe, Halbfabrikate sowie Bau- und Brennmaterialien zu den wichtigsten importierten Gütern.

Neue Handelsrouten
Der Wert und das Volumen des Exports und Imports stiegen nicht nur auf bereits bestehenden Handelsrouten. Die ArcGIS Karten für den Kartenausschnitt Europa zeigen eine starke Verdichtung des Handels mit Großbritannien und dem Deutschen Kaiserreich insbesondere zwischen 1893 und 1913.
Hierfür waren auch technologische Erneuerungen im Bereich der Dampfschifffahrt sowie neue Verkehrswege durch infrastrukturelle Großprojekte wie den 1895 eingeweihten Kaiser-Wilhelm-Kanal (Nord-Ostsee-Kanal) verantwortlich. Der Kanal verband Ostsee und Nordsee und machte den Umweg über den Öresund, den bisher einzigen Durchgang von der Ostsee zur Nordsee, überflüssig. So verkürzte sich der Seeweg von Riga nach Großbritannien sowie ins Rheinland und ins Ruhrgebiet erheblich. Riga konnte so die bevölkerungsreichsten und industriell am stärksten wachsenden Regionen in Westeuropa leichter mit Agrarprodukten beliefern.

Bei den aufgeführten Namen in den Labels handelt es sich um die damals üblichen deutschen Ortsnamen und Transliterationen, wie sie in den Quellen (Beiträge zur Statistik des Rigaschen Handels, Jg. 1883-1913, hrsg. im Auftrage der Handelsstatistischen Section des Rigaer Börsencomités, Riga 1884-1914) aufgeführt sind.

Hauptsächliche Quellen:
Gernet, Bruno von: Die Entwicklung des Rigaer Handels und Verkehrs im Laufe der letzten 50 Jahre bis zum Ausbruche des Weltkrieges, Jena 1919.
Handelsstatistische Section des Rigaer Börsen-Comités (ed.): Beiträge zur Statistik des Rigaschen Handels, Jg. 1883-1913, Riga 1884-1914.
Rīgas Biržas Komitejas 1933. gada darbības pārskats, Rīga 1934.

Rigas weltweites Handelsnetzwerk
Rigas Handel mit Rohstoffen und Agrarprodukten