In publica commoda

2.1.2 Digitale Infrastruktur und technische Ausstattung

An Hochschulen findet sich für die Videoerstellung und -bereitstellung meist eine über Jahre gewachsene, bunte Landschaft. Manche nutzen für die Videoerstellung die universitären Infrastrukturen, wie Videostudios, empfohlene Schnittprogramme oder Leitfäden der E-Learning-Einrichtungen. Andere nutzen private oder durch Institute bereitgestellte technische Ausstattungen. Je nach individueller technischer Fertigkeit, Übung und Ausstattung variiert die Qualität der aufgenommenen Videos stark. Dabei zeigt sich, dass die Qualität von im Laptop integrierten Kameras und Mikrofonen häufig nicht ausreichend ist.
Wichtig ist zudem, dass nicht nur die erstellten Videos, sondern auch die Websites und Lernmanagement-Systeme und die darin integrierten Video-Player barrierefrei sind und unterschiedliche Dateiformate in bestehende Systeme eingebettet werden können.

In Abhängigkeit von den jeweiligen Rahmenbedingungen vor Ort sind folgende Fragen vor der Umsetzung zu klären:

  • Wo wird das Video eingebunden?
  • Welche Systemvoraussetzungen bestehen? Welcher Player wird verwendet?
  • In welchen Dateiformaten werden die Videos und Dokumente zur Verfügung gestellt?
  • Mit welchen Werkzeugen wird Barrierefreiheit hergestellt?
  • Welche Formen werden für Barrierefreiheit gewählt?
    1. Audiodeskription als Audiospur in geplanten/vorhandenen Sprechpausen oder durch Pausieren des Videos einfügen, sodass eine neue, längere Videospur entsteht?
    2. Gebärdensprachübersetzungen als separates, ggf. längeres Video oder ins Originalvideo einfügen?
    3. Transkript interaktiv in den Videoplayer einbinden und/oder separat verfügbar machen?


Funktionalität von Playern

Bestenfalls sind der verwendete Player und das geplante Nutzungsszenario kompatibel und können entsprechend in das Lernmanagementsystem oder auf einer Website eingebunden werden. Folgende Kriterien zur Barrierefreiheit sollten digitale Oberflächen und Player erfüllen, um alle Barrieren zu beseitigen:

  • Tastaturbedienbarkeit und sichtbarer Fokus
  • Objektidentifizierung und beschriftete Bedienelemente
  • Kontrast (v. a. bei Schaltflächen und Bedienelementen)
  • Zu- und Abschalten der Untertitelung (closed captions)
  • Integrierbarkeit mehrere Audio- und Videospuren
  • Zu- und Abschalten der Audiodeskription
  • Zu- und Abschalten des Gebärdensprachvideos


Die Länge der Video- und Audiospuren und mögliche Player

Das flexible Zu- und Abschalten von Audiodeskription (AD) und der Übersetzung in die Deutsche Gebärdensprache (DGS) setzt nicht nur technisch einen barrierefreien Player voraus, sondern beeinflusst auch die zeitliche Länge der jeweiligen Video- bzw. Audiospuren. Die Länge von AD und der Übersetzung in die DGS steht dabei in Wechselwirkung mit der Komplexität des Inhalts des jeweiligen Lehrvideos: Je nach Komplexität ist daher das Ziel einer gleichen zeitlichen Länge der Versionen und damit die Integration in ein gemeinsames Video nicht sinnvoll. Entscheidungen zu den obigen Fragen unter a) und b) sollten daher unter Beachtung der technischen Möglichkeiten des Players und der Komplexität der Inhalte getroffen werden.

  • Wenn das Ziel eine gleiche Länge ist, um alle Versionen innerhalb eines barrierefreien Players abzuspielen, müssen Gebärdensprachübersetzungen an der Länge der gesprochenen Version orientiert und AD in vorhandene Sprechpausen eingefügt werden. Dies bietet sich ausschließlich für simple Visualisierung an aus denen kurze AD folgen.
  • In Lehrvideos, die komplexe Inhalte und Visualisierungen vermitteln, empfiehlt es sich die Länge der AD und DGS Version unabhängig von der Länge des lautsprachlichen Videos zu gestalten. Dadurch wird die inhaltliche Komplexität nicht durch eine strikte Orientierung am lautsprachlichen Video verknappt. So müssen AD nicht in kurze Sprechpausen gezwängt werden, sondern können komplexe Visualisierungen angemessen wiedergeben. Die Gebärdensprachübersetzung kann ebenfalls entlang der eigenen sprachlichen Logik gestaltet werden (siehe auch 2.2.2 Audiodeskription und 2.2.3 Übersetzungen in die Deutsche Gebärdensprache). Dies führt dazu, dass mehrere, unterschiedlich lange Videoversionen zur Verfügung gestellt werden.

Für die zweite Variante mit separaten Videos hat sich auch das DaLele4All-Team entschieden. Komplexe Diagramme und umfangreiche statistische Darstellungen benötigen mehr Zeit und können nicht in kurzen Sprechpausen erläutert werden.
Die beiden folgenden kostenfreien Player ermöglichen die Einbindung barrierefreier Video- und Audiodateien:

  • Das Video-Player-Plugin von Aktion Mensch zur Einbindung barrierefreier Videos auf einer Internetseite. Nach Bedarf zuschaltbar sind UT, AD und DGS.
  • Der Able Player ist ein barrierefreier, browserübergreifender HTML5-Player, der so konzipiert wurde, dass er den unterschiedlichen Bedürfnissen und Vorlieben der Nutzer*innen gerecht wird. Unterstützt werden UT, AD und DGS. Möglich sind auch verschiedene Sprachen, individuelle Geschwindigkeit und ein interaktives Transkript. Auf der Homepage finden sich Beispiele für die denkbaren Varianten.

Eine Kurzübersicht über die Barrierefreiheit weiterer Player findet sich unter sprungmarker.de.