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2.2.4 Untertitel

Für Menschen, die nicht oder eingeschränkt hören können, sind Untertitel (UT) hilfreich. UT stellen eine Übersetzung des im Video Gesprochenen in Schrift dar und werden am unteren Bildrand eingeblendet. Zudem helfen UT auch Menschen, die das Video in einer lauten Umgebung ansehen, eine schlechte Internetverbindung haben oder deren Erstsprache nicht der Lehrsprache im Video entspricht. Die UT bleiben so nah wie möglich am Originaltext, wenn das Verständnis nicht darunter leidet. Es ist also erlaubt ggf. Sätze anzupassen, um das Verständnis zu erleichtern. Die Untertitelung erfolgt in der Lehrsprache. Es können auch weitere Sprachen integriert werden. Die UT sollten frei zuschaltbar sein (closed captions), was meistens mit dem Symbol CC gekennzeichnet wird. Dies bietet deutlich mehr Flexibilität und weist weniger Barrieren auf, da UT für einige Nutzer*innen zwingend erforderlich sind, aber für andere ablenkend sein können. Ermöglicht der Player kein freies Zuschalten, können die UT in eine Kopie des Videos integriert werden. Sie können dann nicht abgeschaltet werden. Idealerweise sollte in diesem Fall eine zweite Version des Videos zur Verfügung gestellt werden. Die gängigsten Dateiformate für UT sind .srt und .vtt. Informieren Sie sich, welche Formate der zur Verfügung stehende Player unterstützt.

Für die Erstellung der UT stehen unterschiedliche Methoden zur Wahl:

  • Automatisch generierte UT, in der die gesprochene Sprache durch linguistische Datenverarbeitung in Text gewandelt wird, sparen Zeit und Arbeitskraft. Sofern die eigene Einrichtung keine Software-Lösung für automatisierte UT bereitstellt, ist eine gängig kostenlose, automatisierte Methode UT über YouTube generieren zu lassen. Einen kostenpflichtigen Dienst bietet bspw. Amberscript. (Angehörige der Universität Göttingen können Amberscript über eine universitäre Lizenz nutzen.)
    Die auf den Plattformen hergestellten UT können nachbearbeitet werden und als Datei heruntergeladen werden. Diese Funktion erlaubt eine spätere Einbindung in den verwendeten Player bzw. das Einbrennen in das Video. Im Internet gibt es unterschiedlich komplexe Anleitungen zum Vorgehen auf YouTube, wie bspw. diese vom TJFBG. Auch wenn die Videos nicht auf YouTube veröffentlicht werden, muss zuvor ggf. selbst abgewogen oder Rücksprache gehalten werden, ob das Hochladen des Videos datenschutzrechtlich unproblematisch ist. Es gelten die Vorgaben der DSGVO, die Gesetze des Bundes und der Länder sowie die Regelungen der Organisation. Halten Sie Rücksprache mit jeweils zuständigen Beauftragten für Datenschutz und Informations- bzw. IT-Sicherheit Ihrer Organisation. Zwar ist die Qualität von verfügbaren Speech-to-text Funktionen in den letzten Jahren deutlich gestiegen, dennoch müssen automatisch generierte UT grundsätzlich auf Richtigkeit (z. B. von Fachwörtern, Namen, Theorien) überprüft und korrigiert werden. Es bietet sich an im Vier-Augen-Prinzip zu verfahren.
  • Die manuelle Erstellung von UT ist im Vergleich zu automatisch generierten UT sehr zeitaufwändig. Ohne ein Skript muss die Tonspur komplett transkribiert werden und es müssen Zeitmarken gesetzt werden. Das aktuelle Sprechskript des aufgenommenen Videos hilft auch hier Ressourcen zu schonen. Nach einem Abgleich des Skripts mit der Tonspur des Videos, können die einzelnen Sätze per copy/pastein den Untertiteleditor kopiert werden und die Zeitmarken im ebenfalls in den Editor geladenen Video gesetzt werden. Ein empfehlenswertes browserbasiertes Editor Tool ist Subtitle Horse, als Desktop-Editor empfiehlt sich Subtitle Workshop. Der Leitfaden zur Erstellung von Untertiteln in universitären Lehrveranstaltungenvon der TU Dortmund verknüpft anwendungsorientiert eine Anleitung der Erstellung mit Praxistipps. Gleichzeitig beinhaltet er auch Informationen zu Anforderungen an UT, Dateiformaten und einem weiteren Editor-Programm.
  • Das Video kann zudem in unterschiedlichem Umfang untertitelt werden. Neben UT in der Lehrsprache, z. B. deutsche Lautsprache können UT in weitere Sprachen übersetzt werden.
  • Bei der Untertitelung müssen die Untertitel-Standards zur Gestaltung, Einblendung, Inhalt etc. beachtet werden. Die Websites des Rundfunksenders NDR und des Projekts BIK-für-Alle geben einen umfangreichen Überblick über die zu verwendenden Standards.

