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2.2.1 Videoaufnahme

Nachdem die Inhalte eines Videos in Form eines Skripts und einer Präsentation in der Vorbereitungsphase erarbeitet wurden, ist der nächste Schritt die Aufzeichnung des Videos. Die Aufzeichnung sollte vor einem neutralen Hintergrund geschehen (siehe 2.1.3 Inhalte und Layout und 2.2.3 Gebärdensprachübersetzung). Für die Videoaufzeichnung gibt es verschiedene Möglichkeiten:

  • Eine Aufnahme mit den eigenen vorhandenen Arbeitsmitteln im Büro oder Homeoffice ist günstiger. Gute externe Kameras und Mikrofone steigern die Qualität gegenüber einer Aufnahme über den Laptop. Der Service für Digitales Lernen und Lehren der Universität Göttingen gibt Tipps für solche Aufnahmen. Gleichzeitig verbleiben dabei auch jegliche Arbeitsschritte der (technischen) Produktion und Postproduktion im eigenen Aufgabengebiet.
  • Eine professionelle Aufnahme über externe Vergabe lagert die ggf. ungewohnten Arbeitsschritte aus. Dies ist hingegen kostenintensiv und es bedarf organisatorischer Absprachen mit den Dienstleistenden. Allerdings ist die Qualität der Aufzeichnung i. d. R. höher. Ebenfalls stehen in professionellen Studios weitere Funktionen zur Verfügung, wie bspw. ein Green Screen oder ein Teleprompter, mit dem ein Ablesen des Skriptes mit Blick in die Kamera ermöglicht wird. Des Weiteren sind technische Aspekte der Postproduktion, wie Schnitt oder Ton- und Farbkorrekturen i. d. R. Teil des Servicepakets.

Ebenso muss über den Umfang der Videos entschieden werden: Eine Konzeption der Inhalte auf Einheiten von 10-20 Minuten ist optimal. Dies erleichtert die Aufnahme und Postproduktion und den Zugang der Lernenden im Vergleich zu deutlich längeren Videos. Zudem muss entschieden werden, ob die Aufnahme aus einzelnen Einheiten bestehen soll, die zusammengeschnitten werden oder ob ein durchlaufendes, zusammenhängendes Video in Echtzeit (One-Take) das Ziel ist. Die Entscheidung kann davon abhängen, welche Art von Lehrvideo produziert werden soll. Zusammengeschnittene Einheiten benötigen mehr Nachbearbeitung. Sie bieten sich besonders bei langen Videos an, wie Vorlesungsaufzeichnungen oder wenn generell unterschiedliche Bildansichten geplant sind. Wechsel im Bildaufbau verlangen zudem mehr Vorbereitung und Umbau zwischendurch. Ein One-Take Video verlangt hingegen mehr Geduld bis eine (fast) fehlerfreie Aufnahme entsteht, Schnittarbeit fällt aber weitgehend weg. Ein One-Take bietet sich bei kürzeren Lehreinheiten an oder wenn bspw. Anschauungsbeispiele auch in ‚Häppchen‘ serviert werden können.

Im DaLeLe4All-Team haben wir uns für eine professionelle Aufzeichnung über externe Vergabe entschieden und den Auftrag an das Videoteam der Staats- und Universitätsbibliothek (SUB) Göttingen vergeben. Das eingekaufte Servicepaket umfasste neben den Aufzeichnungen der Videos und Audiodeskriptionen (AD) auch die Übernahme verschiedener Aspekte der (technischen) Postproduktion, wie Ton- und Farbkorrekturen, Schnitt, Einfügung der Folien, Einfügung der AD, Generierung und Einfügung der Untertitel (UT). Unsere Vorbereitung des Inhalts für das erste Video sowie die Aufnahme hat deutlich mehr Zeit in Anspruch genommen, als für die folgenden. Basierend auf der ersten Erfahrung, in der wir eine komplette Vorlesungssitzung als One-Take aufgenommen haben, haben wir die folgenden Videos sukzessive als kürzere Lehreinheiten entworfen. Für die Aufnahmen wurden im Schnitt 4-5 Takes benötigt. Da nicht alle Websites und Portale barrierefreie Videoplayer integriert haben, mit denen mehrere Audio- und Videospuren abspielbar sind, haben wir vom Videoteam von jedem Video drei Versionen bekommen. Diese umfassen ein Video a) in Lautsprache, b) in Lautsprache mit AD und c) in Lautsprache mit UT. Mit der Übersetzung des lautsprachlichen Videos d) in die Deutsche Gebärdensprache (DGS) haben wir die Firma yomma beauftragt, die für diese Version ebenfalls die Schritte der Postproduktion übernommen hat.

Das Bild zeigt ein technisches Kamerabild und somit den Blick durch die Kamera auf das Gefilmte. Herr Silbersdorf steht zentral in der Mitte, neben ihm ist die Präsentationsfolie eingeblendet. In der Ansicht sind zudem unterschiedliche technische Angaben eingeblendet, wie die Lichtempflindlichkeit, Farb und Tonwerte.
Abbildung 5: Beispiel eines technischen Kamerabilds. Die Anzeigen erlauben die Überprüfung der aufnahmetechnischen Parameter wie Tonpegel, Belichtung und Fokus.

Durchführungsschritte bei externer Vergabe:

  • Abstimmung über Anzahl der Videos, ihre geplante Länge und Leistungen der Postproduktion im Vorfeld.
  • Bereitstellung des Sprechskripts (Word) für den Telepromptertext und der Präsentationsfolien an das Videoteam einige Tage vor dem Aufzeichnungstermin.
  • Der Aufnahmetag beginnt mit einer Stand- und Sprechprobe, um die Position der Aufnahmegeräte, die Bildaufteilung und die Geschwindigkeit des Teleprompters einzurichten. Anschließend folgt die Aufzeichnung.
  • Das Videoteam führt im Nachhinein die verabredeten Leistungen der Postproduktion aus und stellt die Videos zur Verfügung. Notwendige Änderungen, z. B. Korrekturen in UT oder auf den eingeblendeten Folien, sind im Nachgang noch möglich.

Für die lautsprachliche Version des Videos sind folgende Arbeitsschritte erforderlich:
  1. Entscheidung für die passende Methode der Videoaufzeichnung (eigene Aufzeichnung oder externe Vergabe)
  2. Entscheidung über den Umfang (Länge und Zusammenschnitt oder One-Take)
  3. Erstellung des Skripts und der Folien
  4. Aufnahme der Audio-/Videospur vor neutralem Hintergrund
  5. Ggf. Postproduktion: Schneiden, Einblendung der Präsentation neben Sprecher*in

Tipps für die Praxis

  • Es bietet sich an, vorab die eigene Körpersprache und Handgesten zu üben und ggf. mit Kolleg*innen zu optimieren. Auch Notizen zu Gesten können im Skript vermerkt werden, damit in der Aufnahme auf die richtige Seite gezeigt wird, in der die Präsentation im Nachhinein eingeblendet wird.
  • Kleine Versprecher während der Aufnahme können direkt korrigiert werden. Bei zahlreichen Versprechern sollte die Aufnahme abgebrochen und neu gestartet werden. In der Postproduktion gibt es zwar unterschiedliche Möglichkeiten Fehler zu korrigieren, aber jede Korrektur bedeutet Mehrarbeit und nicht alle Fehler lassen sich gleich gut korrigieren.
  • Das Skript sollte nicht nur vorgelesen, sondern vorgetragen werden. Kleine Abweichungen und Handgesten unterstützen einen natürlicheren Lese- und Sprachfluss. Hierbei kann es jedoch auch zu ungünstigen Formulierungen kommen und eine Rückkehr ins Skript gelingt nicht immer problemlos. Größere Abweichungen erschweren auch die UT.
  • Es sollte deutlich langsamer gesprochen werden, als das übliche Sprachgefühl vorgibt. Sprechpausen, z. B. bei Folienumbrüchen, begünstigen auch die Standzeiten der UT (siehe 2.2.4 Untertitel).