Im DaLeLe4All-Team haben wir uns in Bezug auf die Methode für eine externe Vergabe der automatisiert erstellten UT in der Lehrsprache Deutsch entschieden. Der Auftrag wurde ebenfalls an das Videoteam der SUB vergeben. Die erstellten UT wurden durch studentische Hilfskräfte korrigiert und durch das Videoteam in eine Kopie des lautsprachlichen Videos ‚eingebrannt‘.

Beispiel einer Ansicht mit Untertiteln: Links im Bild wird eine Vorlesungsfolie gezeigt und rechts ist der Dozent platziert, der bis zur Hüfte gezeigt wird. Unter der Folie mittig wird ein zweizeiliger Untertitel in weißer Schrift eingeblendet, der durch einen dunklen Balken hinterlegt ist.
Abbildung 9: Beispiel einer Untertitelung.

Für die Umsetzung sind folgende Arbeitsschritte erforderlich:
  1. Entscheidung für eine Methode (automatisch oder manuell erstellte Untertitel)
  2. Entscheidung für den Umfang (Untertitel in Lehrsprache und ggf. weiteren Sprachen)
  3. Erstellung der Untertitel
  4. Korrektur der Untertitel und ggf. technische Nachbearbeitung (z. B. stilistische Hervorhebungen oder ‚einbrennen‘)

Tipps für die Praxis

  • Achten Sie bereits bei der Erstellung des Skripts auf kurze, einfache Sätze. Diese sind als UT deutlich einfacherer zu lesen. Komplizierte Satzstrukturen mit vielen Satzeinschüben machen UT schwer verständlich. Wir haben bspw. den folgenden, ursprünglichen Satz in Hinblick auf die UT in drei Sätze unterteilt:
    Alt: „Ähnlich wie der zunehmende Einsatz von wasserdampfgetriebenen Maschinen im 19. Jh. und dann die mittels Öl voran getriebene Motorisierung im 20. Jh. unsere Gesellschaft in ihrem alltäglichen Leben prägte, bringt auch die immer stärkere Nutzung von Daten in der heutigen Zeit einen tiefgreifenden Wandel unserer Lebenswelten mit sich.“
    Überarbeitet:„Im 19. Jh. bedeutete der zunehmende Einsatz von wasserdampfgetriebenen Maschinen gravierende Umwälzungen im Arbeitsleben breiter Gesellschaftsteile. Im folgenden 20. Jh. prägte die mittels Öl voran getriebene Motorisierung unsere Gesellschaft im beruflichen und privaten Leben maßgeblich. Und in diesem aktuellen Jahrhundert zeichnet sich bereits ab, wie sehr die immer stärkere Nutzung von Daten einen ebenso tiefgreifenden Wandel unserer Lebenswelten mit sich bringt.“
  • Achten Sie bei der Videoaufnahme ebenfalls auf ein langsameres Sprechtempo und Pausen um die Standzeiten der UT zu erhöhen und damit die Zugänglichkeit zu optimieren.
  • Wenn Sie ein Video mit mehreren Sprecher*innen untertiteln, wählen Sie einen Untertitel-Editor (z. B. Subtitle Workshop), der unterschiedliche Schriftfarben unterstützt. So können Sie den Sprecher*innen eine eigene Schriftfarbe zuweisen. Hierbei ist auf eine barrierefreie Farbwahl zu achten, da manche Farben auf einem schwarzen Hintergrund, der häufig für UT genutzt wird, schlecht lesbar sind. Die Schriftfarbe und der Hintergrund müssen sich gut voneinander abheben (siehe auch die Hinweise der Bundesarbeitsgemeinschaft der Taubblinden e. V.). Markieren Sie alternativ im UT Sprecher*innenwechsel durch den Namen und einen Doppelpunkt oder einen Bindestrich.
  • Neben der notwendigen Korrektur von Schreibfehlern, ist es sinnvoll UT leicht zu bereinigen. Ausdrücke eines natürlichen Sprachflusses, wie ‚Äh‘ und ‚Ähm‘, genauso wie Füllwörter (so, also, etc.) oder auch Wortwiederholungen können in Lehrvideos aus den UT gelöscht werden. In anderen Formaten, wie bspw. zu analysierenden Interviewsequenzen oder Schulklassen-Interaktionen, kann es hingegen sinnvoll sein, keinerlei Bereinigung der UT durchzuführen.
  • Sofern Ihnen im gesprochenen Text kleine Fehler unterlaufen sind, sollten diese im UT gleich korrigiert geschrieben werden. Um auch Personen, die das Video ohne UT anschauen auf die sprachliche Ungenauigkeit hinzuweisen, sollten Sie den Fehler bzw. die Korrektur kenntlich machen. Sie können den Hinweis z. B. durch eine visuelle Einblendung und/oder auditive Ergänzung an der Fehlerstelle im Video oder am Ende des Videos anbringen. Achten Sie darauf, die Korrektur in allen Versionen wahrnehmbar zugänglich zu machen.